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Der Gretzenbacher Lehrer A. gestand letzte Woche vor dem Amtsgericht Olten, an drei Jungen rund 51-mal sexuelle Handlungen vorgenommen zu haben. Die Eltern wurden erst jetzt, 2½ Jahre später, von der Schule über diese Übergriffe informiert.
Letzte Woche stand der 39-jährige ehemalige Gretzenbacher Lehrer O. A.* vor Amtsgericht Olten-Gösgen. Er gestand, von 2005 bis 2009 an drei damals 13- und 14-jährigen Jungen rund 51-mal sexuelle Handlungen vorgenommen zu haben. Den Kontakt zu den Jungen habe der Lehrer in Hallenbad Entfelden aufgebaut, und sie danach ausserhalb der Schule mehrmals missbraucht. Am Freitag wird das Urteil gefällt.
Die Eltern der Kinder, die an seiner Schule den Unterricht besuchten, sollen aber nie von der Schule über die Geschehnisse informiert worden sein, meldet nun der «Blick». Der damalige Schulleiter Klemens Schenker hat laut der Boulevard-Zeitung im Juli 2012 von A. erfahren, dass dieser ausserhalb der Schule sexuellen Kontakt mit Buben hatte. Kurz darauf soll die Polizei dem Schulleiter mitgeteilt haben, dass gegen A. ein Verfahren eingeleitet wurde. Weil der Vertrag mit A. Ende Juli ohnehin auslief, wurde er vom Schulleiter nicht verlängert. Im September 2012 wurde A. vom kantonalen Departement für Bildung und Kultur (DBK) die Unterrichtsberechtigung entzogen.
Jetzt, zweieinhalb Jahre nach Einleitung des Verfahrens, haben die Eltern einen Brief von der Schulleitung erhalten, der darüber informiert, dass sich Lehrer A. wegen seiner Vergehen an Jugendlichen vor dem Gericht Olten verantworten musste. «Es ist uns wichtig, Sie heute darüber zu informieren, um dem Aufkommen von Ängsten und Vermutungen entgegen zu wirken», zitiert der «Blick» aus dem Elternbrief.
Die Schüler selber sollen nie befragt worden sein, heisst es im Artikel weiter. Auch die Eltern von Schulkameraden der missbrauchten Buben sollen erst aus den Medien von den Missbräuchen erfahren haben.
Als Schenker von der Einleitung des Verfahrens gegen A. erfuhr, habe er sich bewusst dazu entschieden, niemanden zu informieren, sagt dieser gegenüber «Blick». «Bevor das Ermittlungsverfahren nicht abgeschlossen war, wollten wir nicht voreilig und unüberlegt handeln.»
Dieses Vorgehen wird auch von Gemeindepräsident Daniel Cartier befürwortet. Die Schule sei nicht für Untersuchungen zuständig und habe sich nach den Vorgaben der zuständigen Behörde gerichtet. «Solange sich ein Verdacht nicht erhärtet, gilt die Unschuldsvermutung. Stellen Sie sich vor, die Anklagen wären gegenstandslos gewesen», äussert er sich gegenüber «Blick».
Adriano Vella vom DBK ist der Meinung, dass die Schulleitung das Umfeld der Opfer in solchen Fällen unbedingt informieren sollte. Aber er betont auch, dass das DBK der Schulleitung keine Weisungen erteilt, sondern lediglich Hilfe anbiete.
Unter den Eltern der ehemaligen Schüler von A. stellt sich jetzt die Frage, ob es nicht doch Opfer an der Schule gegeben hat. Da in den letzten Jahren nie jemand befragt wurde, werden diese Befürchtungen als berechtigt angesehen.
Die Eltern entrüsten sich über die ausgesprochen späte Meldung von Seiten der Gretzenbacher Schule. Sie verstehen nicht, warum es so viel wichtiger war, den Täter zu schützen, als zu verhindern, dass möglicherweise noch weitere Schüler dem Lehrer zum Opfer fallen. Hatten sich die Eltern erkundigt, warum Lehrer A. nicht mehr an der Schule unterrichte, haben sie die Antwort bekommen, dass er auf Weltreise ist und nicht mehr zurückkommen wird.
Die Polizei Kanton Solothurn kann aus Datenschutzgründen nicht aufklären, warum nach der Einleitung des Verfahrens gegen A. keine Schüler befragt wurden, warum man der Sache nicht nachgegangen ist.
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