Oltner Fasnacht
Oltner Obernaar wünscht sich «eine gute, schöne, gemütliche Fasnacht»

«Olte bliibt Olte, wie's singt und lacht»: Kommt das gut, wenn der neue Obernaar das Motto der Mainzer Fasnacht abkupfert? Rolf dr 3. alias Rolf Walser deutscht es so aus: «Wir singen und die Leute sollen lachen.» Aber er selbst will auch mitlachen.

Anja Lanter
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Rolf dr 3. misst seinem Obernaaren-Amt nicht allzu viel Bedeutung zu und freut sich lieber auf eine «gemütliche Fasnacht».

Rolf dr 3. misst seinem Obernaaren-Amt nicht allzu viel Bedeutung zu und freut sich lieber auf eine «gemütliche Fasnacht».

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«Für mich wird diese Fasnacht eine der Trockneren sein.» Bevor sich aber Entsetzen auf den Gesichtern der Fasnacht-Fans breit macht, soll Entwarnung gegeben werden: «Alkoholmässig, versteht sich», ergänzt der diesjährige Obernaar Rolf dr 3. alias Rolf Walser. Denn das Motto «Olte bliibt Olte, wie’s singt und lacht» klingt jedenfalls verheissungsvoll fröhlich und ganz und gar nicht trocken.

Büttenredner zum Vorbild

Wem diese Wendung irgendwie bekannt vorkommt, der liegt absolut richtig. Rolf dr 3. hat die Worte nämlich nicht einfach so aus der Luft gegriffen: Als Vorbild diente vielmehr der Spruch «Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht». Ihn würden die Büttenredner an der deutschen Fasnacht faszinieren, begründet Rolf dr 3. seine Mottowahl. Als vor zwei oder drei Jahren klar wurde, dass er das Amt übernehmen möchte, wusste er deshalb bald, dass sein Motto an diese «genialen Redner» angelehnt sein sollte. «Wir lachen zwar immer über die Fasnacht in unserem deutschen Nachbarland; dabei herrscht dort eine Bombenstimmung – was in Olten nicht immer der Fall ist», schiebt er nach.

Einen Unterschied macht auch die Art und Weise, wie ein Thema von den Fasnächtlern dort angegangen wird: «In Deutschland wird ein Sachverhalt meist bitterböse behandelt. Wir Schweizer Fasnächtler sind im Vergleich dazu regelrechte ‹Schnodderbuebe›.»

Wenn schon das Motto von der deutschen Fasnacht abgekupfert wurde, dient sie auch sonst als Vorbild? Wird die Fasnacht unter Rolf dr 3. bitterböse? «Meine Bazille-Zunft und ich werden traditionelle Schnitzelbänke singen – vielleicht werden wir dies tatsächlich etwas spitzer als andere tun, dafür aber feiner. Allerdings wird es keine Schläge unter die Gürtellinie geben», beruhigt er potenzielle Opfer.

2013 war ein «gäbiges» Jahr

Opfer gibt es jedenfalls reichlich. Es sei jahrelang schwierig gewesen, Schlaues über die Stadt Olten zu bringen. Im Jahr 2013 allerdings sei viel passiert, was an der Schlüsselübergabe auch zum Ausdruck gebracht würde: «Um die Begriffe ‹Sparen, Peter Schafer, Malerei und 20er Zone› wird man an dieser Fasnacht wohl nicht herumkommen», verrät der Obernaar mit einem Augenzwinkern. Wenigstens für die Fasnächtler seien solche Ereignisse wie eine nicht eingereichte Stadtpräsidentschaftskandidatur «gäbig». Trotzdem wäre es vermessen zu behaupten, die diesjährige Fasnacht sei eine politische, meint er. So werde die Proklamation ganz traditionell verlaufen, ohne dass das Wort «Politik» in den Mund genommen wird. «Schliesslich weiss ich nicht einmal, ob dies die Leute überhaupt interessiert.»

Apropos Interesse: Wann entdeckte Rolf dr 3. eigentlich seine Liebe zur fünften Jahreszeit? «Zur Fasnacht kam ich erst im Erwachsenenalter. Ich kannte einige Mitglieder der Bazille-Zunft und nahm in der Folge als Bilderzeiger und Sänger an meiner ersten Fasnacht im Jahr 1987 teil.»

Es «geigt»

Das Singen und Zusammensein mit Freunden stelle für ihn auch der Reiz der Fasnacht dar und er freue sich vor diesem Hintergrund natürlich in erster Linie auf die Schnitzelbänke mit seiner Zunft. «Die Unterstützung der Bazillen ist garantiert. Mit ihnen und meinen Trabanten Markus Nünlist, Ruth Eugster, Hanspeter Soland und Christof Schelbert hat es bis jetzt immer gegeigt.»

