Unsere Kolumnistin Jessica Foschini sagt, wieso sie mit dem Velo und Anhänger nur durch die Winkelunterführung führt, um auf die jeweils andere Stadtseite in Olten zu kommen.
Die Stadtseitenquerung mit dem (E-)Velo in Olten stellt mich immer vor einer Herausforderung. Dafür habe ich inzwischen je nach Situation verschiedene Strategien entwickelt, die die Faktoren Sicherheit, Zeit und Regeln auf unterschiedliche Weisen gewichten.
Wir wohnen auf der rechten Aareseite, und unser Leben spielt sich grösstenteils auch auf dieser Seite ab. Allerdings fahre ich mit dem Velo regelmässig zur linken Aareseite aus den vier folgenden Gründen: Kita, Pumptrack-Anlage, Pilates und Badi im Sommer. Um die Strecke vom Hardfeldquartier bis zur linken Aareseite zu bewältigen, stehen mir verschiedene Optionen zur Verfügung:
Option 1: Ich bin alleine unterwegs und muss Richtung Stadttheater? Die beste Lösung ist dann, mein Fahrrad die Treppen der Bahnhofsunterführung Hardegg runter und wieder hoch zu schleppen.
Option 2: Bin ich ohne Kind, aber mit dem Veloanhänger unterwegs? Dann fahre ich über die offizielle Strecke durch die Unterführungsstrasse, welche nicht ohne Gefahren ist. Die Ampel bei der Kreuzung vor dem «Oltnerhof» schaltet nur sehr kurze Zeit auf Grün, diese reicht gerade für zwei oder drei Autos. Oft versperren die Autofahrenden den Aufstellbereich für Velos, weil ersterwähnte auch verständlich schnell durchkommen möchten.
Option 3: Bin ich mit dem Kind mit Veloanhänger unterwegs? Dann ziehe ich die Winkelunterführung vor. Wie wäre es mit Schieben? Na ja, das Schieben eines Velos inklusive Anhänger und Kind ist für mich nicht gerade einfach. Das gesamte Gespann wiegt mehr als ich selbst.
Der Rückweg von der Alten Holzbrücke mache ich entweder über den Postplatz oder durch die Winkelunterführung. Die erste Variante kann aber gefährlich werden: Ich wurde fast einmal angefahren, als ein LKW-Fahrer während der ersten Bauphase verbotenerweise vom Bahnhofquai herkommend weiter nach Aarburg fuhr, da der Fahrer entschieden hatte, die Schilder mit dem Umweg über Dulliken zu ignorieren. Dieser Weg kommt für mich daher nur in Frage, wenn die Sicherheitsleute vor Ort instruieren.
Aber auch das bedeutet nicht, dass alles reibungslos läuft. Ich erlebte, wie ein Auto plötzlich auf die Velospur fuhr. Ich befand mich kurz dahinter und habe geschrien «Was machen Sie?». Die Antwort des Fahrzeuglenkers lautete: «Ich muss rechts abbiegen!» Na ja, dafür könnte man auch auf der Autospur bleiben. Als i-Tüpfelchen kommt dann noch der Linksabbieger in die Neuhardstrasse hinzu, wenn man mit dem Fahrrad auf der Unterführungstrasse unterwegs ist. Da dies der offizielle Weg ist, habe ich mich drei Mal daran gewagt. Diese Option existiert aber für mich nicht mehr, weil die Fahrbahn auf der Hauptstrasse gewechselt werden muss.
Zusammengefasst: Option 1 ist nicht erwünscht und beinhaltet das Rauf- und Runtertragen des Velos bei den Treppen. Option 2 ist regelkonform, aber lebensgefährlich. Option 3 ist offensichtlich unerwünscht, aber sicher.
Die Winkelunterführung bleibt in vielerlei Hinsicht für Velofahrerende die beste Option zur Stadtseitenquerung. Und das ist übrigens die einzige Option, die ich auch spätabends in Betracht ziehe. Da steht aber ein Fahrverbotsschild. Dem eigenen Gewissen folgen oder den vorgegebenen Regeln? Persönlich habe ich mit diesem Dilemma in der Tat nicht so viel Mühe: Der gesunde Menschenverstand hilft dabei. Der offizielle Weg für Velofahrende der Unterführungstrasse entlang ist offenkundig gefährlich, vor allem jetzt mit der angepassten Baustellensituation – jedoch zugelassen und erlaubt. Wird der Masterplan Velo Olten dieses Missverhältnis zwischen Absicht und Umsetzung lösen?