Am Mittwochabend startete das International Photo Festival Olten in der Kirchgasse. Für das Publikum gibt es bei der dritten Auflage, die bis Sonntag dauert, so viel Fotografisches wie noch nie zu sehen. Daneben laden über 60 Seminare, Workshops und Vorträge zum Nachdenken über das eigene Schaffen oder zur Inspiration ein.
Wenn der Oltner Marco Grob in die Welt ruft, dann kommen sie fast alle in die Kleinstadt an der Aare: So wie am Mittwochabend, als nach 2017 und 2019 die dritte Auflage des International Photo Festival Olten, kurz IPFO, in der Kirchgasse bei schönstem Sommerwetter mit rund 250 geladenen Gästen eröffnet wurde. Trotz Corona haben Koryphäen der zeitgenössischen Fotografie wie Stuart Franklin, der das berühmte Bild mit der Person vor dem Panzer auf dem Tian’anmen-Platz in Peking geschossen hat, oder Anton Corbijn, dem Fotografen von Musikstars wie den Rolling Stones, nach Olten gefunden. Grössen des Fachs wie Nick Ut – er schoss das berühmte Bild der fliehenden Kinder im Vietnamkrieg -, der in diesem Jahr keine offizielle Funktion hat, sind bereits zum dritten Mal dabei. Und dies ohne Bezahlung, nur die Spesen werden erstattet. Natürlich wollten sich auch Vertreter der lokalen und kantonalen Politik im Beisein der fotografischen High Society sonnen. Von der Solothurner Regierung waren Frau Landammann Susanne Schaffner und Remo Ankli vor Ort, drei von fünf Standräte gaben an der Veranstaltung ebenfalls ihr Stelldichein. Stadtpräsident Thomas Marbet unterstrich diesen Geist von Internationalität mit seiner Begrüssung in vier Sprachen: Unter anderem mit «ici, c’est Olten» pries er die Vorzüge der Stadt der kurzen Wege an. Und wer nicht dabei sein konnte, wurde per Videobotschaft zugeschaltet: So wie Popsänger Bryan Adams, der demnächst auch im Haus der Fotografie ausstellt.
Eine Neuheit auf dieses Jahr hin ist die PhotoVille4600, eine Open-Air-Werkschau der Schweizer Fotografie auf dem Munzingerplatz. Knapp 350 Fotografinnen und Fotografen haben sich dafür beworben. Die Jury um Kurator Michael Pfister – dem Bildchef der Onlineausgabe «Die Zeit» – haben schliesslich 51 Leute ausgewählt, die ihre Werke präsentieren dürfen. Neben dem Gewinner des erstmals vergebenen IPFO-Swiss-Award, dem Zürcher Maurice Haas, präsentieren sich so bekannte Namen wie Gian Marco Castelberg oder der einheimische Raphael Studer. Für Pfister ist es ein Who’s Who der hiesigen Fotografenszene. Die Jury legte zudem Wert darauf, dass verschiedene Genres wie die Portrait-, Landschafts- oder Dokumentarfotografie berücksichtigt wurden.
Damit das PhotoVille4600 um 18 Uhr rechtzeitig eröffnet werden konnte, war ein Sondereffort nötig. Der Munzingerplatz wurde von der Stadt Olten nämlich erst am Mittwochmorgen für das International Photo Festival freigegeben. So konnte sich ein Teil der rund 140 Freiwilligen – unter anderem Alt-Regierungsrat Peter Gomm – erst am Starttag daran machen, die Kuben aufzustellen und die Bilder aufzuhängen. Jeder Person steht dabei eine von vier Wänden eines Kubus für ihr Werk zur Verfügung.
Erstmals wird auch der Raum der Wechselausstellung im vierten Stock des Hauses der Museen bespielt. Der renommierte Schweizer Fotograf Dominic Nahr (siehe Interview rechts) zeigt knapp 30 Bilder aus seinem umfangreichen Werk. Auch dies hat Michael Pfister kuratiert. Es seien «sehr persönliche Aufnahmen» zu sehen, unter anderem Nahrs Mutter in ihrem favorisierten Swimmingpool in Hongkong. Die Ausstellung ist zudem so gestaltet, dass immer wieder andere Kombinationen von Bildern ins Blickfeld des Betrachtenden geraten. Die Fotos hängen deswegen zum Teil mitten im Raum.
Wie bereits in den beiden vorherigen Ausgaben ist auch diesmal die Organisation World Press Photo in Olten vor Ort. 2019 wurden die Gewinnerbilder der vergangenen Jahrzehnte in der Stadtkirche gezeigt. Nun ist die Ausstellung World Press Photo 2021 im Haus der Fotografie zu Gast. Normalerweise werden die besten Bilder eines Jahrgangs im Landesmuseum Zürich gezeigt, wegen Corona war dies in diesem Jahr nicht möglich. So werden die rund 140 Fotos der international renommierten Fotografen des ersten Coronajahrs 2020 noch bis zum 3. Oktober im ehemaligen Naturmuseum präsentiert.
Diesmal in der Stadtkirche zu sehen ist die Ausstellung «Asylum of the Birds» (auf deutsch etwa «Asyl für die Vögel») des US-Amerikaners Roger Ballen. In New York geboren, lebte er über 30 Jahre in Südafrika, wo auch die Bilder zur Ausstellung entstanden.
Hinweis: Programm und Tickets zum International Photo Festival Olten auf www.ipfo.ch