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Nachdem sich in den letzten Monaten mehrere personelle Veränderungen ergeben hatten, verlässt nun auch das Kaderduo mit Michel Tschanz (Leiter) und Stellvertreterin Claudia Egger die Sozialregion Untergäu in Hägendorf.
Von all den Vorwürfen blieb am Ende nichts. Doch zuvor gingen die Wellen hoch. Gar auf der Titelseite des «Blicks» war ein Mitarbeiter der Sozialregion Untergäu (SRU) 2016 abgebildet. Es stand die Frage im Raum, ob er seine «Funktion ausgenutzt habe». Der Mann solle «Sozialhilfeempfängerinnen in zu teuren Wohnungen toleriert und dafür sexuelle Dienste erwartet haben», urteilten der «Blick» und andere Medien voreilig.
Und noch bevor ermittelt war, äusserste sich auch der Leiter der Sozialregion gegenüber den Medien: «Wir sind zutiefst von unserem Mitarbeiter enttäuscht.» Jetzt, rund drei Jahre später, bleibt von den Vorwürfen nichts übrig: Das Verfahren ist eingestellt. Der Mann ist von den Vorwürfen entlastet. Sein Leben hat sich trotzdem verändert. «Meine ganze Familie stand unter Druck.» Nun wird er zivilrechtlich gegen die Entlassung vorgehen.
Es ist nicht die einzige Personalie bei der Sozialregion Untergäu, der im Streit endete. Denn die Fluktuation ist hoch. Seit Anfang 2016 wurde zwei Personen gekündigt, zwei Personen gingen selbst und in einem Fall wurde das Arbeitsverhältnis mittels Aufhebungsvereinbarung beendet. Zusätzlich gab es fünf Pensionierungen. Und nun setzen sich die Personalrochaden nochmals fort. Soeben haben der Leiter der Behörde, Michel Tschanz, sowie seine Stellvertreterin, Claudia Egger, auf Ende September, beziehungsweise Ende August hin gekündigt.
Trotzdem: Probleme gebe es nicht, sagt Noch-Leiter Tschanz auf Anfrage. Sein Abgang habe einzig damit zu tun, dass er eine Stelle gesehen habe, «die einen beruflichen Wunschtraum von mir darstellt und mich in ein anderes Tätigkeitsgebiet führen wird». Claudia Egger betont, es sei eine «unabhängige persönliche Entscheidung». Sie möchte wieder stärker «in die Fallarbeit gehen».
«Das Team hatte einiges wegzustecken», hatte Tschanz auf eine erste Anfrage zur hohen Fluktuation im Spätherbst gesagt. Er beteuert aber: Das operative Geschäft habe nicht darunter gelitten. Die Situationen hätten «immer gut bewältigt werden können», die Aufträge seien stets «einwandfrei» erledigt worden, die Sozialregion sei in den vergangenen Jahren professionalisiert worden.
Nicht nur innerhalb der Sozialbehörde gab es regen Wechsel, der alles andere als für Stabilität sorgte. Auch das Aufsichtsgremium der Behörde, bestehend aus Gemeindevertretern, wurde im November fast komplett ausgewechselt. Statt der früheren Gemeinderäte sitzen nun mehrere Gemeindepräsidenten im Vorstand. Als Gründe für den Wechsel im Aufsichtsgremium werden etwa Krankheitsfälle genannt. Von Problemen spricht man nicht. Im November sagte Tschanz, er sei zuversichtlich, dass eine stabilere Zeit einkehre. Nun kam es mit seinem Weggang anders.
Andreas Heller, Gemeindepräsident von Hägendorf und Präsident der Sozialregion Untergäu, bedauert die Kündigungen von Tschanz und dessen Stellvertreterin: «Die Kolleginnen und Kollegen der SRU haben einiges auf sich genommen und einen tollen Job gemacht.» Zwar habe es innerhalb der letzten 15 Monate einige Personalmutationen gegeben. Aber: «Keine davon deutet darauf hin, dass die Sozialregion Untergäu nicht gut aufgestellt wäre. Das hat sich gerade darin gezeigt, dass die Sozialregion auch bei Personalwechseln sehr gut funktioniert hat.»