Am International Photo Festival Olten erklärt Gründer Marco Grob in einem Seminar, wie ein Porträtfoto entsteht. Und wie er zu den Porträtierten selbst steht.
Schon in früheren Jahren, als er noch als Porträtfotograf in Olten tätig war, hätte er im Prinzip ähnlich gearbeitet wie heute, sagte Festivalgründer Marco Grob am Donnerstag während des Seminars «Anatomie einer Porträtsession». Sein Motto schon damals: «Wenn ich die Kamera in die Hand nehme, will ich ein ikonisches Bild schaffen», zitierte er den US-amerikanischen Modefotografen Herb Ritts. Also ein Bild, das Kultstatus erreichen könnte.
Er zeigte Aufnahmen des Funkmusikers Maceo Parker oder des Popidols Boy George, die noch vor der Jahrtausendwende in der Region entstanden sind. Der Unterschied: Er arbeitete damals alleine. Heutzutage hat er ein mehrköpfiges Team um sich, mit dem er nach akribischer Vorbereitung innert Kürze zum richtigen Bild kommt. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist die Fotosession mit dem inzwischen verstorbenen Apple-Gründer Steve Jobs, die er auf Video festgehalten hat. Nach 45 Sekunden war jenes Foto im Kasten, das auf der Titelseite des «Time»-Magazins gedruckt wurde. Insgesamt dauerte der Termin mit Jobs am Hauptsitz im kalifornischen Cupertino nicht länger als 4 Minuten – geplant waren deren 20.
Damit dies funktioniert, hat er eine Bodenmarkierung angebracht, seine analoge Grossformatkamera eingestellt und diese bereits aufs Motiv fokussiert. Wie geht das? «Ich muss vorgängig herausfinden, wie gross die zu fotografierende Person ist.» So war es möglich, dass ihm vier Aufnahmen der britischen Verhaltensforscherin Jane Goodall genügten – zwei davon wurden publiziert.
Diese Beispiele zeigen, wie Grob als Porträtfotograf arbeitet: Für Magazine benutzt er vorwiegend die analoge Kamera: «Die Porträtierten haben so mehr Respekt.» Und er sei viel konzentrierter und disziplinierter, weil es aufwändig sei, die 20 mal 25 Zentimeter grossen Negative zu entwickeln. Grob hält daher nicht viel von Fotografen, die pro Termin Tausende von Bildern schiessen – manchmal mehrere in wenigen Sekunden. «So hast du dein Motiv gar nie richtig im Blick.» Für ihn ist weniger mehr.
Der in Olten aufgewachsene Grob zog das Publikum im gut besuchten Kino Capitol in seinen Bann. Und verriet auch, wie er zu den Porträtierten wie etwa dem US-Präsidenten Donald Trump steht, den er bereits mehrfach abgelichtet hatte und aus Antipathie nicht mit Namen nannte: «Ich muss mit keinem der Porträtierten befreundet sein.»