Heerscharen grosser und kleiner Narren am gestrigen Kinderumzug in Olten. Ob Löwe, Prinzessin, trauernde Witwe oder Leopard: Am Schluss trafen sich alle auf dem Ildefonsplatz bei Risotto. Die Prinzenrolle von Obernaar Hilarius 100. gabs zum Dessert.
Von oben regnet’s dossiert Prinzenrollen aus den Händen von Obernaar Hilarius 100. Kein Narr, der die Süssigkeit schön im weiten Sack seines Kostüms, wenn dieses dann überhaupt einen solchen hat, verstaute und nach dem leckeren Risotto als Dessert schnabulierte. Man staunt doch immer wieder über die sinnvollen Gaben, die an Umzügen mit einem geschickten Wurf von oben den Besitzer wechseln.
Aber vor dem eigentlichen Schmaus auf dem Ildefonsplatz ist fasnächtlen angesagt. Konfettis werfen, die Welt erkunden. Vielleicht als Paradiesvögel? «So wär’s eigentlich gedacht gewesen», sagte Mutter Troxler aus Olten, die an der Baslerstrasse steht mit ihren Kindern Enna und Joan. Denn Tochter Enna hat wenig Verständnis dafür. «Sie findet, sie sei als Pingu unterwegs», lacht die Mutter. Die Idee vom Paradiesvogel stamme von ihr. «Die beiden sind noch zu klein, um das Sujet mitbestimmen zu können», sagt Mutter Troxler, die regelmässig am Kinderumzug mitmacht.
Auch nicht zum ersten Mal am Unzug dabei sind Mila Ackermann und Mirjam Oehler, beide aus Olten. Die Elfjährigen haben unterschiedliche Sujets gewählt. Während Mila im selbst gemachten Krokodilskostüm auftritt, hat sich Mirjam als Dobby zurechtgemacht, eine Figur aus der Welt Harry Potters. «Mein Vater hat mir schon ein bisschen geholfen», sagt Mila. Und die Idee vom Krokodil hätten sie irgendwo gesehen und jetzt eben nachgemacht. Dobby ist da schon etwas schwieriger zu kopieren. Und so hat sich Mirjam eben das Gesicht dunkel eingefärbt und setzt sich dann grosse Ohren auf. «Ja, klar bring’ ich die Farbe wieder aus dem Gesicht», meint das Mädchen und lacht.
Inzwischen spielen die Gäuschränzer aus Gunzgen «Smoke on the Water» von Deep Purple, während der Frühlingswind Konfettischwaden über den Asphalt treibt. Die Mitglieder der Kinderkrippe Chinderstube ziehen als Schneemänner kostümiert daher, Piraten, Pippis und Löwen winken den Bekannten am Strassenrand zu. Ein tolles Durcheinander an Fliegenpilzen, Pfadfindern, Indianern, Clowns und Seefahrern, Tigern, Königinnen und Narren in Fantasiekreationen beleben die Gassen. Und Super Moms retten die Welt. Man weiss bloss nicht wovor.
Nach einer guten Dreiviertelstunde nehmen die Letzten aus der vielköpfige Narrenschar den finalen Rank über den Oberen Graben hin zum Ildefonsplatz, wo nicht die Konfetti-, sondern die Risotto-Kanone wartet und warmer Tee abgegeben wird. «Nicht nur der Kinderumzug ist herrlich, auch das Wetter passt dazu», tauschen sich zwei Männer aus. Und finden auch den Risotto lecker, von dem sie sich noch einen kleinen Nachschlag wünschen. Kein Problem, der Wunsch geht in Erfüllung. Nur mit der Prizenrolle als Dessert klappt’s bei den beiden nicht. «Die haben wir vorher schon gegessen», sagt der eine und macht sich dann auf die Suche nach seiner Prinzessin. Er wird fündig.