Olten
Das Monströse in uns: Der erste Platz des gesamtschweizerisch ausgerichteten Nachwuchsförderpreises für Fotografie lädt zum Gruseln ein

Im Oltner Haus der Fotografie präsentieren aktuell die zehn Bestplatzierten des gesamtschweizerisch ausgerichteten Nachwuchsförderpreises ihre Arbeiten, deren Fokus auffällig oft auf der menschlichen Imperfektion liegt.

Denise Donatsch
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Der Sieger Matthieu Croizier sagt von sich selbst, er sei ein Freak. Im Hintergrund sind Teile seiner «monströsen» Arbeit «Everything goes dark a little further down» zu erkennen.

Der Sieger Matthieu Croizier sagt von sich selbst, er sei ein Freak. Im Hintergrund sind Teile seiner «monströsen» Arbeit «Everything goes dark a little further down» zu erkennen.

zvg

Grotesk und faszinierend zugleich muten die Bilder vom Lausanner Matthieu Croizier an, welche aktuell im Oltner Haus der Fotografie ausgestellt sind und die ihm den ersten Platz an der 26. Ausgabe des gesamtschweizerisch ausgerichteten Nachwuchsförderpreises für Fotografie bescherten.

Mit klassischen Lichtbildaufnahmen hat sich Croizier allerdings nicht zufriedengegeben – dem Resultat zu entnehmen, hat sich der Künstler wohl lange und intensiv mit der Nachbearbeitung seiner Aufnahmen beschäftigt. Was man sieht, ist surreal, faszinierend, aber auch gruselig – teils wie aus dem Film «Frankensteins Monster» entsprungen.

«Das Monströse in uns» ist denn auch die Thematik der Bilderserie, mit welcher sich Croizier innerhalb dieses Projekts beschäftigte und welche er unter anderem in Form einer Gehirntorte oder einem aus dem Bild äugenden abgeschnittenen Kopf darstellt.

Nebst dem ersten Rang erhielt der Nachwuchsfotograf 5000 Franken, dessen Arbeit den Titel «Everything goes dark a little further down» trägt. Das Preisgeld wurde von der nationalen Schweizer Nachrichtenagentur «Keystone-SDA» gestiftet.

Die menschliche Imperfektion im Zentrum

Aber nicht nur Bilder des Siegers sind an der aktuellen Ausstellung, welche noch bis am 21. Oktober läuft, im Haus der Fotografie zu sehen. Ausgestellt sind Arbeiten all jener Nachwuchsfotografierenden, welche es beim Wettbewerb unter die ersten zehn schafften.

Insgesamt fällt auf, dass die Ausstellung stark im Zeichen der menschlichen Imperfektion – insbesondere was den Körper betrifft – steht. Die jungen Künstlerinnen und Künstler scheinen einen Kontrapunkt bezüglich des grassierenden Selbstoptimierungswahns sowie der Social-Media-Filter-Welt setzen zu wollen.

Die zweitplatzierte Mathilda Olmi weist mit ihrer Arbeit «Rosa Canina» beispielsweise darauf hin, dass die Natur generell weit weg von Perfektion ist. Ihre Bilder zeigen Körper und Gesichter, aber auch Früchte. Und überall wird ersichtlich, dass Falten, Asymmetrien sowie andere vermeintliche Mängel schlicht Normalität sind.

Laure Alabatou Reina Huguet weist als Drittplatzierte mit ihrer Arbeit «Ailleurs, Ailleurs» auf die Situation von Menschen hin, deren Eltern aus unterschiedlichen Ethnien stammen. Das Wort «Mischling», welches in der Vergangenheit in der Regel abfällig verwendet wurde, beleuchtet sie intelligent und neu, indem sie darauf hinweist, dass alle Menschen Mischlinge sind. Schon alleine deshalb, weil wir alle von einer Frau und einem Mann abstammen, also eine Neukreation – eine Mischung – sind.