Zwischen Weihnachten und Neujahr herrscht im Handelsbetrieb der weco Suisse AG in Walterswil Silvesterstress.
«Früher sagte man, dass man an Silvester den Rest der Feuerwerke vom 1. August verkauft – heute reicht das bei weitem nicht mehr», erklärt Hektor Luder, Betriebsleiter der weco Suisse AG. Das Handelsunternehmen befindet sich seit 2013 in einem Neubau in Walterswil und agiert als Tochterfirma der weco Feuerwerk GmbH aus Deutschland.
Vor dem Millennium gab es in der Schweiz noch fast keine Feuerwerksverkäufe. Um das neue Jahr einzuläuten, sei vor dem Jahr 2000 hauptsächlich in Deutschland geböllert worden. «Ausser an den touristischen Orten in der Schweiz», so der Betriebsleiter. Denn der Brauch sei besonders im Ausland bekannt gewesen. Mit der steigenden Migration konnte die Tradition aber auch hierzulande Fuss fassen. Somit stiegen die inländischen Feuerwerksverkäufe an Silvester seit der Jahrtausendwende stets an. Heute sind die bunten Knaller am 31. Dezember kaum mehr wegzudenken. Denn, obwohl der 1. August noch immer der wichtigste Tag der hiesigen Feuerwerksbranche sei, betragen die Feuerwerksverkäufe an Silvester mittlerweile schon 20 bis 25 Prozent derjenigen vom Schweizer Nationalfeiertag.
Dass das Neujahrsfeuerwerk an Beliebtheit zugenommen hat, fällt während des Besuchs der weco Suisse AG in Walterswil deutlich auf: «Herr Luder, Wettingen will jetzt trotzdem noch bestellen, kann noch jemand hinfahren?», muss eine Angestellte das Gespräch unterbrechen. Obwohl alle Lastwagen unterwegs sind, arrangiert der Betriebsleiter eine kurzfristige Lieferung – vor dem Neujahrsfest ist eine logistische Topleistung gefragt. Luder nimmt es gelassen: «Notfalls können die Geschäfte die Feuerwerke auch direkt bei uns abholen», erklärt er.Draussen auf dem Parkplatz steht sogar ein temporäres Verkaufszelt. Im ersten Jahr nach der Eröffnung des Betriebs 2013 wollte Luder dies zwar nicht tun, um die von der weco belieferten Geschäfte – Coop, Aldi, Lidl, Jumbo und weitere – nicht zu konkurrenzieren. Nach mehreren Anfragen sprach er dies jedoch mit den betroffenen Geschäften ab und startete den direkten Verkauf, welcher sich seither grosser Beliebtheit erfreut.
Aber nicht nur die Kundschaft im Verkaufszelt und die Last-Minute-Bestellungen beweisen die Beliebtheit der Böller, auch beim Gang durch die Lagerhallen der weco Suisse AG wird das Ausmass der Verkäufe sichtbar. Viele Regale sind fast leergeräumt, an einem Tisch packen zwei Angestellte zügig Artikel in Schachteln. Während sich ein Grossteil der Schweizer zwischen Weihnachten und Neujahr Ferien gönnt und die Ruhe geniesst, wird hier auf Hochtouren gearbeitet.
Was bei der Führung durch das Gebäude ebenfalls auffällt, sind neben der Silvesterhektik auch die Sicherheitsmassnahmen, die beim Bau des Gebäudes beachtet werden mussten. Über jedem Regal im Lager hängen für den Fall eines Brands mehrere Sprinkler. Die Brandschutztüren, welche die verschiedenen Bereiche des Lagers voneinander trennen, gehen in einem Notfall automatisch zu. «Man kann davon ausgehen, dass ein Gefahrengutlager das Doppelte eines normalen Lagers kostet», äussert sich Luder zum Aufwand für den Brandschutz. Eine der Sicherheitsmassnahmen führt er sogleich vor: die hydraulische Wassersperrre, welche sich vor jeder Tür befindet. In einem Havariefall würde die Sprinkleranlage schnell zu einem hohen Wasserstand in der Lagerhalle führen. Die Wassersperren verhindern, dass das in die Büroräumlichkeiten eindringt. Der noch wichtigere Effekt: Gefährliches Sprengmaterial wird durch das Wasser unschädlich gemacht.
Wasser wird jedoch nicht nur im Notfall zur Vernichtung gefährlicher Artikel verwendet. «Mit allen Produkten machen wir sogenannte Lot-Tests. Pro 1000 Artikel gibt es eine gewisse Anzahl, die wir prüfen. Geht etwas schief, wird dar gesamte Warenposten vernichtet», erklärt Luder das Prozedere. Dies geschieht durch sogenanntes Wässern: Die Artikel werden in Wasser eingelegt, bis sich der Karton und das Schwarzpulver aufgelöst haben, und werden anschliessend verbrannt.
Dank der strengen Regeln, die die Schweizer Zulassung seit 1999 fordert, können Gefahren so bereits im Voraus eliminiert werden, wodurch es kaum noch Unfälle mit Feuerwerken gibt. «Falls es doch mal einen gibt, ist es meistens aufgrund von Handhabungsfehlern. Daher empfehle ich, die Anleitungen immer genau zu lesen. Denn jeder Unfall mit Feuerwerk ist ein Unfall zu viel», so Luder.