Der Notsteg über die Oltner Holzbrücke ist offen. Nicht alle Passanten können sich damit aber anfreunden: Einigen wäre eine schnelle Reparatur der Brücke lieber gewesen.
Der Tatsache, dass ausgerechnet eine Bernerin am Mittwoch erste Passantin auf dem Notsteg der Holzbrücke aus westlicher Richtung war, mag eine gewisse historisch-ironische Note beinhalten.
1797 nämlich brannten die Berner mit Fackeln die Holzbrücke vollständig ab, weil sie einen Durchmarsch französischer Truppen verhindern wollten. Vor einer Woche war das Bauwerk gemäss polizeilichen Angaben dem fahrlässigen Umgang mit Raucherwaren teilweise zum Opfer gefallen.
Item: Sara Krüger war sich dessen nicht bewusst. «Doch, doch, vom Brand des Bauwerks hab ich gehört, aber es ist reiner Zufall, dass ich hier bin«, so die Bernerin leicht amüsiert. Mehr könne sie dazu nicht sagen. Nur soviel noch: Dass der Notsteg gerade jetzt geöffnet worden sei, finde sie ganz praktisch. Und mulmig etwa sei ihr deswegen ganz und gar nicht zumute.
«Das ist doch eine gute Sache», sagt auch Heinz Flückiger zur am Mittwoch um 11 Uhr eröffneten Notbrücke. Er wohnt links der Aare, arbeitet aber auf der gegenüberliegenden Flussseite. Vier mal täglich durchschreite er die Brücke.
«In den letzten Tagen musste ich stets den Umweg über Gäubahnsteg oder Bahnhofbrücke wählen», erzählt er, gewinnt aber auch diesem Umstand eine attraktive Note ab. «Dabei trifft man ganz andere Leute als auf dem üblichen Weg.» Und natürlich sei er froh, dass nicht das ganze Bauwerk komplett zerstört worden sei. Denn: «Die Brücke ist ein wichtiger Verbindungsweg zwischen den beiden Stadtteilen.»
Mit dieser Ansicht gehen auch Jasmin Ackermann aus Kappel und Kathrin Uebelhart aus Oberbuchsiten. Beiden finden sie, man hätte auf den Steg verzichten und dafür die Brücke schneller reparieren können. Der behindere vermutlich bloss die Instandstellungsarbeiten.
«Auf jeden Fall wäre die Variante ohne Steg deutlich billiger gewesen», lachen die jungen Frauen, denen eine vollständige Wiederherstellung des historischen Bauwerks absolut bedeutsam erscheint.
Ob die 20 Tonnen Stahl, die zur Konstruktion des Steges benötigt wurden, der Brücke gut bekommen, daran zweifeln die beiden Frauen eher. Das sei doch ein rechtes Gewicht für eine durch den Brand gezeichnete Baute, findet Jasmin Ackermann.
Heinz Burger aus Däniken dagegen hegt keine Zweifel: «Das ist doch absolut gut so mit diesem Notsteg», meint er. Die alternativen Routen seien sehr umständlich. «Es gibt schliesslich Passanten, welche die Brücke tagtäglich mehrmals passieren müssen.» Und für diese sei der Notsteg sicher eine Erleichterung.
Noch fehlten bei der offiziellen Eröffnung zwar Fahr- und Rauchverbotstafeln an beiden Brückenköpfen. Aber die Inbetriebnahme des Steges, welcher rund ein halbes Jahr dienen soll, wurde gut aufgenommen. Unsicher jedenfalls wirkte keiner der Passanten.