Seit Kurzem ist ein Monopoly Olten erhältlich. Die neuste Monopoly-Version hat zwar viele bekannte Felder, doch es wäre noch mehr möglich gewesen. Die OT-Redaktion hat das Brettspiel getestet.
Monopoly – ein Garant für kurzweilige Stunden und ausufernde Konflikte über fiktiven Besitz unter Familie und Freunden. Seit Kurzem ist das Spiel in einer Oltner Version erhältlich; wir haben es getestet.
In der ersten Runde werden alle Felder einer genauen Betrachtung unterzogen. Vorbei sind die Zeiten, als der Zürcher Paradeplatz als prestigesträchtigstes Grundstück herhalten musste. An seiner Stelle steht auf dem Oltner Feld das Stadttheater, welches man sich für 400 Monopolyfranken kaufen kann. Das billigste Grundstück ist die Schützenmatte. «Die Schützi ist das Chur von Olten», stellt ein Kollege fest.
Für die Aare muss ein gelber Hunderter abgedrückt werden. «Wie soll ich ein Hotel auf die Aare stellen?», sagt der andere Kollege. Doch von solchen Investitionen sind wir noch weit entfernt. Jetzt geht es darum, möglichst viele Grundstücke zu kaufen. Die Baslerstrasse und das Richteramt sind schon weg.
Der Kaplaneiplatz ist keinem Redaktor so richtig geläufig, gekauft wird er trotzdem. Die Alte Holzbrücke, die Wildsau und die Stadt- sowie die Martinskirche gehören zweifellos auf ein Monopolybrett der Stadt.
Die Felder «Versicherungs Center Mittelland», «Kirchgasse - Schreiber» sowie die «Brauerei Drei Tannen» wirken eher willkürlich. Nach welchen Kriterien wurden diese Felder ausgewählt?
Auf der Verpackung des Spiels prangt das Logo von Olten Tourismus. «Die Macher des Spiels haben sich bei uns gemeldet und wir haben ihnen die Highlights der Stadt aus touristischer Sicht bekannt gegeben», sagt der Leiter des Büros, Stefan Ulrich. Das Spiel sei ein Klassiker, den man gern unterstützt habe.
«Aber sonst haben wir uns rausgehalten», betont Ulrich. «Ein solches Spiel zu produzieren ist nicht unsere Kernaufgabe. Es ist auch kein Geld geflossen zwischen dieser Firma und uns.»
Richtige Scheine sind dafür zwischen den Unternehmern mit Feld und der Firma Unique Gaming Partners in Lichtenstein geflossen, die das Spiel produziert hat. Die junge Brauerei Drei Tannen hat sich aus verschiedenen Gründen für ein Spielfeld entschieden: «Wir fanden die Idee, auf dem Oltner Monopoly zu sein, witzig. Für mich weckt das Spiel Kindheitserinnerungen», sagt Co-Besitzer Luc Capus.
«Deshalb haben wir uns bei der Firma, die das Spiel herstellte, gemeldet. Für einen für uns namhaften Betrag haben wir uns ein Feld gekauft. Nach einigem Hin und Her haben wir uns das gegönnt.» Für einen Preis von 200 Monopolyfranken kann man sich im Spiel das Feld der Brauerei locker leisten.
Fünf Felder weiter dürfte sich der Oltner wundern. «Schulhaus Bannfeld» verspricht die Aufschrift, auf dem Bild ist aber das Schulhaus Frohheim zu sehen. Über diese mangelnde Sorgfalt hat sich Luc Capus geärgert. «Das hätte man vor der Produktion noch einem Oltner zum Kontrollieren geben sollen», sagt er.
Auch das Versicherungs Center Mittelland hat sich ein Feld gegönnt. «Über einen Artikel im Oltner Stadtanzeiger haben wir vom Oltner Monopoly erfahren. Es stand auch drin, dass es Werbemöglichkeiten für ortsansässige Firmen geben wird», sagt Geschäftsführer Gökhan Karabas.
«Daraufhin habe ich mich gemeldet und wir konnten uns einigen, dass ein Feld für unsere Firma reserviert wird.» Wie teuer ein Feld für Unternehmen war, wollte niemand verraten. Wie diese Zeitung weiss, reicht der auf dem Spielfeld angeschriebene Betrag nicht, auch wenn man ihn mit echtem Geld begleichen möchte.
