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Das «Coq d’Or» schliesst per Ende Juni – der Vermieter hat den Mietvertrag gekündigt. Geschäftsführer Daniel Kissling nimmt Stellung zum Aus des Oltner Kulturlokals.
«Ich habe Tränen in den Augen und Liebe im Herzen.» – «Danke für all die schönen Nächte bei euch.» – «Das Ende einer Ära.» Nach dem Facebook-Post gestern Mittag, dass das Oltner Kulturlokal Coq d’Or nach rund elf Jahren per Ende Juni schliesst, kam es schnell zu vielen emotionalen Reaktionen. Auch Geschäftsführer Daniel Kissling drückte bei seinem Eintrag bereits auf die Tränendrüse, als er schrieb: «Im Sommer wird nun Schluss sein. Glaubt uns: Das tut verdammt weh.»
Das Ende des Lokals, das in den vergangenen Jahren weit über Olten hinaus Bekanntheit erlangte vor allem mit seinen Konzerten von über 1000 Bands, aber auch mit seinen Diskussions-, Literatur- und weiteren Themenabenden ist ein schwerer Schlag für die (alternative) Kulturszene. Rund 100'000 Franken für die bis zu 140 Veranstaltungen gab der gleichnamige Kulturverein jährlich aus – Geld, das dieser mit Bareinnahmen und Ticketverkäufen häufig mehr schlecht als recht refinanzieren konnte. «Wir waren in einem ständigem Überlebenskampf», sagt Kissling. Auch die Unterstützung der Stadt Olten kam nie so richtig in die Gänge, obwohl das Gemeindeparlament im November 2019 einen Beitrag von 20'000 Franken gesprochen hatte.
Nun also das Ende. Es kommt nicht ganz so überraschend, wie es auf den ersten Blick aussieht. Der Vermieter hat dem Lokalbetreiber Mitte Dezember die Kündigung des Mietvertrags zugestellt. Begründung: ausstehende Mietzinszahlungen wegen Corona. «Das kam ohne Vorwarnung», sagt Geschäftsführer Kissling auf Anfrage. Wegen der Pandemie hat das «Coq d’Or» in den vergangenen Monaten trotz Kurzarbeitsentschädigung Verluste eingefahren, weil offene Rechnungen bezahlt werden mussten und Gelder der Härtefallregelung auf sich warten liessen. Aber, so Kissling, Mieter und Vermieter hätten schon länger unterschiedliche Ansichten gehabt, wie es mit dem Kulturlokal weitergehen soll. Er spricht die ständigen Diskussionen über die Lärmemissionen an, die ihm auch ein paar Polizeibesuche bescherten, oder die Schliessung des Kellers aus Brandschutzgründen vor einem Jahr, wo die meisten Veranstaltungen stattfanden. «Es ist wie in einer Ehe – irgendwann stimmt es für beide Seiten nicht mehr.» So gab es auch vom Geschäftsführer selbst Überlegungen, ob der Standort hinter dem Bahnhof in Zukunft noch der richtige sei. «Wir hoffen nun, dass wir wenigstens vor Juni noch einmal öffnen können.»
Ob es nach der Schliessung des bisherigen Lokals an einem anderen Standort weitergeht, ist nicht klar. «Der Kulturverein bleibt bestehen, aber auch die gleichnamige Firma wird nicht gleich Konkurs anmelden», sagt Kissling. Er sei überzeugt, dass es ein Lokal wie das «Coq d’Or» in Olten brauche. Er selbst möchte auch weiterhin Kultur veranstalten. Aber er werde jetzt einmal seine Bewerbungsunterlagen zusammenstellen, sagt Kissling.
Liegenschaftsmiteigentümer Lazarus Papatzikakis sagt auf Anfrage: Ausschlaggebend für die Kündigung sei gewesen, dass das «Coq d’Or» in den vergangenen Monaten keine Miete mehr bezahlt hätte. Er sei dem Lokal immer wieder mit Mieterlassen entgegengekommen, aber in jüngster Vergangenheit sei das Lokal seinen Verpflichtungen nicht mehr nachgekommen.