Olten
Nach Konzertpause: Musikduo spielt voller Kraft und grosser Gefühle

Erster Konzertabend nach der Corona-Zwangspause mit Pianistin Claire Huangci und Geiger Sebastian Bohren.

Peter Kaufmann
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Claire Huangci am Flügel und Violonist Sebastian Bohren im Stadttheater.

Claire Huangci am Flügel und Violonist Sebastian Bohren im Stadttheater.

Bruno Kissling

Die Oltner Musikfreunde konnten diese Woche nach der monatelangen Zwangspause endlich wieder ins Konzert gehen. Genau genommen wurden zwei Konzerte gespielt: Weil aus Sicherheitsgründen zahlreiche Plätze frei bleiben mussten, wurde das Publikum aufgeteilt. Die amerikanische Starpianistin Claire Huangci und der Schweizer Violinvirtuose Sebastian Bohren kürzten das ursprünglich vorgesehene Programm minim und änderten es leicht ab, dafür spielten sie es gleich zweimal am selben Abend – eine Bravourleistung.

Blues auf die ganz klassische Art

Wohl für viele überraschend war zu Beginn der zweite Satz der Violinsonate Nr. 2 von Maurice Ravel. «Blues» betitelte der französische Komponist diesen reizvollen Mittelsatz, in dem er ein musikalisches Motiv der amerikanischen Bluesmusik aufgreift, die im Paris der 1920er-Jahre schon sehr verbreitet war. Die Blue Notes und Jazzrhythmen fügen sich in Ravels Spätwerk ein in die schillernden, luftig leichten Klän- ge der umrahmenden Sätze. ­Huangci bricht mit hartem Anschlag immer wieder in die anfangs oft sanften Melodien ein, die Bohren spielen muss. Doch schliesslich wird die Geige im letzten Satz zu einem wahren «Perpetuum mobile» und die beiden brillanten Künstler finden sich in einem starken, klanggewaltigen Schluss.

Der Mittelteil des Konzertabends wurde solistisch bestritten. Der international als Solist erfolgreiche Sebastian Bohren spielte zwei Sätze aus der Sonate Nr. 2 von Johann Sebastian Bach, ein Werk, das als Herausforderung für jeden Violinisten gilt.

Im besinnlichen Andante kam der wunderschöne Ton der 244 Jahre alten Guadagnini-Geige besonders vorteilhaft zur Geltung. Das abschliessende, anspruchsvolle Allegro gestaltete Bohren temperamentvoll und überzeugend. Auch Claire ­Huangci brillierte mit Bach, nämlich mit der Orgel-Toccata in d-Moll, die Ferruccio Busoni für Klavier eingerichtet hat. Ihre energische und effektvolle Gestaltung verbunden mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit und technischer Brillanz zeigten deutlich, wieso die junge Amerikanerin zu den Stars im Musikbetrieb gehört. Hochromantisches dann zum Schluss: César Francks Sonate in A-Dur für Violine und Klavier gefällt durch die wunderbaren Klangwelten, in denen man sich verlieren kann. Ein Motiv mit fallenden Terzen erklingt in leichten Variationen durch alle vier Sätze und von beiden Instrumenten. Huangci und Bohren verzichteten im ersten Allegretto auf das verlangte Moderato und spielten es als eine rasante, furiose Einleitung. Besonders eindrucksvoll gelang auch das träumerische Recitativo des dritten Satzes und die anschliessende Fantasia mit ihren weichen Melodien.

Viel Applaus und kleine Zugabe

Das Oltner Publikum bedankte sich für das Musikerlebnis mit viel Applaus und wurde des- halb im zweiten Konzert mit einer kleinen Zugabe verwöhnt. ­Claire Huangci und Sebastian Bohren spielten die Alt-Wiener Tanzweise «Liebesleid» von Fritz Kreisler, ein Ohrwurm, der einen nach Hause begleitete.