Organisation
Oltner Fasnächtler blicken den närrischen Tagen unsicher entgegen

Die Oltner Fasnacht 2020 schrammte haarscharf an Covid-19 vorbei. Und 2021? Ein scheuer Ausblick mit Fuko-Präsident Beat Loosli.

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Da war noch Zunder drin, bei der Fasnacht 2020. Wie die kommende wird, steht noch in den Covid-Sternen.

Da war noch Zunder drin, bei der Fasnacht 2020. Wie die kommende wird, steht noch in den Covid-Sternen.

Bruno Kissling

Es gibt auch unter den Oltner Narren Zeichen der Unsicherheit, spricht man sie auf mögliche Folgen von Covid-19 für die Fasnacht 2021 an. Das ist auch beim Präsidenten des Fasnachts- und Umzugskomitee Olten (Fuko) Beat Loosli nicht anders. Obwohl er sagt: «Eigentlich haben wir noch Glück gehabt.» Da hat er nicht unrecht. Denn mit Ausnahme des Fuko-Abends am Samstag nach Aschermittwoch brachten die Narren ihren Karren noch unversehrt ins Trockene. «Natürlich gab’s eine gewisse Wehmut über die Absage», sagt Loosli im Rückblick. Die Verabschiedung des damaligen Obernaaren Hilarius 100. (Philipp Müller) blieb aus, ebenso die Rangierung des Umzuges sowie die Auszeichnung verdienstvoller Fasnächtler.

Etwas verspätet hat die Fasnacht 2021 begonnen. Vor kurzem ist der Obernaar fürs kommende Jahr an die virtuelle Öffentlichkeit getreten: Der Höckeler Christian Schenker schlüpft als Chregu dr EinzigArtig ins Obernaarenkleid. Und weil die Höckeler im Spätsommer so etwas wie eine Höckeler-Chilbi in der Schützi und auf deren Areal im Auge haben, möchte Loosli das bislang Versäumte dort nachholen: «Eine Bedingung wird sein, dass die Ehrungen draussen stattfinden können», sagt der Fuko-Präsident dazu.

Fuko-Präsident Beat Loosli    

Fuko-Präsident Beat Loosli    

Bruno Kissling

(Fast) Business as usual in der Narrenszene

Und sonst? Sonst geht die Planung der Fasnacht 2021 natürlich ihren üblichen Weg. «Aber es ist klar: Niemand weiss, wie sich die Lage um Covid-19 entwickelt», sagt Loosli. Er bringt das Dispositiv des kommenden Jahres auf den Punkt: «2021 gibt es eine Fasnacht des Möglichen.» Sicher scheint: Es wird eine Plakette 2021 geben; denn zum einen läuft der Wettbewerb und zum andern gehen die Fasnächtler davon aus, dass ein Umzug stattfindet.

Für einmal fast tröstlich: «Der Fasnachtssonntag liegt mitten in den Ferien; das bedeutet in der Regel weniger Zaungäste am Strassenrand», weiss Loosli. Was er ausschliesst: Keinesfalls sehe man sich in der Lage, eine möglicherweise geforderte Rückverfolgung von Namen und Umzugsbeteiligten zu garantieren. «Ausgeschlossen», sagt Loosli. Denkbar wäre eine längere Umzugsroute, damit die Kiebitze Luft und Platz haben und nicht in Trauben zusammenstehen.

Die Unsicherheit als Chance sehen

«Die möglichen Einschränkungen lassen sich auch als Chance verstehen», meint Loosli. Die Wiederverwendung von älteren Masken und Kleidern in den Zünften und Cliquen sei denkbar. So liessen sich Beschaffungskosten für Produkte minimieren, die womöglich nicht getragen oder nur minimal zur Verwendung kommen. «Was mir auch noch durch den Kopf geht, aber alles andere als beschlossene Sache ist: Vielleicht liesse sich der Schnitzelbankabend vom Schmutzigen Donnerstag am Sonntagabend in den Restaurants wiederholen, falls der Umzug nicht stattfinden könnte.»

Loosli überlegt sich auch, die jeweils rund 2400 interessierten Schnitzelbankabendbesucher ausnahmsweise auf mehr Restaurants zu verteilen, um den Gästen in der Beiz Raum zu geben, was automatisch auch mehr Abstand ermöglicht. «Das würde natürlich im Gegenzug bedeuten, dass weniger Gruppen und Guggen an den jeweiligen Spielorten auftreten könnten», schlussfolgert er.

Die Narrenparty hat keine guten Chancen

Ungünstig dagegen siehts, Stand heute, für die speziell bei der eventerprobten Klientel beliebten Narrenparty aus. «Das ist zwar äusserst bedauerlich, aber wir möchten uns tatsächlich nicht in die Nesseln setzen und die gesundheitlichen Risiken nicht noch zusätzlich herausfordern», sagt Loosli.

Und auch der Kinderumzug am Schmutzigen Donnerstag ist fraglich. Das langjährige Risotto-Essen, bei dem sich die Fasnächtler jeweils zusammenrotten, steht zur Debatte. «Immerhin: Es wäre doch draussen», sinniert der Fuko-Präsident.

Noch viele Fragenzeichen beim Obernaar

Für den neuen Oltner Obernaaren, den Höckeler Christian Schenker, ist die Rolle als Chregu dr EinzigArtig zwar auch noch nicht so ganz klar, aber wenigstens ist sie unter den aktuellen Bedingungen ebenfalls einzigartig. Er sagt: «Ich kann mich derzeit voll und ganz auf mein Amt konzentrieren, denn die Zahl der beruflichen Auftritte hat sich doch sehr reduziert.»

Jetzt sei er zumindest froh darüber, seine Fantasie rund um das Obernaarenamt einbringen zu können. Derzeit ist die Höckeler-Zunft dran, vorerst mal die Kampagnenkasse des Obernaaren zu äufnen. Die Coronakrise hat ihr arg zugesetzt. «Die Hälfte des Budgets haben wir jeweils an der Chilbi generiert, ein Viertel an der MiO», so Schenker. Alles dahin. So spielen die Höckeler eben mit dem Gedanken einer Höckeler-Chilbi im Spätsommer. «Das ist eine Idee; aber die ist derzeit wirklich unsicher», gibt der Obernaar zu verstehen.

Die ganze Ungewissheit wirke durchaus beklemmend, sagt Schenker. Ein weiteres Beispiel dafür: «Wir sind daran, einen Umzugswagen zu bauen. Aber wir wissen nicht, ob wir den je einsetzen können.» Dass der neue Obernaar mit dem Gedanken spielte, sein Amt erst im Jahr 2022 anzutreten, sei nur am Rand erwähnt. Er liess ihn fallen, den Gedanken. «Ich habe gesehen, dass eine solche Rochade doch mit vielen weiteren Absprachen verbunden und für andere Fasnächtler auch kompromittierend sein könnte.» Derzeit veröffentlicht Chregu dr EinzigArtig immerhin regelmässig Schnitzelbänke im Netz. So quasi aus Vorfreude. «Ich hoffe nicht, dass dies die einzige Aktion meiner Amtszeit bleibt.»