Auch die Buchhandlung Schreiber hat sich aus eigener Initiative um den Auftritt im Monopoly-Olten gekümmert. «Ein solches Projekt steht und fällt mit den Werbern, die es unterstützen. Wir haben zudem einen Deal gemacht, dass wir im ersten Monat nach Erscheinung des Spiels das einzige Geschäft sein werden, welches das neue Monopoly verkauft», verrät Vincenzo di Giuseppe von der Buchhandlung.
Das Spiel sei gut angelaufen, schon vor dem Verkaufsstart habe die Buchhandlung 100 Vorbestellungen entgegennehmen können. «Ältere und junge Leute interessieren sich dafür. Ich könnte mir vorstellen, dass es zu einem Longseller wird. Ich finde es schön, dass Olten seine eigenes Monopoly bekommen hat.»
André Tschumper, der Geschäftsführer der Unique Gaming Partners AG erklärt, wie das Monopoly Olten zustande kam.
Wieso gerade ein Monopoly Olten?
Wir versuchen mit unseren Schweizer Produkten regelmässig, auch kleinere Regionen zu berücksichtigen.
Wie wurden die Felder ausgewählt?
Wir haben Aufruf gestartet und die Bevölkerung gefragt, welche Orte in der Oltner Version vorkommen müssten. Zahlreiche Privatpersonen haben sich mit Ideen gemeldet, aber auch Unternehmer, die gern im Spiel vorgekommen wären. Wir haben auch von uns aus Betriebe angefragt. Das Spiel sollte aber auch keine Werbeplattform werden, sondern für jeden etwas dabei haben.
Wieso sind die Versorgungs- und Transportfelder nicht regional?
Normalerweise versuchen wir auch die Felder mit den Busbetrieben, Wasserwerken etc. zu regionalisieren, aber da ist in Olten leider kein Deal zustande gekommen.
Wie ist es zur Verwechslung beim Bild des Schulhauses Bannfeld gekommen?
Bei dem uns zur Verfügung gestellten Bild vom Frohheim war der Text falsch hinterlegt. Da wir nicht in Olten ansässig sind, haben wir den Fehler leider nicht bemerkt. Wir werden hier aber Kleber produzieren lassen, damit das falsche Bild mit dem richtigen vom Schulhaus Bannfeld überklebt werden kann. Diese Kleber können in ca. 10 Tagen bei Schreiber Kirchgasse oder bei Olten Tourismus kostenlos bezogen werden.
Die Würfel holpern über das Spielfeld. Der Aufenthalt im Gefängnis ist ärgerlich, auch wenn es nur für einen einründigen Besuch ist. Die Kollegen kaufen unterdessen die halbe Stadt, egal ob Stadthaus, Frohburgstrasse oder Bootshaus. Zwei Felder nach dem Gefängnis leuchtet eine gelbe Glühbirne, «Elektrizitätswerk» heisst das Feld.
Die Versorgungswerke gehören bei jedem Monopoly dazu, Strom und Wasser fliessen in Olten auch. Für ein vollkommen regionales Spiel hätte sich bei diesem Feld das Logo der Städtischen Betriebe Olten (sbo) angeboten. Anstelle einer Rechnung im Briefkasten hätte der Spieler das Unternehmen für einmal in der Hand gehabt.
Doch bei den sbo ist keine entsprechende Anfrage eingegangen, wie Beat Erne, Leiter Marketing und Kommunikation sagt: «Wir wurden bzgl. Monopoly Olten von niemanden kontaktiert.» So bleibt beim Feld Wasserwerk nur ein Hahn ohne Bezug zu Olten.
Nach einigen Runden im Spiel lassen sich erste Tendenzen erkennen. Die Kollegin hat Würfelpech und verbringt mehr Zeit im Gefängnis als im Immobilienmarkt. Erste Tauschgeschäfte werden vorgeschlagen – und gnadenlos abgeschmettert. Noch fliesst das Geld.
