Vandalismus
Oltner Marronimann in Nöten

Ottavio Ferrara leidet derzeit unter Vandalenakten an und rund um den Marronistand. Oltens Marronimann ist im Moment einfach demotiviert. «Ich hab so etwas noch nie erlebt», sagt er.

Urs Huber
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Ein Bild aus besseren Tagen: Kundschaft zufrieden, Ottavio Ferrara zufrieden; jetzt aber hat der Marronimann an Vandalenakten an und rund um seinen Stand zu leiden.

Ein Bild aus besseren Tagen: Kundschaft zufrieden, Ottavio Ferrara zufrieden; jetzt aber hat der Marronimann an Vandalenakten an und rund um seinen Stand zu leiden.

bko/Archiv

Er weiss nie genau was er antrifft, wenn er sich morgens seinem Marronistand beim Coop City in Olten nähert. «Ist wohl noch alles in Ordnung?, frage ich mich dann», sagt der gebürtige Sizilianer Ottavio Ferrara, seit bald 40 Jahren in der Schweiz daheim.

Seit einiger Zeit nämlich wird der 54-jährige von Vandalismus heimgesucht, was ihn verunsichert. Erst seit Oktober letzten Jahres ist er der Marronimann von Dienst in der Oltner Innenstadt.

Fäkalien und Co.

Und es gibt tatsächlich Dinge, die man nicht für möglich hielte. Ferrara hat sie alle mit dem Handy dokumentiert. Klar, herumliegenden Flaschen und anderes Treibgut einer Hochkultur: Das mag ja noch angehen. Dass er aber auch menschliche Exkremente in der Nische zwischen Warenhaus und Rückwand seiner Marronibude antraf, war dann doch zuviel.

Er schaut ein bisschen schräg. Und dann verweist er auf die Kratzspuren, welche die Aussenwände seines Marronistandes aufweisen und die, das kann man gut erkennen, mutwillig verursacht wurden. «Klar hat man mir gesagt, ich soll das der Polizei melden.» Aber Ferrara winkt gleichzeitig ab.

Er glaubt nicht an die reelle Chance, dass die Täterschaft ausfindig gemacht werden kann. Vielmehr denkt er an eine Videoüberwachungsanlage. So was hält er für effizienter; dann würden die Täter nämlich von seiner Marronibude, wo er auch Kaffee, Magenbrot, gebrannte Mandeln und etwa Marronenbrotaufstrich verkauft, die Finger lassen. Davon ist er felsenfest überzeugt.

Auch die nächtlichen Fusstritte gegen die Holzwände, welche die Sachen im Innern der Bude von den Wänden fallen lassen, würden aufhören. Die hält er im Übrigen für einen Rachefeldzug, der gegen ihn gerichtet ist. «Ich weiss noch nicht, ob ich in der nächsten Saison wiederkomme», meint er.

Bislang sei der Winter für ihn so lala gewesen. «Die erste Saison ist immer etwas unsicher», sagt der sizilianisch-stämmige Marronimann. «Erst wenn die Leute dich kennen, entwickelt sich ein Vertrauenverhältnis; dann kann eine Saison richtig gut werden.»

Herumlungernde schaden

Ferrara legt Wert auf Marroniqualität, hält seine Preise für angemessen. Aber die Herumlungernden der Stadt machen ihm das Leben zusätzlich schwer. «Wenn die sich in der Nähe meines Standes aufhalten, machen die Leute einen Bogen um mich herum», klagt er. Zudem sollen sie hin und wieder Dinge stehlen, wie Ferrara auch schon beobachtet haben will.

Im Moment ist der Mann einfach demotiviert. «Ich hab so etwas noch nie erlebt», sagt er noch. Dann rückt der Zeiger gegen zwölf. Die Arbeit des Marronimannes beginnt.