«Jugend und Sprachen»
«Nur» 72 im letzten Jahr: Oltner Agentur vermittelt weniger Au-pairs

Die Agentur «Jugend und Sprachen» aus Olten vermittelt immer weniger Au-pairs, dabei lohnt sich die Erfahrung. Jana Kuppelwieser war als Au-pair in Colomars bei Nizza und berichtet von ihren Erlebnissen.

Jakob Weber
Drucken
Die Oltner Agentur «Jugend und Sprachen»:

Die Oltner Agentur «Jugend und Sprachen»:

Die Kinder ihrer Gastfamilie beim Malen.

Die Kinder ihrer Gastfamilie beim Malen.

ZVG/Jana Kuppelwieser

Jana Kuppelwieser hat den Tiptopf-Butterzopf nach Südfrankreich gebracht. Zumindest vier französische Kinder sind mittlerweile ganz heiss auf die Schweizer Frühstückstradition. Jana war Au-pair bei einer Familie in Colomars bei Nizza. Gleich in den ersten Tagen nach der Ankunft hat die 20-jährige ihr mitgebrachtes Tiptopf-Kochbuch ausgepackt, um für ihre vier Gastgeschwister einen Zopf zu backen. Der kam so gut an, dass die Brünette in der Folge täglich, später dann nur noch einmal wöchentlich Zopf backen musste.

Insgesamt sechs Monate war die Aarburgerin als Au-pair in Südfrankreich. Für Jana Kuppelwieser war klar, dass sie nach dem Kanti-Abschluss ein Zwischenjahr macht. «Dann habe ich anschliessend wieder Lust auf Schule», sagt die angehende Jura-Studentin. Also kontaktierte sie die Au-pair-Vermittlungs-Agentur «Jugend und Sprachen».

Das Oltner Büro kümmert sich um Au-pair-Interessierte aus den Kantonen Solothurn, Bern, Basel, Wallis und einem Teil des Aargaus. «Jugend und Sprachen» vermittelt Au-pair-Stellen sowohl im Inland (Westschweiz, Deutschschweiz und Tessin) wie auch im Ausland (Frankreich, England, Irland, Schottland, Italien und Spanien). Die Vermittlung einer Au-pair-Stelle im Inland kostet rund 400 Franken, diejenige im Ausland 500 Franken.

Jana Kuppelwieser ist im letzten Jahr eine von 72 Vermittelten. Eine Zahl, die immer weiter sinkt. «Die Konkurrenz im Internet ist sehr gross. Zudem macht uns das breitere Lehrstellenangebot und der Rückgang der Schulabgänger-Zahlen zu schaffen», sagt Patricia Lussi, die Leiterin der Büros in Olten. Jana hätte auch selbstständig auf einer Gratis-Internetplattform eine Stelle als Au-pair suchen können, doch diese Variante ohne Hilfe und Ansprechpartner war ihr zu unsicher.

Volltreffer im ersten Versuch

Gleich die erste Familie, die «Jugend und Sprachen» vorschlägt, ist ein Volltreffer. «Nach unserem ersten Skype-Gespräch war mir klar, dass ich da hin will», sagt Jana Kuppelwieser. Als die Familie sich dann lange nicht meldete, machte sie sich Sorgen. Unbegründet, wie sich herausstellen sollte. «Für meine Gastfamilie war schon vor dem ersten Gespräch klar, dass ich komme. Deswegen haben sie auch nicht mehr geschrieben», sagt Jana Kuppelwieser und lacht.

Beide ihrer Gasteltern arbeiten zu 100 Prozent. Das Au-pair ist tagsüber, wenn die vier Kinder Marie-Camille (13), Leonore (11), Lou (10) und Tristan (4), in der Schule beziehungsweise im Kindergarten sind, oft alleine zu Hause. Der Arbeitstag beginnt meist erst, wenn sie die Kinder von der Schule abgeholt hat.

Pro Woche bekommt Jana ein Taschengeld von 85 Euro. Doch Au-pair ist nicht nur Kinderbetreuung und Haushalt. Zweimal wöchentlich geht es nach Nizza in die Sprachschule. Dort verbessert das Au-pair ihr Französisch und kommt in Kontakt mit zahlreichen Gleichgesinnten. «Auch mit anderen Au-pairs habe ich einige neue Freundschaften geschlossen», sagt sie. In der Freizeit sind die Au-pairs gerne zusammen im Kino, Café oder Ausgang unterwegs.

Streik und Recycling

«Wegen der Kinder, der Sprache und der Kultur», hat sich Jana Kuppelwieser für die Arbeit als Au-pair entschieden. Sie weiss jetzt, dass «Frankreich Weltmeister im Streiken und Müllrecycling ein Fremdwort» ist. Nach Aarburg kehrt die 20-Jährige nur an Weihnachten für zwei Wochen zurück. Während der Schulferien geht sie lieber gemeinsam mit der Gastfamilie in deren Ferienhaus in die Berge oder nach Westfrankreich.

Verständnisprobleme gibt es kaum. Zwar redet Leonore ein wenig gar schnell und Tristan versteht nicht, dass die «grosse Schwester» Jana eigentlich eine andere Muttersprache hat. Aber das Schulfranzösisch hilft Jana Kuppelwieser bei der Integration in die Familie. Auch zwei Monate nach ihrer Rückkehr hat sie täglich Kontakt mit ihren Gastgeschwistern und -eltern. Es ist eine solch gute Beziehung, entstanden, dass Jana Kuppelwiese heute sagt: «Ich habe jetzt eine zweite Familie.»