Olten
Kabarett-Tage: Lisa Christ wird mit dem Förderpreis ausgezeichnet

Auch in diesem Jahr wurde ein Förderpreis in der Höhe von 10000 Franken an eine Kabarett-Nachwuchshoffnung vergeben.

Lena Bueche
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Lisa Christ

Lisa Christ

Bruno Kissling

Bereits zum siebten Mal wurde im Rahmen der Oltner Kabarett-Tage der Finalabend des Kabarett-Castings durchgeführt. Rund 100 Zuschauer verfolgten am Montagabend im Schwager Theater die Auftritte der drei Finalisten Philipp Langenegger, Piet Heusser und Lisa Christ. Diese hatten sich zuvor in drei Casting-Vorrunden behaupten müssen.

Den Abend eröffnete Philipp Langenegger. Der Schauspieler, der in diversen deutschen Fernsehserien mitgewirkt hat, machte aus seiner Heimat keinen Hehl, im Gegenteil: In breitestem Appenzeller-Dialekt erzählte er Anekdoten aus dem beschaulichen Landleben. Kühe, Nacktwanderer und der Säntis durften dabei nicht fehlen. Mit starker Bühnenpräsenz und unter Einbezug des Publikums spielte Langenegger skurrile Szenen nach. Eine zum Beispiel handelte von der Kuh Soraya, die sich mit ihren schönen Hörnern in der Heuraufe verfangen hatte und die für die Rettung aus ihrer misslichen Lage den Entscheid der Gemeindeversammlung abzuwarten hatte.

Der Gegensatz hätte nicht grösser ausfallen können: Nach den hemdsärmeligen, mit Appenzeller Lokalkolorit getränkten Pointen folgte ein sarkastischer Rundumschlag gegen alles Schweizerische, vor dem nichts und niemand verschont blieb: Mit trockenen Kommentaren nahm Piet Heusser aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen aufs Korn und geizte nicht mit bitterbösen Überzeichnungen. Der Inhalt von Heussers Satire kontrastierte stark mit dessen Performance: Stoisch, fast schon gleichmütig kamen dem jungen Winterthurer beim Verlesen seines «Berichtes aus dem Lande» die harschen Worte über die Lippen.

Den letzten Auftritt des Abends bestritt Lisa Christ aus Olten. Die junge Slam-Poetin, die erst kürzlich in der Schützi ihr erstes Buch vorgestellt hat, ist kein unbeschriebenes Blatt. Im Jahr 2011 wurde sie U20-Schweizermeisterin in Poetry Slam und erreichte 2016 gar den Final der deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften. Für ihr Schaffen erhielt Christ 2016 ausserdem den Kulturförderpreis für Literatur des Kantons Solothurn.

Mit ihrer Teilnahme am Kabarett-Casting wagte Christ nun den Sprung in ein neues Genre. Dieser Sprung ist ihr sicher im ersten Teil der Performance gut gelungen, als sie in Mundart über das Erwachsenwerden zu sinnieren begann. Im zweiten Teil dagegen driftete Christ wieder vermehrt Richtung Poetry Slam ab. In rasantem Sprechtempo führte sie das Publikum in die Welt einer Mittzwanzigerin, die zur Feststellung gelangt ist, dass sich ihr Freundeskreis in zwei Kategorien teilt: Da ist die eine, die dem Fitness- und Gesundheitswahn verfallen ist, und die andere, die sich an die Familiengründung macht.

Letztere inspirierte Christ zu einer wahren «Ode an die Mütter». Ausgehend von der gewaltigen Leistung, die der weibliche Körper während der Schwangerschaft erbringt, analysierte sie treffend das mütterliche Verhalten nach der Geburt. Was auch immer eine Mutter fragt – «Wie geht es dir? Wo warst du?» – es ist stets Ausdruck ihrer innigen Sorge um das Kind, das einst ein Teil von ihr war. Mit ihren feinsinnigen und subtilen Reflexionen hinterliess Christ ein sichtlich berührtes Publikum.

10'000 Franken für die Siegerin

So überraschte es nicht, dass der Sieger des Finalabends, der durch das Publikum und eine Jury erkoren wurde, Lisa Christ hiess. Ihr wird nun der Förderbeitrag in der Höhe von 10'000 Franken zuteil. Dieser dient der Weiterentwicklung eines abendfüllenden Programms, das im nächsten Jahr an den Kabarett-Tagen zur Aufführung gelangen wird.

Das Kabarett-Casting hat zum Ziel, den kabarettistischen Nachwuchs zu fördern. Viele einstige Sieger konnten sich in der Kleinkunstszene etablieren. So auch Lisa Catena, die mit ihrer Moderation unterhaltsam durch den Casting-Finalabend führte: Sie war Siegerin der Erstausgabe von 2012 und hat unterdessen eine eigene Satiresendung und ist als Kolumnistin tätig.