Olten
Posttunnel im Bahnhof Olten: Auch die SBB sind gegen eine Umnutzung

Der Stadtrat Olten wurde beauftragt die beiden Stadtseiten für den Veloverkehr zu verbinden. Erneut wurde eine Absage erteilt. Ein Veloweg in der Martin-Disteli-Unterführung wird angestrebt.

Felix Ott, Fabian Muster
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Stadtrat entscheidet sich gegen den Umbau des bestehenden Posttunnels beim Bahnhof Olten zur Velounterführung. (Symbolbild)

Stadtrat entscheidet sich gegen den Umbau des bestehenden Posttunnels beim Bahnhof Olten zur Velounterführung. (Symbolbild)

Bruno Kissling (Archiv)

Anfang 2020 verlangte der Grünliberale Christian Ginsig und der Grüne Raphael Schär-Sommer in einer Interpellation Antworten zu den Möglichkeiten des Umbaus des bestehenden Posttunnels beim Bahnhof. Der Tunnel sollte zur Velounterführung ausgebaut werden und so die beiden Stadtseiten für den Langsamverkehr verbinden. Nachdem das Projekt durch den Stadtrat geprüft wurde, beurteilte dieser das Bauvorhaben als nicht umsetzbar. Der Umbau sei zu kostenintensiv und aufwendig.

Vergangenen Mai doppelte der Grünliberale Christian Ginsig in einem Auftrag nach. Der Gemeindeparlamentarier will den Stadtrat beauftragen, «eine zentrale und sichere Stadtseitenverbindung für Velofahrende durch einen Velotunnel beim Bahnhof» zu erarbeiten. Dazu verweist er erneut auf den bereits bestehende Posttunnel. Der Stadtrat solle mit den Grundeigentümern, die notwendigen Gespräche zur Abtretung und Umnutzung der Querung führen, heisst es im Vorstoss.

Ausserdem soll das Projekt unabhängig zum neuen Bahnhofplatz Olten ausgearbeitet und dem Parlament zur Abstimmung vorgelegt werden. In der Projektplanung Neuer Bahnhofplatz werde bereits die Dringlichkeit der Velozufahrt via Aaresteg erkannt. Jedoch fehle bisher eine sichere Veloverbindung beider Stadtseiten. Auch das Oltner Strassennetz könnte so von unnötigen innerstädtischen Autofahrten entlastet werden.

Der Posttunnel entspricht nicht den Normvorgaben

Die Veloverbindungen zwischen den beiden Stadthälften seien bekanntlich ungenügend, anerkennt auch der Stadtrat in seiner Antwort. Schon für die Beantwortung der Interpellation wurde die SBB als Grundeigentümer des bestehenden Posttunnels um eine Stellungnahme gebeten.

Dieses Projekt wäre trotz hohem Aufwand – es müsste ein 50 Meter langer Verbindungstunnel erstellt werden – «nicht ohne Weiteres bewilligungsfähig», heisst es. Der Posttunnel könne den Normvorgaben für eine Velounterführung nicht entsprechen. Für die Umgestaltung müsse der Tunnel von aktuell 4.5 Metern auf sechs Meter verbreitert werden. «Ein solcher Eingriff käme nach Einschätzung der SBB praktisch einem Neubau gleich», schreibt der Stadtrat. Hintergrund sei der enorme technische, betriebliche und somit finanzielle Aufwand für das Bauen unter dem hochfrequentierten Gleisfeld.

Ein weiteres Problem sei das fehlende Tageslicht. Durch die sich darüber befindenden Gleise und Perrons seien in diesem Bereich keine Öffnungen für Tageslicht möglich. Ausserdem steht der Tunnel als Veloverbindung laut den SBB gar nicht zur Verfügung. Denn aktuell und auch längerfristig werde dieser für die Bahnhofslogistik verwendet.

Die bestehenden Unterführungen ausbauen

Der Stadtrat empfiehlt, den Ausbau des Velonetzes schrittweise anzugehen. Dereinst die Martin-Disteli-Unterführung auszubauen, scheine der sinnvollere Weg zu sein. Dabei könnten im Zug des Projekts Neuer Bahnhofplatz Synergien zwischen den SBB und der Stadt Olten genutzt und so Kosten reduziert werden, schreibt der Stadtrat. Eine Lösung in Kombination mit der Martin-Disteli-Unterführung könnte auch attraktiver gestaltet werden.

Daher empfiehlt der Stadtrat dem Gemeindeparlament, den Auftrag für nicht erheblich zu erklären. Die Verbesserungen der Stadtquerung seien jedoch im räumlichen Leitbild festgehalten und würden auch in das neue Regierungsprogramm 2021–2025 aufgenommen. Ausserdem hat der Stadtrat ein Masterplan Velo, der als Grundlage für die Ortsplanung und für die Förderung der Velokultur dient, kürzlich bei einem Programm des Bundesamtes für Energie eingereicht.