Am 25. und 26. August feiern die Oltner Pontoniere ihren 130. Geburtstag mit einen nationalen Wettfahren – am 27. August findet am selben Ort die Schweizer Meisterschaft der Jungpontoniere statt.
17 und 70: Das sind keine Punktzahlen aus dem Pontoniersport, sondern die Altersangaben zu Timon Hügli und Martin Brugger. Das Spezielle daran: Beide sind aktive Pontoniere. Es gibt wohl nur wenige Sportart, in welchen man sich auch körperlich zu betätigen hat, wo solche Altersspannweiten anzutreffen sind. «Ich rechne mir rein sportlich betrachtet nicht so viel aus», meint der 70-jährige Martin Brugger realistisch im Hinblick auf das Wettfahren in Olten. Um später doch anzufügen: «Aber einigermassen eine Gattung möchte ich trotzdem machen.»
Starten wird er zu seinem persönlich 12. Wettfahren auf der Oltner Aare mit seinem jüngeren Sohn. Etwas, was er in seiner Karriere bisher nie zustande gebracht habe. Sein jüngerer Sohn ist zwar unterdessen nicht mehr aktiv bei den Oltner Pontonieren dabei, liess sich aber problemlos überzeugen, wieder einmal an einem Wettfahren teilzunehmen.
Der um 53 Jahre jüngere Timon Hügli startet ein wenig ambitionierter in den Wettkampf, auch wenn es ihm und seinem Vorderfahrer in dieser Saison bisher nicht nach Wunsch gelaufen ist. «Da die Jungpontonier-Schweizer Meisterschaft auf heimischem Gewässer stattfindet, sollten wir den Parcours einigermassen beherrschen», argumentiert Hügli.
Martin Brugger und Timon Hügli gehen also mit unterschiedlichen Vorzeichen in Olten an den Start. Eines haben sie auf aber jeden Fall gemeinsam: Beide sind sie Steuermänner. Das heisst: Sie stehen im Boot beziehungsweise im Weidling hinten und steuern zusammen mit ihren Vorderfahrern das Boot gekonnt durch den auf der Aare ausgesteckten Parcours.
Dieser spannenden Herausforderung zum Trotz fristet die Sportart ein Nischendasein und hat noch immer gegen diverse Vorurteile zu kämpfen. So beispielsweise etwa gegen die klar militärischen Strukturen, die im Pontoniersport herrschen sollen. «In erster Linie ist noch das Material, mit welchem wir trainieren, vom Militär. Viele militärische Formen und Gepflogenheiten sind hingegen verloren gegangen.
Für manche ist es beinahe zum Spitzensport geworden. Wer ganz vorne in der Rangliste mitfahren will, muss meiner Meinung nach bis zu fünfmal die Woche auf dem Fluss trainieren und sich auch im Winter ranhalten. Der Sport ist athletischer geworden», urteilt Martin Brugger, der dieser Entwicklung vor allem Positives abgewinnen kann. So fühlen sich auch die Jungen, die teilweise weniger militärisch angehaucht sind als die Generationen zuvor, bei den Pontonieren heute wohl. «So wie der Sport jetzt ist, passt es. Die Sportart ist anspruchsvoll und cool», resümiert Timon Hügli.
So unterschiedlich die Zeiten, in welchen Martin Brugger und Timon Hügli zu den Pontonieren gestossen sind, so unterschiedlich ist auch ihr erster Kontakt mit dem Sport ausgefallen. Martin Brugger gelangte schon beinahe auf klassischem Weg über seinen Vater zum Pontoniersport. Begonnen hatte er in Aarau, ehe er 1972 zu den Oltner Pontonieren wechselte. Und insgesamt bildete er 48 Jahre lang mit seinem jüngeren Bruder Kurt ein Fahrerpaar inklusive Schweizer-Meister-Titel als Karrierehöhepunkt.
Heute lebt Martin Brugger in Basel und trotzdem reist er im Sommer mindestens zweimal die Woche nach Olten zum Training. «Hier bin ich verwurzelt und hier habe ich meine besten Pontonierkollegen. Daher gab es für mich auch nie einen Grund, den Oltner Pontonieren den Rücken zu kehren», erklärt Brugger seine Treue zu Verein und Kollegen.
Timon Hügli seinerseits gelangte über den vor ein paar Jahren eingeführte Schnuppertag zu den Pontonieren. Der Schnuppertag ist auch das neue Oltner Erfolgsrezept, um Kinder und auch deren Eltern für den Pontoniersport zu begeistern. Auch die wachsende Gruppe von Jungen, die anpackt, stimmt Martin Brugger optimistisch, was die Zukunft des kleinen Oltner Sportvereins anbelangt. «Es gab eine Phase, da habe ich befürchtet, dass es die Oltner Pontoniere nicht mehr lange geben könnte. Jetzt aber bin ich wieder viel zuversichtlicher.» Und Timon Hügli ergänzt abschliessend: «Wir sind zwar noch immer ein kleiner Verein, aber dafür eine sehr verschworene Truppe.»