Wünschen Sie sich etwas in Olten? Würde man mein 6-jähriges Ich befragen, wäre die Antwort sofort klar: eine Sesselbahn von der Holzbrücke direkt ins Säliquartier.
Diese Vorstellung war für mich überzeugend und unverzichtbar. Schliesslich war der Heimweg aus der Stadt gruselig – wegen der Winkelunterführung, der Rest uninteressant und zu weit. Dass ich höchstwahrscheinlich bloss zu faul oder zu müde war, lassen wir aussen vor; denn wichtig ist, dass dieses Gedankenspiel oft ein guter Zeitvertreib war.
Wie das wohl wäre, die Füsse über der Engelbergstrasse baumeln zu lassen und unter mir das Geschehen zu beobachten? Nachts könnte man durch die hell erleuchteten Fenster in die Häuser blicken, vorfreudig, weil man selbst auch bald in der wohligen Wärme ankommt. Tagsüber würde man auf Höhe des Vögeligartens einem Eichhörnchen in den Ästen der Bäume zuwinken und dem Nachbarn in der entgegenkommenden Gondel einen Gruss zurufen.
Könnte ich mir eine Stadt selbst aus Legosteinen zusammenbauen, würde ich mit der Sesselbahn beginnen. Dazu käme ein botanischer Garten nahe der Innenstadt mit einem Pavillon-Café und weissen Sonnenschirmen. Im Sommer könnte man mit einer Glacé in der Hand an den bunten Blumenbeeten vorbeischlendern oder – falls man keine Glacé mag – es sich auf den gemütlichen Gartenmöbeln mit einem leckeren Kaltgetränk gemütlich machen.
Nebenan wäre genug Platz, um sich mit einem Buch ins Gras zu legen oder mit Freunden eine Runde Kubb zu spielen. In meiner Stadt gäbe es ausserdem eine Bibliothek mit grossen Fenstern, Sesseln und Arbeitsmöglichkeiten, wo von den Jüngsten (malend) bis zu den Ältesten (zeitungslesend) und allen mittendrin (lernend, lesend, arbeitend) ein kunterbunter Mix herrschte. Der Ort wäre zwar für konzentrierte Momente geeignet, aber keineswegs ein stiller und lebloser Raum.
Die Bibliothek hätte neben Büchern und Zeitungen auch Spiele im Angebot und wäre somit nicht nur ein Ort des kollektiven Wissens, sondern auch ein Ort des Austauschs. Die verschiedenen Gassen meiner Stadt wären voller kleiner Ladenlokale. Die Mietpreise würde ich so setzen, dass kein Lokal ungenutzt bliebe und sich jeder seinen Traum eines eigenen Lädeli erfüllen könnte. Das Angebot wäre abwechslungsreich. Die Schaufenster wären alle liebevoll gestaltet, sodass man sich an der Vielfalt nicht sattsehen könnte und gerne durch die einzigartigen Gassen schlendern würde.
Ich wünsche mir, dass man täglich durch die sonnendurchfluteten (oder mysteriös vernebelten) Strassen Oltens streunen kann und dabei das Gefühl kriegt, Kreativität und Inspiration regelrecht aufzusaugen. Ich wünsche mir, dass der Stadtkern von Cafés und Bars dicht besiedelt ist, dass sich da Menschen tummeln, jung und alt.
Begegnungszone, weil die Stadt anzieht; genauso wie in den Tagen, in denen die Stadt Platz macht für Fotografie, Schauspiel, Sport und Kultur. Vom Leben erfüllte Strassen. Öffentliche Orte für jeden und jede, ganz ohne Ausnahme. Weil alle ein bisschen vom Gefühl des Miteinanders bekommen möchten. Platz für Leben. Platz für Innovation.
Fällt Ihnen nun etwas ein, was Sie sich wünschen würden? Olten ist klein, Veränderung ist möglich. Es muss nicht zwingend eine Sesselbahn ins Säliquartier sein. Aber einige Parkplätze weniger und mehr Laden- und Gastronomiefläche anstelle von (leerstehenden) Büros – das wäre sicherlich machbar.