Neuer Versuch
Überbauung «am Dorfbach» Kappel: Die Gemeinde will genügend Parkplätze im Angebot

In Kappel liegt der Gestaltungsplan zur Überbauung «am Dorfbach» auf. 68 Wohnungen und eine grosszügige Tiefgarage sind veranschlagt.

Urs Huber
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Eine der letzten grossflächig zentrumsnahen Bauparzellen in Kappel: Hier ist die Überbauung «am Dorfbach» situiert.

Eine der letzten grossflächig zentrumsnahen Bauparzellen in Kappel: Hier ist die Überbauung «am Dorfbach» situiert.

Bruno Kissling

Schon zwei Projekte haben sich in den letzten zehn Jahren versucht an diesem Flecken in Kappels Mitte. Etwas grob gesagt: An den Wiesen westlich und südlich des Restaurants Kreuz. Beide scheiterten. Die Wiesen sind noch da. Die erste Partei liess vor rund zehn Jahren ein bewilligtes Baugesuch ungenutzt verstreichen.

Und 2018 scheiterte die Bauherrschaft an der Gemeinde selbst. Die nämlich fand das vorgelegte Projekt zu wenig überzeugend. «Aus architektonischen Gründen», wie sich Kappels Gemeindepräsident Rainer Schmidlin erinnert.

Das Baugesuch wäre mit den rechtsgültigen Bauvorschriften konform gewesen, wie der noch bis 5. Dezember aufliegende Gestaltungsplan «am Dorfbach» verrät. «Wir steckten damals mitten in der Ortsplanungsrevision», so Schmidlin weiter. Und vor deren Hintergrund sei das Projekt gescheitert.

Gemeinde ist zufrieden mit neuem Versuch

Jetzt nimmt das dritte Projekt Anlauf. Die Gemeinde ist mit dem aufliegenden Gestaltungsplan zufrieden. Oder wie der Raumplanungsbericht verrät:

«Das Vorhaben wird von der Gemeinde unterstützt.»

In aller Kürze: Auf dem knapp 10'000 Quadratmeter grossen Baugrund entstehen in vier alleinstehenden Gebäuden total 68 Wohnungen und 3 Gewerberäume in der Zentrumszone, die «einer gemischten, dichten, qualitativ hochstehenden Bauweise an zentralen Lagen dient», wie das entsprechende Reglement aussagt.

Im südlichsten und dem am Bach am nächsten gelegenen Gebäude sind Eigentumswohnungen vorgesehen, in den übrigen Baubereichen Mietwohnungen. Das Untergeschoss verbindet alle vier Gebäude miteinander und beinhaltet neben Technikräumen, Veloabstellplätzen und Kellerräumen für jede Wohnung auch unterirdisch gelegene 110 Parkplätze, erschlossen über die Boningerstrasse.

«Die Gemeinde hat Wert gelegt auf eine ausreichende Anzahl von Parkplätzen»,

sagt Schmidlin. Er sieht darin ein mögliches Konfliktpotenzial mit den zuständigen kantonalen Stellen. Das Argument, das Projekt am Dorfbach sei mit einer an der Mittelgäustrasse liegenden Bushaltestelle sehr gut an den öffentlichen Verkehr angebunden und würde mit weit weniger Parkplätzen auskommen, lässt er nicht gelten. Für ihn greift dies zu kurz.

Rainer Schmidlin, Gemeindepräsident von Kappel.

Rainer Schmidlin, Gemeindepräsident von Kappel.

Bruno Kissling
«Kappel ist, etwa im Gegensatz zu Wangen bei Olten, weit weniger gut bedient vom öffentlichen Verkehr.»

Der breite Wohnungsmix, von der 1½ - bis zur 5½-Zimmerwohnung, begegnet auch dem Wunsch nach einem altersgerechten Angebot. «Für die Gemeinde sind solche Wohnungen von Bedeutung», sagt Schmidlin. Er denkt dabei an jene Bewohnenden, die sich von ihrem Einfamilienhaus trennen wollen oder müssen, aber dennoch im Dorf bleiben und zentral leben möchten.

Respekt ausgedrückt durch Distanz

Die Überbauung nimmt auch Rücksicht auf die Bauten der Ortsbildschutzzone: In unmittelbarer Nachbarschaft gelegen etwa ist das Restaurant Kreuz. Der Respekt gegenüber dem Bau des Restaurant Kreuz zeige sich speziell in den grossen Gebäudeabständen. Diese würden auch grosszügige Freiflächen zum «Kreuz» ermöglichen, so der Raumplanungsbericht. Knapp 5000 des rund 10'000 Quadratmeter grossen Grundstücks bleiben unbebaut.

Auch den veränderten klimatischen Bedingungen trägt das Projekt «am Dorfbach» Rechnung. Der Raumplanungsbericht erwähnt dabei die Pflanzung von Bäumen im Strassenraum, grosszügige, teilweise mit Beschattung versehene Grünräume zwischen den Baubereichen, die Aufweitung des Mittelgäubaches sowie sommerlichen Wärmeschutz an den Gebäuden.

Zudem ist mit dem Baugesuch ein Energiekonzept einzureichen, welchem «eine möglichst geringe Umweltbelastung und eine sparsame Energieverwendung zugrunde liegt.» Und: Auf dem Dach seien die Voraussetzungen für Solarenergie-Gewinnungsanlagen zu schaffen. Das Mitwirkungsverfahren läuft bis 5. Dezember 2022.