Olten
Jahreskonzert der anderen Art: Musik und Erzählung wechseln sich ab

Das Jahreskonzert der Stadtmusik Olten mit dem vertonten Kinderbuchklassiker zog viele Familien an. Nach jeweils etwa zehn Minuten Erzählzeit setzte die Stadtmusik ein und spielte Stücke aus der Komposition von Johan de Meij.

Gabriela Strähl
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Erzähler Stefan Camenzind (links im Sessel) las zehn Minuten vor, dann spielte wieder die Stadtmusik Olten auf.

Erzähler Stefan Camenzind (links im Sessel) las zehn Minuten vor, dann spielte wieder die Stadtmusik Olten auf.

Remo Froehlicher

Für das diesjährige Jahreskonzert hatte sich die Stadtmusik Olten etwas Spezielles ausgedacht: Bereits zu Beginn des Abends, als das Orchester bekannte Melodien aus «Der König der Löwen» spielte, sass links auf der Bühne der Schauspieler und freischaffende Regisseur Stefan Camenzind in einem olivgrünen Sessel, daneben eine Stehlampe und Blumen. Die Kinder im Publikum betrachteten ihn neugierig. Nach den einführenden Stücken begann Camenzind, die Geschichte aus dem Kinderbuchklassiker «Der Wind in den Weiden» zu erzählen. Darin erleben ein Maulwurf, eine Ratte, ein Dachs und ein Kröterich allerlei Abenteuer.

Nach jeweils etwa zehn Minuten Erzählzeit setzte die Stadtmusik ein und spielte Stücke aus der Komposition von Johan de Meij aus dem Jahr 2002. So wechselte sich die Musik mit der Erzählung mehrmals ab. Viele Familien hatten den Weg ins Stadttheater gefunden. Und gerade die Kinder freuten sich über die gute Aussicht von der Empore. Zwar waren die Kinder nicht das leiseste Publikum. Manche konnten nicht eineinhalb Stunden lang stillsitzen und verliessen für eine kurze Zeit an der Hand von Papi oder Mami den Saal. Diejenigen, die im Saal blieben, hörten fasziniert zu.

Auch für die Erwachsenen wurde die Geschichte nicht langweilig, teils weil sie das Buch aus ihrer Kindheit kannten, teils wegen des packenden Erzählstils von Camenzind. Gekonnt arbeitete er mit der Lautstärke und dem Tonfall – er gab jedem der Tiere eine charakteristische Stimme. In seine Erzählung bezog er Requisiten mit ein wie einen Hammer aus dem Gerichtssaal, mit dem er nicht nur Ruhe in den virtuellen Saal seiner Erzählung brachte, sondern kurzfristig auch auf humorvolle Art beim Publikum. Hinter den Musikern der Stadtmusik wurde auf einer Landkarte gezeigt, wo sich die Protagonisten der Geschichte gerade befanden. Das Orchester meisterte die Stücke unter der Leitung von Dirigent Mario Müller gekonnt. Nach «Der Wind in den Weiden» folgte das Stück «Whistle While You Work» aus dem Trickfilmklassiker Schneewittchen. Am Schluss der Aufführung trat auch die Dramaturgin Line Eberhard auf die Bühne, die den Kinderbuchklassiker zusammen mit Camenzind für den Abend arrangiert hatte.

Nach der Darbietung standen alle Instrumente zum Ausprobieren bereit, die im Orchester gespielt wurden. Betreut wurden die Stände von den Lehrkräften der Musikschule Olten und von Mitgliedern der Stadtmusik. Beliebt waren insbesondere das Xylophon und das Schlagzeug. Die älteren Kinder wagten sich auch an Waldhorn, Trompete und Saxophon. Wer kurzfristig von einem Instrument überzeugt war, konnte sich für den Musikunterricht in Olten noch anmelden. Ausserdem wurden die Gewinner des Malwettbewerbs gekürt, welcher im Vorfeld stattgefunden hatte. Die Hauptgewinner waren zwar nicht da, aber die anderen Teilnehmer freuten sich über ihre süsse Prämie.

Süssigkeiten gabs auch draussen vor dem Theatersaal und zog so das junge Publikum an. So auch die vierjährige Carice, die laut ihrem Vater Roger Kölbener noch kaum Instrumente ausprobiert hatte, weil sie bei den Süssigkeiten geblieben war. «Die Geschichte war vielleicht etwas anspruchsvoll für die ganz Kleinen», kommentierte er das Konzert. Auf die Frage, ob es der Tochter gefallen hatte, antwortete diese dennoch strahlend mit «Ja!».