Der umtriebige Verleger Thomas Knapp hat ein weiteres Projekt angestossen. Diesmal erhält seine Heimatstadt Olten eine Bühne nur für Literatur. Die Finanzierung ist nun gesichert.
Olten vermarktet sich selbst als Literaturstadt: Für grosse Namen wie Alex Capus, Pedro Lenz oder Peter Bichsel ist oder war Olten das Zuhause. Seit über fünf Jahren gibt es deswegen den Schriftstellerweg, bei dem Interessierte an einzelnen Stationen verstreut über das Stadtgebiet Geschichten hören können.
Eine Literaturstadt braucht aber auch ein Literaturhaus respektive einen festen Raum für Literatur, sagte sich Thomas Knapp, der mit seinem gleichnamigen Verlag seit über 15 Jahren regionale aber auch nationale Autorinnen und Autoren in seinem Programm führt. Gesagt, getan: Die Idee drehte dem 60-Jährigen zwar schon länger im Kopf herum, aber so richtig spruchreif wurde das Projekt erst Mitte Juni: «Als ich das Lokal sah, war ich gleich begeistert.»
So ein richtiges Literaturhaus wie in Basel oder Zürich gibt es natürlich nicht. Knapp nennt es «kleines Literaturhaus», offiziell heisst das Lokal an der Leberngasse 17 «Literatur & Bühne Olten.» Bis vor ein paar Jahren war hier die Redaktion des Oltner Stadtmagazins «Kolt» untergebracht.
Die Bühne mit Platz für bis zu 50 Personen steht im Keller des Lokals. Ab nächstem Jahr sollen hier Autorinnen und Autor aus ihren Werken lesen, Workshops anbieten oder einfach mal als «Schreibstube» nutzen können, wie Knapp sagt. Auch die beiden Buchhandlungen auf dem Platz Olten sind informiert und könnten den Raum nutzen. Ebenfalls als Partner involviert ist die Organisation Region Olten Tourismus und das Buchfestival Olten, bei dem Knapp in der Programmleitung sitzt.
Feuertaufe hat das Lokal Anfang November, wenn Kabarettist Bänz Friedli, den Knapp selbst auch verlegt, im Rahmen des Buchfestivals eine erste Lesung halten wird. So richtig losgehen soll es dann nächstes Jahr, wenn ein Programm zusammengestellt ist und rund zwei Dutzend Lesungen pro Jahr über die Bühne gehen. «Auch unbekanntere Namen sollen eine Gelegenheit haben, hier aufzutreten», sagt Knapp.
Mal werde Eintritt verlangt, mal gibt es nur eine Kollekte, doch immer soll es einen Apéro geben mit Brot und Wein. Dazu will Knapp extra einen Backofen einbauen, damit Stephan Fröhlicher seine Füfibrote herstellen kann, die er inzwischen auch auf einer Website vertreibt. In der Coronazeit hat der Oltner Trompeter und Dirigent mit dem Brotbacken eine neue Leidenschaft entdeckt.
Im Parterre stehen ein Pult und diverse Gestelle mit ausgestellten Büchern des eigenen Verlags. Künftig sollen auch Werke weiterer Schweizer Verlage zu sehen sein. Knapp will häufiger hier anwesend sein, damit auch ein «Treffpunkt für Literaturfreunde» entstehen kann. Doch fixe Öffnungszeiten sind vorerst keine geplant.
«Alles ist erst am Entstehen und muss noch wachsen», sagt er. Damit Knapp sein Herzensprojekt überhaupt umsetzen konnte, hat er sein Pensum als Geschäftsführer des Kulturzentrums Schützi reduziert. Seine Tochter Nina Knapp hat inzwischen den administrativen Bereich übernommen.
Der grösste Teil der Finanzierung der neuen Literaturbühne ist inzwischen gesichert. Am Donnerstagabend hat der Verein Freunde des gepflegten Buches, der unter anderem den Knapp-Verlag finanziell fördert, im Rahmen ihrer GV beschlossen, dass auch neue Autoren unterstützt werden und Leseförderung betrieben wird.
Künftig soll ein Teil der Mitgliederbeiträge ins Literaturprojekt fliessen; die Räumlichkeiten werden zugleich als neues Vereinslokal verwendet. Einen Beitrag hat auch die Stadt Olten zugesagt. Weitere Gelder sollen mithilfe von Stiftungen, Sponsoring oder Gönnerschaft zusammenkommen.
Die Anfangsinvestitionen von rund 20'000 Franken hat Knapp zum Teil über den eigenen Verlag finanziert. Unter anderem sind die 10'000 Franken des kantonalen Preises für Kulturvermittlung, den Knapp 2020 erhielt, fürs Projekt verwendet worden.