Der Vorstand beschliesst die Auflösung der 1902 gegründeten Museumsgesellschaft. Zu schaffen machen der Mitgliederschwund und eine fehlende Nachfolge für den scheidenden Präsidenten.
Wenn im Herbst 2019 das neue Haus der Museen Eröffnung feiert, wird die Museumsgesellschaft Olten den Vortragsraum nicht mehr beleben. Just im Jahr der Zusammenführung von Naturmuseum und Historischem Museum stellt sie nach 117 Jahren ihre Aktivitäten ein. «Es ist eigenartig, etwas aufzugeben, das man gerne hat», sagt ihr letzter Präsident Daniel Mauerhofer. Als der frühere Kantonsschullehrer für Geografie und Geschichte 1993 das Präsidium der Museumsgesellschaft übernahm, hätte er sich nicht träumen, dass er von Amtes wegen dereinst auch deren Begräbnis veranstalten müsste. Sechs Vorträge und zwei Exkursionen zierten beispielsweise das Programm in seinem zweiten Präsidialjahr und zeugten von einer äusserst lebendigen Vereinigung mit rund 400 Mitgliedern.
Mit einem Vortrag von Martin Eduard Fischer fällt am Freitag der Vorhang für die Museumsgesellschaft Olten. Der ehemalige Stadtarchivar referiert im Stadthaus, Beginn 20 Uhr, zum Thema «Vereinsleben in Olten – Spurensuche ab dem 15. Jahrhundert». An der letzten von ungezählten Veranstaltungen der Museumsgesellschaft findet zum Abschluss ein Apéro statt.
Daniel Mauerhofer hielt seit seinem Einzug in den aktuell neunköpfigen Vorstand im Jahr 1984 selber nicht weniger als 25 Vorträge und leitete gegen 40 Exkursionen. Mit seinen geografischen Ausführungen zu Reisen in alle Welt hatte der passionierte Referent ein grosses und treues Publikum. «Ich halte einfach gerne Vorträge, lerne aber auch viel, wenn ich anderen zuhöre.» Auch andere lokale Grössen füllten stets die Säle, doch wenn Auswärtige geladen waren, konnten sich auch mal bloss wenige Personen an die Veranstaltung verirren. So wurde mit der Zeit das Jahresprogramm mit traditionell historischen geografischen und biologischen Themen dünner.
Die Exkursionen an verschiedene Destinationen in der Schweiz und ins nahe Ausland, meistens eine halbtägige Fahrt im Frühjahr und eine ganztägige im Sommer, erlebten 2012 einen abrupten Einbruch. Als es nicht mehr gelang, einen Reisecar zu füllen, mussten sie eingestellt werden. Weiterleben werden die Studienreisen ins Ausland, für die Daniel Mauerhofer eine wichtige Basis in der Museumsgesellschaft fand, die er aber als Reiseleiter meist schon über andere Veranstalter anbot.
Der Zahn der Zeit setzte auch dem Mitgliederbestand zu, der hauptsächlich wegen Überalterung unter die Marke von 300 Personen fiel. Die Museumsgesellschaft hatte auch damit zu kämpfen, dass andere Events und Veranstalter ihr Abendprogramm zunehmend konkurrenzierten. Dazu machte sich gemäss Mauerhofer auch schmerzlich bemerkbar, dass die Tagespresse nicht mehr wie in früheren Zeiten grosszügig auf die angesetzten Vorträge hinwies.
Der nachlassende Publikumserfolg allein, der renommierteren Bildungsgesellschaften teils sogar mehr zu schaffen macht, hätte Daniel Mauerhofer nicht zum Aufgeben veranlasst. Doch der Präsident der Museumsgesellschaft hatte sich nach seinem 70. Geburtstag im letzten Jahr vorgenommen zurückzutreten, fand jedoch im Vorstand keinen (jüngeren) Nachfolger. Auch die Idee, über eine Vernetzung mit anderen Kreisen, eine neue gesicherte Grundlage für die Zukunft zu finden, scheiterte vorerst. Offenbar waren sich auch Kathrin Wyss (Kassierin), Theo Ehrsam, Peter Flückiger (Leiter Naturmuseum), Remo Fröhlicher, Hugo Grossenbacher, Peter Heim, Luisa Bertolaccini (Leiterin Historisches Museum) und Christoph Rast als früherer Leiter der Stadtbibliothek in der Lagebeurteilung einig. So fiel Mitte Januar im Vorstand der einstimmige Beschluss zur Auflösung der Museumsgesellschaft Olten.
Da sich auf ein entsprechendes Schreiben an die Mitglieder hin auch kein Einspruch gegen dieses Verdikt ergab, kann der Vorstand dank der Einstimmigkeit die juristisch als einfache Gesellschaft konstituierte Vereinigung nun ohne weitere Hürden liquidieren. Neben allen Wermutstropfen überwiegt bei Daniel Mauerhofer im Rückblick die Zufriedenheit über die Aktivitäten der Museumsgesellschaft und ihre noch intakte finanzielle Verfassung. Deren restliches Vermögen von rund 3500 Franken geht je zu einem Teil an das Historische Museum, ans Naturmuseum und auf ein Konto zugunsten der Prämierung der besten Maturaarbeiten an der Kantonsschule Olten.
Denn abgesehen von ihren Veranstaltungen war in den letzten 15 Jahren das Wirken der Museumsgesellschaft auch mit der Prämierung der besten Maturaarbeiten in der Öffentlichkeit sichtbar geworden. Rund 20’000 Franken an Preisgeldern hatte die Museumsgesellschaft insgesamt gesprochen. Damit wegen ihrer Auflösung bei der Auszeichnung der Maturandinnen und Maturanden kein Loch entsteht, hat der Vorstand vorgesorgt. Künftig übernehmen die Summe von 1600 Franken jährlich je zur Hälfte der Verein Ehemaliger der Kantonsschule Olten und deren Seniorenvereinigung der ehemaligen Lehrpersonen.
Auch für eine würdige Nachfolge der Museumsgesellschaft als Institution sieht Daniel Mauerhofer noch in diesem Jahr neue Impulse. Er kann sich gut vorstellen, dass sich nach der Eröffnung des Haus der Museen ein neuer Verein für die Kulturvermittlung und die Interessen der Museen stark macht.