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An der Haslistrasse gibt es dubiose Hobby-Mechanikern – für die Umweltinspektion bleiben sie unsichtbar. Ein Garagist regt sich auf.
Oltner Industriegebiet. Haslistrasse bei Tageslicht. Vom nächtlichen Strassenstrich ist auf dem Areal vis-à-vis des Hells Angels-Lokals nur noch ein verlassener High- heel übrig. Abgestellte Autos – mit und ohne Autoschilder – prägen das Bild. Umrahmt wird der Platz von Garagen. Nur eine ist offiziell als Autowerkstatt gekennzeichnet.
Autos werden hier aber überall geflickt. «Ich mach das nur als Hobby», sagt der Mann, der vor dem offenen Motordeckel eines dunklen Opels steht. «Nur für Freunde und Familie.»
Er arbeite 100 Prozent und komme nach Feierabend ein- bis zweimal in der Woche in die gemietete zirka sechs mal acht Meter grosse, Garage. Wie ihn gibt es auf dem Areal offenbar einige. Oberhalb der registrierten ATA Garage zum Beispiel verteilen sich die Garagenboxen auf der obersten Etage.
Fahrzeuge gelangen über eine seitliche, gewundene Rampe in die Ganghalle. Die Gittertüren der Boxen sind von der Innenseite blickdicht mit Isoliermaterial beklebt. Sicher vor neugierigen Blicken.
17.30 Uhr ist hier kein Mucks zu hören. Aus einer der Garagen führen vertrocknete Spuren einer dunkleren Flüssigkeit direkt in den kleinen runden Abflussschacht.
Laut Mert Sezen, Geschäftsführer der Garage ATA, gehen viele auf dem Areal mehr als nur einem Hobby nach. «Sie machen daraus ein richtiges Geschäft, und arbeiten nicht nur für Familie und Freunde», sagt er. Dies alles «schwarz».
Er sehe, wer da rein und raus gehe, und habe auch mitbekommen, wie viel die Auftraggeber zahlen. Oft würden sie am Abend in die Garagen kommen. «Manchmal arbeiten sie aber auch eine ganze Woche lang hier.» Was der Vermieter Peter Borner der Hasli Liegenschaften AG über die Tätigkeiten in den Boxen weiss, ist unklar. Er war trotz mehrmaligen Versuche für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Der 31-jährige Sezen sagt, er komme mit allen gut aus. Er wolle aber so wenig wie möglich mit gewissen Hobby-Mechaniker zu tun haben. «Da sie keine Profis sind, fragen sie mich manchmal, wie man bestimmte Arbeiten macht.» Der gelernte Fachmann Sezen jage sie dann davon.
«Sie respektieren das langsam. Sie gehen ihren Weg und ich meinen.» Kalt lässt ihn die Situation nicht. «Es ist einfach nicht fair», sagt er. Als registrierter Garagist müsse er im Gegensatz zu den anderen Steuern und Gebühren zahlen, Umweltauflagen einhalten und werde regelmässig vom Inspektorat kontrolliert.
Im Kanton Solothurn werden Betriebe im Autogewerbe in der Regel nur kontrolliert, wenn sie ein Händlerschild besitzen. Nur dann werden sie vom Amt für Umwelt automatisch erfasst. Und was ist mit den anderen? Laut Philipp Staufer, Abteilungsleiter Wasser, ist der Übergang von Hobby- zu Gewerbewerkstatt oft schleichend.
Zudem gibt es auch Laien-Mechaniker, die ihr Hobby zum kleinen Geschäft machen, ohne jemals ein Händlerschild zu beantragen. Diese bleiben dann für die Behörden unsichtbar. Dieser «Kontrolllücken» ist sich Staufer bewusst. Eine Alternative zur jetzigen Erhebungsmethode sieht er aber nicht. «Um solche Werkstätten zu erfassen, sind wir auf Hinweise von Gemeinde und Bevölkerung angewiesen», sagt er. Jährlich gehen bei Staufer zwischen fünf und zehn Hinweise ein, etwa wegen Lärmemissionen.
Hobby-Garagisten, die abends den Rollladen aufziehen und im grossen Stil werkeln, sind auch beim Autogewerbeverband Solothurn (AGVS) bekannt.
Seit einigen Jahren werden es laut dem AGVS immer mehr. Oft hätten sie ein kleines Lokal in eher abgelegenen Orten. «Dort machen sie, was sie wollen. Und niemand kontrolliert sie», sagt Geschäftsführer Thomas Jenni. Dass das Amt für Umwelt den Hinweisen der AGVS und deren Mitglieder wirklich nachgeht, bezweifelt er. «Die Situation ist immer noch die gleiche.»
Polizei will aktiv werden
Um gegen die «dubiose Werkler» vorzugehen, strebt der AGVS seit letztem Jahr ein Gesamtarbeitsvertrag an, der allgemein verbindlich ist. Sprich: Jeder, der mit Autos zu tun hat, müsste sich daran halten. «Dann könnten wir diese Werkler zum Beispiel wegen den späten Arbeitszeiten belangen.»
Derzeit wird der GAV von der Unia durchgesehen. «Wir hoffen, dass der GAV im Frühjahr oder Sommer zur Prüfung im Amt für Wirtschaft und Arbeit eingereicht werden kann», sagt Thomas Jenni.
Bei der Polizei Kanton Solothurn ist die Haslistrasse bestens bekannt. «Dies jedoch vor allem wegen Delikten oder Widerhandlung im Zusammenhang mit Prostitution», sagt Sprecher Bruno Gribi auf Anfrage. Sie würden nun aber aktiv werden und den Hinweisen dieser Zeitung nachgehen.