Olten
Meistens gar keine Brände: Feuerwehr zeigt ihre vielfältigen Aufgaben

Zum 200-Jahr-Jubiläum will die Feuerwehr ihre Aufgaben der Bevölkerung mit einem Erlebnistag näher bringen.

Melina Aletti
Drucken
Die Feuerwehr Olten bei einer Übung vor dem Sälischulhaus mit der Autodrehleiter.

Die Feuerwehr Olten bei einer Übung vor dem Sälischulhaus mit der Autodrehleiter.

zvg

Was bei kleinen Buben hoch im Kurs ist, möchten Erwachsene lieber nicht von Nahem sehen: die Feuerwehr. Zum 200-jährigen Bestehen der Oltner Feuerwehr hat Kommandant Philipp Stierli erzählt, was man sich darunter vorstellen muss. Das geht nämlich weit über die ursprüngliche Aufgabe des Feuerlöschens hinaus. Von den rund 250 Einsätzen, welche die Stützpunktfeuerwehr Olten pro Jahr hat, sind nur rund zehn Prozent Brandeinsätze.

Zirka 100 sind auf Brandmeldeanlagen zurückzuführen, wovon jedoch nur 5 bis 6 wirkliche Ereignisse sind. Diese grosse Anzahl Fehlalarme wird durch staubverursachende Bauarbeiten, Fehlmanipulationen und technische Störungen ausgelöst. Häufig wird die Feuerwehr auch zu Einsätzen im Zusammenhang mit Überschwemmungen gerufen. Diese werden meistens durch starken Regen oder Wasserleitungsbrüche verursacht.

Erlebnistag

Diesen Samstag, 24. Juni, von 10 bis 17 Uhr findet auf der Oltner Schützenmatte der Erlebnistag der Feuerwehr statt.

Den ganzen Tag zu sehen sind eine grosse Fahrzeugausstellung, ein Löschhelikopter der Swiss Air Force und ein Rettungshelikopter der Alpine Air Ambulance. Für die Kinder gibt es Wasserspiele. Diverse Partnerorganisationen, Hersteller und Lieferanten werden mit Ständen präsent sein. Für die Verpflegung sorgt eine Festwirtschaft.

Dazu werden verschiedene Einsätze demonstriert:

11 Uhr: Vorführung Personenbergung bei Unfällen

11.30 Uhr: Einsatz der Modellbau Feuerwehr

12.30 Uhr: Vorführung Einsatz Grosstierrettung

13 Uhr: Vorführung Einsatz Zimmerbrand

13.30 Uhr: Vorführung Fettexplosion

14 Uhr: Vorführung der Jugendfeuerwehr Olten

14.30 Uhr: Einsatz der Modellbau Feuerwehr

15 Uhr: Vorführung Personenbergung bei Unfällen

15.30 Uhr: Vorführung Herznotfall

16 Uhr: Vorführung Einsatz Zimmerbrand

Hilfe bei Herznotfällen

Ein spezielles Einsatzgebiet der Feuerwehr Olten ist das First Responder Team für Herznotfälle. Wird ein Notruf abgesetzt, bei dem Anzeichen auf einen Herzinfarkt bestehen und vom Spital Olten gerade kein Einsatzteam zur Verfügung steht, rückt zuerst die Feuerwehr aus, bis die Ambulanz von Zofingen oder Langenthal ankommt. So kann wertvolle Zeit gewonnen werden, die bei einem Herzinfarkt über Leben und Tod entscheiden kann. Das First Responder Team ist rund 10 bis 15 Mal pro Jahr im Einsatz.

Für alle diese Einsätze sind in der Feuerwehr Olten insgesamt 84 Personen aktiv, darunter 11 Frauen. Von den jährlich insgesamt 90 durchgeführten Übungen besuchen die Aktiven jeweils zwischen 12 und 70, je nach Dienstgrad. Diese hohe Anzahl an Übungen kommt wegen der vielen spezialisierten Gruppen zustande, die jeweils separat üben. Zusammen mit den Einsätzen ergibt das eine hohe Belastung für die einzelnen Personen und auch für deren Familien.

Stierli schliesst Fusionen nicht aus

So ist es auch kein Wunder, dass es schwierig ist, dauerhaft genügend neues Personal zu finden. Kommandant Stierli berichtet: «Wir führen jedes Jahr eine Rekrutierung durch, bei der sich immer viele Interessenten für den Feuerwehrdienst melden.» Über die Hälfte beende jedoch nach ein bis zwei Jahren das Engagement. Mögliche Gründe: Sie haben es sich anders vorgestellt oder der Aufwand war ihnen zu gross.

Ein grosses Problem ist denn auch der Kadernachwuchs. Je höher der Rang, desto grösser die zeitliche Belastung aber auch die Verantwortung, die der einzelne wahrnehmen muss. Zudem sind viele beruflich so stark eingebunden, dass ein Einsatz in der Feuerwehr nicht drin liegt. Das Milizsystem ist also an diesem Punkt stark belastet. Um dieses zu entlasten, könnte sich Kommandant Stierli gut vorstellen, dass es in den nächsten Jahren zu Fusionen von Feuerwehren kommen wird. «Das wird nicht heute oder morgen passieren, aber langfristig muss man mögliche Fusionen prüfen», so Stierli. Dabei spielt auch die Kostenoptimierung eine grosse Rolle.

Abwechslungsreiche Aufgabe

An seiner Arbeit als Kommandant, die er nun seit drei Jahren ausführt, schätzt Philipp Stierli vor allem das breite Spektrum an Tätigkeiten: «Ich habe viel mit Menschen zu tun, sei es intern oder extern. Ich kann innerhalb des Teams Wissen vermitteln und Junge für die Feuerwehr begeistern.» Durch die Einsätze, bei denen man nie wisse, was einen erwarte, werde die Arbeit sehr abwechslungsreich. Stierli freut sich auf den Erlebnistag. Dieser biete die Möglichkeit, die Feuerwehr und ihre Aufgaben der Bevölkerung näherzubringen.

Feuer wurden auch schon vor 1817 gelöscht

Auch wenn es die Oltner Feuerwehr offiziell seit 200 Jahren gibt, ist die Geschichte des Feuerlöschens in Olten viel länger. Stadträtin Iris Schelbert hat sich das Jubiläum zum Anlass genommen, in den diesjährigen Oltner Neujahrsblättern Rückschau zu halten. Sie erwähnt dabei, dass bereits in den Neujahrsblättern von 1969 ein Beitrag von Kurt Stocker über die Geschichte der Feuerbekämpfung in der Stadt zu lesen war. Dieser weiss, dass 1411 erstmals eine Oltner Feuerordnung erwähnt worden sei. Genau 400 Jahre später trat die erste kantonale Feuerordnung in Kraft. Kurz darauf, im Jahr 1817, wurde in der neuen Oltner Stadtordnung festgehalten, dass jeweils der Präsident der Polizeikommission zuständig ist für das Feuerwehrwesen. Weil es in den umliegenden Dörfern damals noch keine Feuerwehren gab, halfen die Oltner bei Brandfällen aus. Ab 1887 war dann die Wasserversorgung durch Hydranten sichergestellt. Im Jahr 1900 waren 332 Feuerwehrmänner in Olten aktiv. Diese hohe Anzahl war nötig, weil die Technik noch kaum fortgeschritten war. Zudem war eine kürzere Ausbildung nötig, um die einfachen Hilfsmittel zu bedienen. (mal)