Cordelia Hagi gastierte beim Industrie- und Handelsverein. Ihre Mission: Vor Kreativität übersprühen, auch wenn nicht jedermann davon überzeugt ist.
Man dachte sich das so: Da kommt Cordelia Hagi am Dienstagabend ins Stadttheater, die Lady in Pink, und hält an der Herbstversammlung des Industrie- und Handelsvereins Olten und Umgebung einen inspirierenden Vortrag zum Thema Kreativität.
Die diesbezügliche Kompetenz nimmt man der 51-Jährigen ab. Sie ist Geschäftsführerin einer Berner Kommunikationsagentur, Künstlerin, «Kreativexpertin» und wer weiss was noch alles. Haare, Kleidung und ihr Auto hält sie bevorzugt in Rosatönen. Ein bisschen Verrücktheit ist der Kreativität ja durchaus nicht abträglich.
Wie üblich in diesem Genre der Motivations- und Coachingreferate würden da eine knappe Stunde lang Lebensweisheiten in leichtverdaulichen Happen dargeboten, ein daraus destillierter Leitspruch-to-go, sämtliche Anwesenden würden positiv, selbstermächtigt und neuerdings kreativ aus der Sitzung rausgehen und dann könnte zum kulinarischen Teil übergegangen werden. Und für manchen Zuhörer war es auch genau so.
Auf andere hingegen wirkte ihre Rede im Kontrast zu ihrem aus dem Rahmen fallenden Äusseren formelhaft und farblos. Konkrete Beispiele, was Kreativität bedeute oder wie diese genutzt werden könne, brachte sie kaum zur Sprache.
Der gesamte Vortrag lief auf wenige Gemeinplätze hinaus: Kinder sind kreativ; aktivieren Sie Ihre rechte Hirnhälfte; suchen Sie neue Lösungen; brechen Sie aus der Gewohnheit aus. Einen der wenigen Tipps, die Hagi lieferte: Suchen Sie sich einen neuen Arbeitsweg. Na ja.
Schwächlich auch die Wortkonstruktion «kraetiv» – durch Austauschen zweier Buchstaben, dies der Gedanke, werde das Wort und dessen Bedeutung wieder bewusst gemacht. Weil Routine die Kreativität im Keim ersticke. Und das von einer Kommunikationsfachfrau.
Das stetige Anpreisen der eigenen Person, Argumentationsversuche ohne jegliches Fundament – «ich weiss nicht, ob das stimmt, aber für mich ist es eben so» – und die schiere Banalität ihrer Aussagen sorgten dafür, dass man sich nach rund fünfzig Minuten gerne dem Abendessen widmete. Heisse Luft hat noch keinen satt gemacht.