Der Handball-Verband zentralisiert sich. Das bietet für die Sportart in Olten neue Möglichkeiten «Olten steht symbolisch für den Aufbruch des Gesamtverbandes», findet der Geschäftsführer.
Die Zeiten, als der lokale Handballclub HV Olten etwa mit Ex-Nationalspieler André Bichsel in der NLB mitmischte, sind inzwischen über zehn Jahre her. Nun spielt der Verein zwar in der 1.-Liga-Spitze mit, doch ein Konzept für einen Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse gibt es laut den Vereinsverantwortlichen derzeit nicht.
Doch nun bekommt der Handball in Olten wieder den Stellenwert, den sich vielleicht einige alte Kämpen zurückwünschen – allerdings nicht sportlich, sondern im Management: Ende Februar ist der Schweizerische Handball-Verband nach Olten gezügelt. Im vierten Stock der Tannwaldstrasse 2 haben sich die 15 Leute um den Geschäftsführer Jürgen Krucker mit Blick auf die Stadt eingerichtet.
«Der Ausblick über Olten ist ein schöner Nebeneffekt», sagt er, der seit Anfang Jahr die Zentrale führt. Die Lage, nur wenige Minuten vom Bahnhof entfernt, kommt bei den Mitarbeitern gut an. Kruckers Pendlerweg zum Beispiel hat sich mit dem Umzug halbiert. Die verkehrstechnisch gute Erreichbarkeit der Stadt hat denn auch den Ausschlag für Olten als neue Schweizer Handball-Zentrale gegeben.
Mit dem Umzug der Geschäftsstelle vom Haus des Sports in Ittigen bei Bern in die Dreitannenstadt geht auch eine Zentralisierung der Struktur einher. Bisher gab es sieben Regionalverbände mit zum Teil operativ eigenständigen Geschäftsstellen. Nun sollen alle Dienstleistungen wie etwa Organisation des Spielbetriebs oder Marketing von der Oltner Zentrale aus gesteuert werden.
Die Regionalverbände haben nur noch repräsentativen Charakter. Einige Geschäftsstellen in Luzern oder Basel wurden bereits geschlossen, weitere werden folgen. «Olten steht symbolisch für den Aufbruch des Gesamtverbandes», sagt Geschäftsführer Krucker. Die Zentralisierung sei die grösste Veränderung in der 40-jährigen Vereinsgeschichte.
Mit der neuen Struktur erhofft sich der Verband eine Professionalisierung und Stärkung des Handballs in den nächsten Jahren. Ziel ist es, in Sachen Mitglieder- und Zuschauerzahlen nach Fussball und Eishockey zur unangefochten drittgrössten Teamsportart aufzusteigen. Derzeit machen den Handballern die Sportarten Basketball, Unihockey und Volleyball den Platz auf dem Treppchen streitig.
Ob mit dem neuen Geschäftssitz auch sportlich wieder Top-Handball in Olten zu sehen ist – etwa ein Länderspiel –, ist laut Mediensprecher Marco Ellenberger offen. Das letzte fand im November 2004 im Rahmen eines Vierländerturniers statt: Die Schweiz verlor klar gegen Norwegen. Das Problem gemäss Ellenberger: Der europäische Verband mache sehr strenge Vorgaben für den Austragungsort:
So müssten mindestens 2000 Sitzplätze vorhanden sein und eine Tribüne an beiden Spielfeldrändern. «Nur mit grossem Aufwand, zum Beispiel Zusatztribünen, wäre ein Länderspiel derzeit in der Oltner Stadthalle möglich», sagt Ellenberger. Ausgeschlossen sei dies jedoch nicht. Derzeit gebe es aber nur drei, vier Hallen in der Schweiz, welche die Bedingungen restlos erfüllten. Zudem wäre der Handball-Verband auf einen lokalen Veranstalter angewiesen.
Der eingangs erwähnte HV Olten ist bereits engagiert bei einem grossen Handball-Event. Seit 2013 geht alle zwei Jahre der Halbfinal und Final im Schweizer Frauen- und Herrencup in der Stadthalle über die Bühne.
«Wir leisten dafür einen Rieseneffort», sagt HV-Olten-Präsident Sandro Romeo. Ob ein weiteres Engagement möglich wäre, lässt er offen, macht aber klar, dass er seinen Mitgliedern nicht unbedingt zusätzlich eine grosse Veranstaltung aufbürden will. «Wenn aber eine Anfrage kommt, würden wir die sicher prüfen», so Romeo.