Mehrweg wird für grössere Anlässe Pflicht

In Olten müssen Veranstalter mit über 500 Personen ab dem 1. Oktober Mehrwegbecher benützen – Mehrweggeschirr soll später kommen.

Fabian Muster
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Was beim Schulfest im vergangenen Jahr bereits getestet wurde, wird in der Stadt Olten nun definitiv eingeführt, um Abfall zu reduzieren: Bewilligungspflichtige Veranstaltungen ab 500 Personen müssen zwingend Mehrwegbecher für Getränke benützen. Die Pflicht gilt ab kommendem Oktober für Anlässe auf öffentlichem Grund, in öffentlichen Gebäuden oder für alle, die eine gastgewerbliche Anlassbewilligung benötigen, wie es in der Mitteilung der Stadt heisst. Unter die Mehrwegpflicht fallen Veranstaltungen wie die Chilbi, die Fasnacht, das Schulfest, das Streetfood Festival oder die Messe in Olten. Der Stadtrat will stufenweise vorgehen, wie er in der Sitzung vergangenen Montag entschieden hat. Stadtpräsident Martin Wey sagt auf Anfrage: «Nach einem Jahr wird Bilanz gezogen und über weitere Schritte entschieden.» Laut Wey soll dann auch über die Pflicht für Mehrweggeschirr beraten werden.

Wie kommt der Stadtrat auf die Grenze von 500 Personen? Zum einen bezieht er sich auf den Kanton Bern, wo die gleiche Grenze seit Anfang 2019 in Kraft ist. Zum anderen stützt er sich auf Erfahrungen anderer Gemeinden, dass bei kleineren Veranstaltungen eine Mehrwegpflicht «oft nicht zweck- und verhältnismässig ist und entsprechende Anbieter nicht leicht zu finden sind». Trotzdem appelliert der Stadtrat an Veranstalter, «nach Möglichkeit auch bei kleineren Events, Mehrweggeschirr zu verwenden».

Veranstalter, die bei Anlässen über 500 Personen freiwillig auf Mehrweg für die Verpflegung setzen, erhalten einen Anreiz: Sie müssen nur die Hälfte der bisherigen Anlassgebühren zahlen. Das gleiche Prinzip wendet die Stadtverwaltung auch bei Anlässen unter 500 Personen an: Wer künftig freiwillig Mehrweg für Getränke und Verpflegung benützt, wird nur die Hälfte der bisherigen Gebühr bezahlen. Der Stadtrat spricht aber nicht von einem Rabattsystem, sondern will eine neue Gebühr einführen, die nur 50 Prozent des bisherigen Tarifs ausmacht. Zudem kann die Verwaltung Ausnahmen bewilligen, wenn bezüglich der Umweltbelastung eine gleichwertige Lösung vorliegt.

Der Stadtrat hat sich dagegen entschieden, selbst ins Mehrweggeschäft einzusteigen und dazugehöriges Geschirr anzuschaffen, um dieses an die Veranstalter vermieten zu können. «Wir haben angesichts unserer begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen den Aufwand gescheut», gibt Stadtpräsident Wey zu. Eine Vielzahl verschiedener Becher für verschiedene Bedürfnisse müssten gekauft werden, dazu komme die Reinigung nach jedem Gebrauch sowie die Lagerung und das Handling.

Die nun eingeführte Mehrwegpflicht ausgelöst hat der Grüne Gemeindeparlamentarier Michael Neuenschwander mit einem Vorstoss, der vor Jahresfrist erheblich erklärt wurde. Er zeigt sich auf Anfrage nur zum Teil befriedigt: Die Grenze sei mit 500 Personen «relativ hoch». Zudem will er beim Mehrweggeschirr für die Verpflegung den «Druck aufrecht erhalten», wie er sagt. In seinem Vorstoss verwies er auch auf Leistungsvereinbarungen, welche die Stadt etwa mit dem Stadttheater oder dem Kulturzentrum Schützi abschliesst. «Hier erwarte ich, dass bei Neuverhandlungen ebenfalls Mehrweg eingeführt wird», sagt Neuenschwander. Er hofft nun, dass regionale Firmen für die Stadt in die Bresche springen, Mehrweggeschirr anschaffen und dieses an Veranstalter vermieten.