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Kolumbiens langwieriger Friedensprozess steht im Zentrum der Sammelkampagne von MenschOlten! Unterstützt soll damit die Schweizerische Entwicklungsorganisation NGO-Stiftung Horyzon werden. Diese setzt sich seit dreissig Jahren für Jugendliche in Kolumbien ein.
Die Oltner NGO-Stiftung Horyzon wird von den Landeskirchen durch MenschOlten! für die diesjährige Sammelkampagne in der Fastenzeit unterstützt. Horyzon ist eine Schweizer Entwicklungsorganisation, die ihren Schwerpunkt auf die Förderung von Jugendlichen setzt und in Kolumbien seit dreissig Jahren mit der weltweit bekannten YMCA-Organisation zusammenarbeitet. Diese will Jugendliche durch Bildung und Praxis zu aktiven Promotoren des Friedens machen.
Kolumbien ist weit entfernt von politischen Lösungen und Reformen – Jugendliche sind ohne Perspektive. Mit einem grossen politischen Effort unterzeichneten die Regierung Santos und die Guerillarebellen FARC 2016 einen Friedensvertrag, der viel internationale Beachtung fand. Die älteste Guerrilla Lateinamerikas hat nach Jahrzehnte der Gewalt durch Mord, Anschläge, Entführung, Vertreibung und Drogengeschäfte ihre Waffen abgegeben und will sich in Zukunft als politische Linke etablieren.
Die Regierung ihrerseits bleibt aber hinter den im Friedenswerk vereinbarten Zielen weit zurück. So sollten das Abkommen und die Regierung Santos in ihrem Kernpunkt dem entgegensteuern, was durch den kolumbianischen Staat jahrzehntelang völlig vernachlässigt wurde und den eigentlichen Grund für den Bürgerkrieg war, nämlich die wachsende Umverteilung von Grund und Boden auf immer weniger und immer mächtigeren Besitzern.
Leider dürfte mit den neuen Präsidentschaftwahlen im 2018 diese Agrarreform und die damit verbundene Hoffnung auf einen Rückgang der Armut in weiter Ferne rücken.
Problematisch sind auch die zahlreichen zersplitterten paramilitärischen Banden und Drogenkartelle, die das entstandene Vakuum der FARC füllen. So floriert zur Zeit der Kokain- und Waffenhandel stärker als je zuvor und die kriminelle Gewalt destabilisiert die Gesellschaft weiter.
Leidtragende dieser Situation sind Kinder und Jugendliche, die über die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Der Bürgerkrieg hat fast 7 Millionen Menschen zu Binnenflüchtlingen im eigenen Land gemacht. Als Enteignete sind sie in die Zentren gezogen und prägen mit ihren notdürftigen Baracken das Bild der Elendsviertel, die an den Rändern der kolumbianischen Grossstädte immer mehr wachsen.
Jugendlichen fehlt in den Slums jede Perspektive auf Ausbildung, auf Arbeit und politisches Mitspracherecht. Sie sind anfällig für die Anwerbung durch Strassengangs oder werden zwangsrekrutiert, um danach oft Opfer von Zwangsarbeit, sexueller Gewalt und Mord zu werden. Ein hoher Grad an Gewalt prägt ihren Alltag. Andere Jugendliche, die der FARC angehören, haben Mühe, sich in die Gesellschaft zu integrieren.
YMCA Kolumbien will solchen Jugendlichen eine alternative Vision für ihr Leben geben. Sie sollen für ein ziviles Leben in Frieden Kompetenzen entwickeln und gestärkt werden. Jährlich besuchen in sieben Städten 1224 Jugendliche und junge Erwachsene aus den ärmsten sozialen Schichten Kurse mit Schwerpunkten in Frieden, Partizipation und Einkommensbeschaffung.
So werden sie in Konfliktlösung geschult, lernen Bürgerrechte und -pflichten kennen, sie werden herangeleitet, eine aktive Rolle in der Zivilgesellschaft wie zum Beispiel ein politisches Amt wahrzunehmen, erlangen unternehmerische Fähigkeiten, um einem legalen Erwerb nachzugehen oder werden für Gendergerechtigkeit sensibilisiert. Ein Teil der Kursbesuchenden macht zusätzlich eine Ausbildung zu Jugendleiterinnen und Mediatorinnen, andere wiederum werden in die Organisation von Jugendgruppen geschult und gründen solche in ihren Quartieren, so dass durch regelmässige Aktivitäten andere Jugendliche erreicht werden.
Durch den partizipativen Ansatz integrieren die Jugendliche das Gelernte in ihren Alltag und tragen es in ihre Familien und Quartiere. Diese Bewegung von Friedensmultiplikatoren zielt auf eine nachhaltige positive Veränderung der Gesellschaft und die ersten Erfahrungen zeigen Wirkung.
Solche konkreten Friedensbemühungen an der Basis, besonders in einem von Gewalt geprägten Umfeld, verdienen ebenso Achtung und Beachtung wie jene auf dem hohen politischen Parkett.
Das Programm von Horyzon wird von «Brot für alle» mitfinanziert. Das Spendenkonto ist auf der Homepage von mensch-olten.ch zu finden. Für die letztjährige Kampagne zugunsten des indischen Programms des «Fastenopfers» für Adivasi und Dalits kamen 65'500 Franken zusammen.