Ein weiteres Feld, das keine Regionalisierung durchgemacht hat, ist der Hauptbahnhof. Ein Piktogramm eines Zuges, der am ehesten einer U-Bahn gleicht, muss als Bild herhalten. Wenn ein Bahnhof in der Schweiz auf ein Monopolyfeld gehört, dann doch derjenige von Olten: Die Heimat des Kilometer-Null-Steins, die Mutter aller Bahnhöfe.
Doch sie hat es nicht auf das Spiel geschafft. Dabei hätte die SBB kein Problem gehabt, ihr Logo oder ein Bild des Bahnhofs zur Verfügung zu stellen. «Wir sind nicht offiziell angefragt worden», sagt Christian Ginsig, Mediensprecher der SBB.
Natürlich hätten die SBB nichts für ein Feld auf dem Spielbrett bezahlt. Doch ein Bahnhof einer Stadt, die für ihren Bahnhof bekannt ist, hätte sicher sehr gut auf dieses Spielfeld gepasst.
Oder wenigstens eine Bushaltestelle der Busbetriebe Olten Gösgen Gäu AG (BOGG)? Es muss ja auch nicht immer auf dem Thema Bahnhof herumgeritten werden, Olten existiert schliesslich hauptsächlich jenseits der Geleise.
Doch auch bei der BOGG ist keine Anfrage für eine Zusammenarbeit eingegangen. «Wir wurden leider nicht angefragt», sagt Peter Schib vom Kundendienst. «Das ist schade.»
Und wo ist eigentlich der EHC Olten? Ein Feld vom Kleinholz hätte sicher viele Oltner Monopolyfans erfreut. «Auf offiziellem Weg sind wir nicht angefragt worden, Verhandlungen sind keine zustande gekommen», sagt Pierre Hagmann, Mediensprecher des EHC Olten. «Ich finde es natürlich schade, dass wir kein Teil dieses Spiels sind. Aber es ist jetzt auch kein Weltuntergang.»
Auch wenn noch mehr Potenzial für eine durch und durch oltnerische Version da gewesen wäre; das neue Monopoly macht Spass. Das Handeln wird noch einen Tick authentischer, wenn man um Gassen, Plätze und Kirchen feilscht, an denen man täglich vorbeigeht.
Viel zu schnell ist die Mittagspause um und wir müssen ohne einen Sieger, aber zum Glück auch ohne nennenswerte Disharmonien wieder an den Schreibtisch zurückkehren.
Monopoly Olten ist momentan nur bei der Buchhandlung Schreiber erhältlich. Preis: 69.90 Franken.
- Monopoly stammt ursprünglich aus Amerika, 1935 wurde von der Firma Parker Brothers das erste Spiel herausgegeben.
- Heute wird das Spiel von der Firma Hasbro vertrieben. Die Unique Partners AG in Lichtenstein hat Lizenzen, um Schweizer Spezialausgaben herauszubringen.
- Als Erfinderin des Spiels gilt Lizzie Magie. Sie wollte mit Monopoly darauf aufmerksam machen, dass Grossbesitzer ohne zu arbeiten Einkünfte generieren können und so zur Armut beitragen.
- Die Erfinderin hat zwei Spielvarianten vorgeschlagen: Bei der einen gewinnt ein Monopolist, während die anderen Spieler verarmen. Bei der anderen Variante ohne Bodenspekulationen werden die meisten Mitspieler während des Spielverlaufs immer reicher. Diese Variante konnte sich nicht durchsetzen.
- Die erste offizielle Städteversion des Spiels war London.
- In der Schweiz existieren unter anderem folgende Spezialversionen: Bärn (Mundart), FC Basel 1893, Glarnerland, Kanton St. Gallen, Zürich, Globi, Graubünden, FC St. Gallen.
- n Für alle, denen die normale Version nicht kapitalistisch genug ist, gibt es noch eine Banking und eine Banking Ultra Version.
- In der DDR war Monopoly nicht erhältlich, die Einfuhr war verboten. Fans bastelten ihre eigenen Versionen. Nach dem Mauerfall gab es einen grossen Ansturm auf das Spiel.
- Die Deutsche Edition ist die einzige Version des Spiels, deren Strassen alle fiktiv sind.