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Nach dem Brand der Kathedrale Notre-Dame in Paris: Wie sind die drei grossen städtischen Kirchen in Olten eigentlich vor Feuer geschützt?
Natürlich ist die Stadtkirche Olten mit der Kathedrale von Notre-Dame in Paris nicht zu vergleichen; weder bezüglich Architektur, Volumen oder Alter. Dennoch: Die Ursache, die zum Brand des Pariser Bauwerks führte, ist ungeklärt und wirft Fragen auf. Haben die dortigen Sanierungsarbeiten etwas damit zu tun? Wie wird Bränden in Kirchen im Alltag vorgebeugt?
Umfangreich saniert nämlich wurde in den Jahren 2016/17/18 auch die Oltner Stadtkirche der Christkatholiken. Wie haben die Brandvorkehrungen während der Sanierung der Oltner Stadtkirche ausgesehen? Peter Humm war der leitende Architekt bei der Sanierung. «Es ist ganz klar», sagt er auf die Frage nach entsprechender Brandprävention während der Bauphase, «Vorsichtsmassnahmen werden immer intensiv kommuniziert.»
Das Gefahrenpotenzial sei nicht zu unterschätzen. Allerdings ist sich der Luzerner Architekt auch bewusst: Menschliches Fehlverhalten kann sich immer ergeben, ein sicheres Arbeiten hänge auch von der Selbstverantwortlichkeit des einzelnen ab, so Humm. «Arbeiten mit Funkenflug etwa gehören unbedingt nach draussen verlegt.» Denn Jahrhunderte alte Holzkonstruktionen etwa, völlig ausgetrocknet, würden leicht Feuer fangen.
Auch weiss der Luzerner, dass Brandursachen häufig im Bereich elektrischer Anlagen zu finden sind. «Auch eine bei den Bauarbeiten verwendete Maschine kann heiss laufen und sich entzünden», erklärt Humm. Feuerlöscher können da helfen. Die Sanierungsarbeiten in der Stadtkirche sind ohne Zwischenfall über die Bühne gegangen. Die Baute wurde im Zuge der Arbeiten nicht mit einer Brandmeldeanlage ausgerüstet, eben so wenig mit einer Sprinkleranlage. «Letzteres baut man eigentlich nur ein in Gebäuden, die regelmässig von vielen Besuchern belegt werden», sagt Humm.
Und wie stehts grundsätzlich mit den Brandschutzmassnahmen der grossen Gotteshäuser in der Stadt? Die bald 110-jährige Martinskirche, das mit 1000 Sitzplätzen grösste Gotteshaus der Stadt beziehungsweise deren Gebäulichkeiten rundherum sind mit zwei Löschwasserstationen nahe zum Josef-Saal und mit einer bestimmten Anzahl Feuerlöscher ausgerüstet. «So wie es halt gesetzlich vorgeschrieben ist», sagt Hauptsakristan Fredy Kammermann. Im Dachgeschoss dagegen finden sich keinerlei Schutzvorkehrungen. Ein Ausbau der Präventivmassnahmen sei noch nie zur Diskussion gestanden. «Jedenfalls nicht, soweit ich mich erinnern kann», so Kammermann.
In der reformierten Friedenskirche, wo knapp 800 Personen Platz finden, sind die Brandschutzvorkehrungen, quasi anlog zur Martinskirche so umgesetzt, wie sie von der kantonalen Gebäudeversicherung vorgeschrieben sind. Dazu gehören neben Feuerlöschgeräten unter anderem auch Fluchtwegbeschilderungen beziehungsweise Notausgangbeleuchtung, wie der Präsident der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Olten, Peter Schweri, auf Anfrage erklärt. Der Dachstock der Friedenskirche dagegen bleibt, wie schon derjenige der Martinskirche, ohne eigentliche Präventionseinrichtung.
Philipp Stierli, Oltens Feuerwehrkommandant, sagt: «Kirchen sind grundsätzlich etwas Spezielles, auch hinsichtlich der Brandbekämpfung.» Deren Volumen und demzufolge auch der Dachstock beziehungsweise die Zugänglichkeit stellen die Einsatzkräfte vor besondere Herausforderungen. Lediglich die Stadtkirche wäre im Ernstfall von allen vier Seiten leicht zugänglich. «Zudem weisen solche Bauten einen grossen Trümmerschatten auf», so Stierli weiter. Dies ist jener Bereich, der durch herabstürzende Trümmer getroffen werden kann.
In einem Schadensfall besteht im Trümmerschatten Lebensgefahr. Der Aufenthalt ist dort jeweils nur zur unmittelbaren Menschenrettung, zur Abstützung oder dem Einriss der Trümmer vertretbar. «Bislang sind wir von einem solchen Szenario verschont geblieben», so Stierli.