Die Ausstellung «Textile Schätze» zeigt Trouvaillen aus dem Fundus des Historischen Museums Olten.
Erstaunliches fördert die aktuelle Ausstellung «Textile Schätze» im historischen Museum Olten zutage; auch für den, der mit alten Textilen wenig bis gar nicht anzufangen weiss: Die museale Zeitreise windet sich im Wesentlichen durch die letzten beiden Jahrhunderte, führt vor Augen, was getragen, gebraucht, besessen und später ans Museum verschenkt wurde.
Denn die allermeisten Exponate stammen aus dem Fundus des hiesigen historischen Museums. Die Sammlung wurde in den Jahren 2010 bis 2014 bearbeitet, digital erfasst und so aufbereitet, dass sie, die Textilien, die nächsten 150 Jahre schadlos überstehen, wie Museumsleiterin Luisa Bertolaccini an der Vernissage meinte.
Für Liebhaberinnen: ein Augenschmaus. Und selbst Liebhaber dürften sich beim Schlendern durch die Ausstellung in ihrer Seele gestreichelt fühlen, auch wenn Oltens Stadtpräsident Martin Wey bei seiner Rede meinte, Textiles sei vermeintlich eher auf der weiblichen Seite angesiedelt. Ungeachtet dessen: Ein Pluviale für Trauergottesdienste, eine Taufgarnitur (18./19. Jahrhundert), ein Hochzeitkleid (1960er-Jahre) führen in die Welt der Riten, des Lebenszyklus. Knickschirme dagegen, die auch als Sonnenschirme in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und nebenbei auch der Koketterie dienten, in jene der edlen Accessoires. Im Kontrast dazu gibts die Ausstellungssequenz der Arbeits- und Schutzbekleidung, deren Nüchternheit sich aus ihrer Funktionalität speist.
Eher wieder dem Schönen und Edlen zugeneigt: Uniformen, Banner, Fahnen, von denen selbst in der Ausstellung noch Feierlichkeit und Würde ausgeht: die Fahne des Kirchenchors Schönenwerd (1891), die Standarte des Arbeiter Radfahrervereins Olten (1930), Uniformteile des seinerzeitigen Frauenhilfsdienstes (1959). Umschlungen von Geschichte findet sich der Besucher dann wieder vor Tracht, Nachthaube, Negligé und anderem Betthabitat, bevor er sich unvermittelt vor jener Fasnachtsmontur stehen sieht, die 1946 am einem (städtischen?) Maskenball den ersten Preis holte: Ein Matrosenensemble bestehend aus Hose und Oberteil, Halbmaske und Mütze; alles quasi griffbereit, wäre es nicht hinter Glas versorgt.
Man habe sich dazu entschlossen, möglichst vieles zu zeigen, sagte Bertolaccini, das gehe halt zulasten der Tiefe. Vielleicht weil Wey zuvor von einer schier erschlagenden Menge an Exponaten gesprochen hatte. Jedoch, so zeigt die Ausstellung: Auch Oberflächen haben ihren Reiz.
Die Ausstellung «Textile Schätze» dauert bis zum 29. Januar 2017 und ist ergänzt mit einem reichen Rahmenprogramm.