Lysistrada
Mehr Geld für Beratung bei Verhütung und Co.: Stadt Olten zahlt Fachstelle für Sexarbeit neu 15'000 Franken pro Jahr

Lysistrada mit Sitz in Olten bekommt ab 2023 5000 Franken mehr pro Jahr von der Stadt. Eine Erhöhung des Beitrags war bereits im Gemeindeparlament ein Thema.

Fabian Muster
Drucken
Bis zu 40 Sexarbeitende sind auf dem Oltner Strassenstrich tätig.

Bis zu 40 Sexarbeitende sind auf dem Oltner Strassenstrich tätig.

Bruno Kissling

Seit den Sparübungen Oltens im Jahr 2014 erhält Lysistrada, die Fachstelle für Sexarbeitende mit Sitz in der Stadt, nur noch 10'000 Franken pro Jahr. Vorher waren es jeweils 15'000 Franken. Der Kanton Solothurn unterstützt den Verein mit 100'000 Franken jährlich, um Sexarbeitende auf dem ganzen Kantonsgebiet zu beraten.

Erhöhung des Beitrags war bereits im Gemeindeparlament ein Thema

Nun hat der Stadtrat an seiner vergangenen Sitzung entschieden, Lysistrada wieder jährlich mit 15'000 Franken zu unterstützen, wie dies bereits vor den Sparmassnahmen der Fall war. Die neue Leistungsvereinbarung läuft für die Jahre 2023 bis 2025, wie ein Auszug aus dem Stadtratsprotokoll zeigt.

Bereits während der vergangenen Budgetdebatte im November 2021 hat die SP/Junge SP-Fraktion eine Erhöhung des Beitrags gefordert, ist aber mit ihrem Antrag im Gemeindeparlament knapp abgeblitzt. Damals hiess es als Gegenargument, dass der Verein selbst kein Antrag gestellt hatte. Dies wurde nun nachgeholt: Nach einem Gespräch mit der Sozialdirektion hat Lysistrada einen Antrag auf eine neue Leistungsvereinbarung mit dem Beitrag von 15'000 Franken gemacht, wie es im Stadtratsprotokoll weiter heisst.

Wieder wöchentliche Beratungen auf dem Oltner Strassenstrich

Mit den zusätzlichen 5000 Franken werden 14 Stunden pro Monat mehr Präventionsarbeit auf dem Oltner Strassenstrich geleistet. Somit kann Lysistrada die Sexarbeitenden wieder wöchentlich besuchen, was bisher aus finanziellen Gründen nur zweiwöchentlich möglich war.

Je zwei Frauen, eine Sozialarbeiterin und eine Mediatorin suchen die Sexarbeitenden für 3,5 Stunden auf dem Strassenstrich auf: Es wird dabei Wissen zur Verhütung und im Gesundheitsbereich vermittelt oder ein Beratungsangebot bei Rechtsfragen aller Art erbracht. Mit der zusätzlichen Unterstützung ist der Verein aber weiterhin auf Spenden angewiesen, weil die eigenen Kosten nicht vollständig gedeckt werden können.

Derzeit sind auf dem Oltner Strassenstrich 30 bis 40 Sexarbeitende aktiv tätig. Dies sei eher wenig, da sich das Gewerbe von der Coronapandemie noch nicht erholt hätte, heisst es weiter. Im vergangenen Jahr hat Lysistrada bei seinen Beratungen vor Ort 830 Sexarbeitende angetroffen; im Jahr zuvor waren es deren 635 Personen.