Neulich fuhr ich mit dem Zug von Zürich nach Olten. Es war ein später Zug, der letzte, mit dem man es aus der grossen Stadt noch nach Hause schafft. Steht kein Konzert und keine andere grosse Veranstaltung im Hallenstadion oder im Letzigrund auf dem Programm, ist dieser «Mitternachtsexpress», wie ich diesen letzten Zug für mich immer nenne, jeweils nur spärlich besetzt.
So auch an diesem Abend. In der Nähe sassen zwei Männer, die ich zwar hören konnte, aber nicht sehen. Und bald entwickelte sich ein Gespräch zwischen den beiden Männern, ein Gespräch über Olten. Rasch merkte ich, dass der eine Mitreisende aus Olten stammt, während sein Begleiter nur wenig zu wissen schien über unsere Stadt.
«Weisst du, Olten hat die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden»,
sagte der Oltner zu seinem Begleiter, während wir Zürich-Altstetten passierten. Lange dachte ich darüber nach. Olten erfindet sich neu? Klar, wer vor 20 Jahren zum letzten Mal in unserer Stadt war, wundert sich vielleicht über die autofreie und neu belebte Kirchgasse. Über die Entlastungsstrasse, die beim Sälikreisel endet, über die Entwicklungen in Olten-Südwest oder über die aktuelle Bautätigkeit am Ländiweg. Olten innovativer und wandlungsfähiger, als ich das selbst wahrnehmen will?
«Weisst du, in Olten gibt es eine grandiose Dichte an grossartigen Restaurants»,
hörte ich meinen Mit-Oltner zu seinem Begleiter sagen, als wir uns dem Baregg näherten. Ein grosses Versprechen, dachte ich für mich, und ging unsere Lokale gedanklich von West nach Ost, von Nord nach Süd durch. «Tatsächlich hat Olten kulinarisch für jeden Geschmack und jedes Budget etwas zu bieten», dachte ich, und man könnte locker zwei Wochen lang jeden Abend auswärts essen, ohne zweimal ins gleiche Lokal zu gehen. Eigentlich bemerkenswert für eine kleine Stadt wie die unsere.
«Weisst du, Olten ist auch eine Eishockeystadt»,
erklärte der Oltner kurz nach Lenzburg nun seinem Begleiter. «Die Leute lieben ihren EHCO, auch wenn der Klub schon seit vielen Jahren nichts mehr gewonnen hat.»
Nun musste ich schmunzeln. Stimmt, wir haben schon (zu) lange nichts mehr gewonnen. Wenn am Freitag die neue Saison beginnt, werden wir alles daransetzen, dass die Leute ihren EHCO im nächsten Frühling noch mehr lieben – weil er dann hoffentlich endlich wieder etwas gewonnen haben wird.
«Weisst du, in Olten kann man wirklich viel unternehmen»,
führte der Oltner nun weiter aus, während draussen Aarau an uns vorbeizog. «An diesem Wochenende findet zum Beispiel ein Zweistunden-Lauf statt mitten in der Altstadt, am nächsten Wochenende dann die Messe in Olten. Zudem gibt es viele Veranstaltungen im Stadttheater, in der Schützi oder an vielen anderen Orten.
Und viel Sport. Neben Eishockey auch Handball, Fussball, Landhockey. Alles gibt es in Olten.» «Ja», dachte ich nun, «wenn man sich das so überlegt, ist eigentlich ganz schön viel los in unserem Städtchen.»
Als wir uns nun Olten näherten, verabschiedeten sich die beiden Mitreisenden voneinander. «Weisst du», sagte der Oltner zu seinem Bekannten, «du solltest mich wirklich wieder mal besuchen kommen in Olten.» Nun lachte sein Freund.
«Wie könnte ich auch anders, nachdem Du mir nun eine halbe Stunde lang von deiner Stadt vorgeschwärmt hast.»
«Ja, besuch ihn bald», dachte ich nun für mich, «du verpasst sonst wirklich was.» Und freute mich noch ein kleines Stück mehr als sonst, wieder zu Hause in meinem Olten zu sein.