OIten
Kaiserwetter für das neu renovierte «Juwel der Kirchgasse»

Christkatholiken haben ihre Kirche in Olten wieder eröffnet; Bischof Harald Rein spricht von Geschenk für die Zukunft.

Urs Huber
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Altarweihe in der Stadtkirche: Das Verbrennen von Weihrauch auf dem Altar; der Duft soll als Wohlgeruch zu Gott aufsteigen.
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Renovierte Stadtkirche Olten Eröffnung
Impressionen von der Eröffnung.

Altarweihe in der Stadtkirche: Das Verbrennen von Weihrauch auf dem Altar; der Duft soll als Wohlgeruch zu Gott aufsteigen.

Kurt Schibler

Kaiserwetter: Ein Begriff, der für strahlenden Sonnenschein steht. Fürs vergangene Wochenende aber galt der nicht bloss für ein meteorologisches Phänomen, sondern auch für die Stimmung in und rund um die christkatholische Stadtkirche in Olten. Sie wurde übers Wochenende nach zweijährigen Renovations- und Umgestaltungsarbeiten als Gotteshaus wieder eröffnet.

Es war kein Wunder, dass Bischof Harald Rein in seiner Predigt am Festgottesdienst von einem Geschenk sprach – und damit die Kirche meinte; von einem Geschenk, welches auf die Zukunft hinweist. Kirchliches Leben meine nicht Verharren und Behaglichkeit hinter Mauern. Sondern: «Das bedeutet Aufbruch», so Harald Rein. Und er hatte für die absolut mutige christkatholische Kirchgemeinde Region Olten, die noch gut 500 Mitglieder zählt und die sich mit der Renovation und Umgestaltung bezüglich Finanzierung (6,5 Mio. Franken) auf ein Abenteuer eingelassen hat, auch einen Mutmacher dabei: «Es ist besser, etwas vielleicht Falsches zu tun als gar nichts.»

Kirchgasse als Auditorium

Bevor die wohl an die 500 Gäste die Kirche überhaupt betreten konnten, galt es einer Zeremonie beizuwohnen, die eigentlich nur noch selten mitzuerleben ist. Die liturgische Eröffnung startete mit dem Glaubensbekenntnis und der Wasserweihe vor der Stadtkirche, während die Gäste im weiten Halbrund die Kirchgasse als Auditorium nutzten.

Erst dann öffneten sich die Tore der Kirche, folgte nach dem Kyrie die Segnung des Ambos und nach der Predigt von Bischof Rein die Altarweihe, eine eindrückliche Zeremonie, zu der auch das Verbrennen von Weihrauch auf dem Altar gehört. Nach dem Weihegebet folgten schliesslich das Auflegen des Altartuches und das Anzünden der Kerzen. Die Stadtkirche war damit wieder, um es weltlich auszudrücken, in Form gebracht. Begleitet wurden die rund zweistündigen Zeremonien vom heimischen Stadtorchester und Chorenschmaus. Vor allem zu Beginn der Liturgie sorgten diese für absolut feierliche und erhabene Klänge.

Juwel der Kirchgasse

Auch wenn in einer der Nischen in der Kirche der Aphorismus «Glaube ist kein Leistungsport» prangt: Ein bisschen Ausdauer verlangten die Feierlichkeiten schon, denn auf den Festgottesdienst folgte nach einer kurzen Pause der Festakt, geprägt von Ansprachen. Jener Moment, der Kirchgemeindepräsident Kurt Stutz die Möglichkeit eröffnete, die renovierte Stadtkirche als «Juwel der Kirchgasse» zu bezeichnen.

Und Baukommissionspräsident Peter Schibli konnte in seiner kurzen Chronologie des Sanierungsprojekts die gute Zusammenarbeit unter allen Mitwirkenden hervorheben. Vielleicht nicht ganz einfach, waren doch gut 30 Unternehmen einzubinden, die soweit möglich, aus der Region stammten.

Für Heiterkeit sorgte beim Festakt Hans Gerny, 1986 bis 2001 christkatholischer Bischof der Schweiz. Er hatte seine Unterlagen zu einer philosophischen Führung durch die Texte in den Nischen gar nicht dabei. Der ehemalige Bischof gab dies mit schon fast biblischem Gleichmut bekannt und erntete Applaus und heitere Lacher.

Es folgten Worte von Regierungsrat Remo Ankli, Vorsteher des Departements für Bildung und Kultur. Er konnte es sich nicht verkneifen, zu fragen: «Ich weiss nicht, wie viele unter Ihnen froh wären, hätte auch ich meine Ausführungen daheim liegen lassen?»

So bekam der Festakt einen Hauch von kurzweiliger Heiterkeit, den Manuela Petraglio, Präsidentin des christkatholischen Synodalrates mit einem kurzen Vers Erich Kästners zur Bedeutung des Glockengeläuts quasi fortführte. Das Finale gehörte dann Oltens Stadtpräsident Martin Wey, der in seiner Rede auch den Mut und Tatendrang der Christkatholiken hervorhob. Der nämlich habe quasi zur Wiederauferstehung der Stadtkirche geführt.