Was seine Frau und die drei Kinder angeht, geigte es bezüglich seiner Obernaaren-Ambitionen jedoch nicht von Anfang an. «Zu Beginn machte sich Skepsis breit, die sich aber mittlerweile gelegt hat. Vor allem meine zwei Töchter, die beide Mitglieder einer Gugge sind, haben ganz andere Vorstellungen einer guten Fasnacht als ich.» Inputs und Vorschläge vonseiten der Familie seien auf jeden Fall da. «Ob ich sie auch umsetzen kann oder möchte, das ist eine ganz andere Frage.»

Gemeinsames Erlebnis im Zentrum

Was möchte er nun konkret umsetzen? Ein guter Auftritt mit der Zunft steht jedenfalls ganz zuoberst auf seiner Liste. Und sonst? «Diese spannende Zeit mit meiner Zunft erleben zu können und es untereinander gut zu haben, das ist mir wichtig», bekräftigt er und relativiert die Bedeutung seines Amtes: Die Fasnacht finde mit oder ohne Obernaar statt. «Es soll einfach eine gute, schöne und gemütliche Fasnacht werden. Einer ist halt einfach noch der Chef – und dieses Jahr bin ich das», gibt er sich bescheiden. Und wie kann man sich diesen Chef vorstellen? «Ich bin im Vergleich zu meinen Vorgängern sicherlich nicht der extrovertierte Obernaar, der mit jeder und jedem etwas trinken geht und nebenbei noch die ganze Beiz unterhält.» Daran finde er jedoch nichts Schlechtes, schliesslich mache jeder Obernaar das, was seinem Typ entspreche. «Diese Vielfalt dünkt mich spannend.»

Die Fasnacht repräsentieren

Sein Interesse für die kulinarische Seite der fünften Jahreszeit hält sich dagegen in Grenzen. «Fasnachtschüechli gibt es zwar schon zu Hause und ich werde ab und zu auch ein Schenkeli essen; mehr ist da aber nicht.» Seit seinem Amtsantritt am 11. Januar befindet sich zudem der Obernaaren-Fez in seinem trauten Heim. «Grössere Veränderungen seit dem Hilari und meinem Amtsantritt hat es aber bisher nicht gegeben», zieht der frischgebackene Obernaar Bilanz über die ersten Tage.

Lieber misst er anderen Dingen Bedeutung zu: Er freue sich in erster Linie auf die Proklamation und die Schlüsselübergabe mit dem neuen Stadtpräsidenten – «das kommt gut». Der Fasnachtsumzug und auch die Schnitzelbänke stellten für ihn weitere Höhepunkte der Fasnacht dar. Und was sieht er als absolutes Highlight seines Obernaaren-Daseins? «Es gibt diese eine Figur, die ganz vorne steht und die Fasnacht repräsentiert; das finde ich eine tolle Sache. Und dass gerade ich dieses Amt bekleiden darf, ist natürlich erste Sahne.»

Zeitaufwand und steigender Druck

Trotzdem kann er im Obernaaren-Dasein auch Schwierigkeiten ausmachen: Der Zeitaufwand und die Arbeit seien enorm. Zudem laste ein stetig grösser werdender Druck auf einem. «Es ist natürlich etwas ganz anderes, ob ich als Arzt ein Referat über ein medizinisches Thema halte, oder aber als Obernaar vor den und gleichzeitig für die Fasnachtskollegen sprechen muss. Im letzteren Fall sollten sich die Worte bestenfalls noch reimen und lustig sein», benennt er einen Stressfaktor. Seine Tätigkeit als Arzt und die Praxis in Däniken sollen jedoch nicht darunter leiden, schiebt Rolf dr 3. nach.

So können nicht nur seine Patienten, sondern auch die Fasnachtsteilnehmer aufatmen; Walser betrachtet sich nämlich trotz seines Berufes nicht als Aufpasser: «Auch wenn ich Arzt bin, fühle ich mich nicht für Saufereien oder Ähnliches verantwortlich.» An die Fasnachtsbesucher richtet er jedoch eine andere Bitte: «Geht aus euch raus und konsumiert nicht nur. Wenn wir Bazillen Schnitzelbänke vortragen, soll man uns zuhören und auf keinen Fall während unseres Auftritts den Text nachlesen. Dazwischensingen geht ebenfalls gar nicht.»

Aber was bleibt vor diesem Hintergrund noch vom Motto übrig? Heisst es doch, dass ganz Olten singen würde ... «Wir singen und die Leute sollen lachen», konkretisiert Rolf dr 3. seine Wünsche. Und was ist mit ihm – lacht er denn nicht? «Doch, natürlich», schmunzelt der Obernaar und tatsächlich macht sich ein Grinsen auf dem Gesicht von Rolf dr 3. breit. Und dieses wird ihm wohl so schnell nicht vergehen – schliesslich hat er ja genug (politischen) Zündstoff für eine fulminante Fasnacht im Köcher.