Wangen bei Olten
In der Kleider-Fabrik soll ein Mix aus Wohnen, Arbeit und Kultur entstehen

Die Pensionskasse Stiftung Abendrot mit Sitz in Basel hat am 9. August das Fabrikareal der ehemaligen Arthur Frey AG in Wangen bei Olten, bekannt als Kleider Frey, gekauft. Seit Jahren steht das Gebäude leer.

Karin Schmid
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Gemeindepräsident Beat Frey, Istvan Akos und Michael Studer in der früheren Uniformnäherei (vl

Gemeindepräsident Beat Frey, Istvan Akos und Michael Studer in der früheren Uniformnäherei (vl

Bruno Kissling

Die insgesamt 5000 Quadratmeter umfassenden Hallen sollen nach Angaben der Stiftungsverantwortlichen so umgenutzt werden, dass «ein interessanter Mix zwischen Wohnen und Arbeit, Freizeit und Kultur entsteht».

Die Pensionskasse Stiftung Abendrot, der 9000 Versicherte aus 1150 Betrieben angeschlossen sind, hat sich in den letzten Jahren darauf spezialisiert, Industriebrachen zu erwerben und mit neuem Leben zu füllen. Das hat sie bisher zum Beispiel mit dem Areal der ehemaligen Maschinenfabrik Burckhardt in Basel getan, das heute unter dem Namen Gundeldinger Feld bekannt ist, und mit dem Lagerplatzareal von Sulzer in Winterthur. Nun ist das Fabrikareal von Kleider Frey an der Dorfstrasse 21 in Wangen dazu gekommen.

«Vom Potenzial hell begeistert»

Kleider Frey - offizieller Firmenname Arthur Frey AG - wurde 1909 gegründet und beschäftigte in ihrer Blütezeit 1400 Personen in einer ihrer Produktionsstätten oder 37 Verkaufsfilialen. Da die Konkurrenz international tätiger Filialketten zu gross wurde, gab Kleider Frey Anfang der Neunzigerjahre die eigene Produktion in Wangen auf. 1996 kaufte die Swiss Prime Site das ganze Immobilienpaket. Vor vier Jahren erwarb die Immobusiness GmbH (Zürich/Solothurn) von Salomon April das Fabrikareal. Da dieser das Projekt jedoch nicht weiter verfolgen wollte, bewarb sich die Pensionskasse Stiftung Abendrot darum. «Wir arbeiten schon länger mit der Studer Immobilien Treuhand AG zusammen (die Oltner Firma ist seit einiger Zeit für die Vermietung der Räume zuständig, Anm. d. Red.) und diskutierten miteinander über das Kleider-Frey-Fabrikareal», erinnert sich Istvan Akos, Ratsmitglied der Stiftung Abendrot. «Kurz vor den Ferien, im Juni, schauten wir uns die Liegenschaft an und waren gleich hell begeistert - nicht vom Zustand, aber vom Potenzial.» Die Parteien wurden sich schnell einig, und am 9. August war der notariell beglaubigte Kauf durch die Stiftung perfekt.

Nach Angaben des Stiftungsrats war die letzte grosse Mieterin die Firma Nussbaum, bis sie - etwa im Jahr 2000 - nach Trimbach zog. Ein weiterer Mieter, der jedoch etwas weniger Raum nutzte, war die Firma Portmann Küchen. Nun soll das leer stehende Fabrikgebäude, dessen westlicher Flügel 1909 entstand und 1920 mit einem Gebäudeanbau mit Innenhof erweitert wurde, aus dem Bestand heraus mit neuem Leben gefüllt werden. Dafür sind die Verantwortlichen auf der Suche nach künftigen Mieterinnen und Mietern, «die sich mit ihrer Tätigkeit und ihren Projekten ideal ergänzen», so Akos. Ob Eventhalle, Tanzstudio, Fitnesszentrum, Grossraumbüro, Bibliothek oder Innenhof als autofreie Begegnungszone - «wir wissen nicht, was hier entsteht, was wir aber wissen, ist, dass viele kleine Mieter viele Ideen haben, die ein Ganzes ergeben». Trotzdem spielt Istvan Akos mit Ideen: «Eine Brauerei wäre grossartig. Wir brauchen etwas, das die Leute anzieht, etwas Öffentliches, wohin jede Menge Menschen kommen können.»

Dies ist auch ein Grund, weshalb die Verantwortlichen der Stiftung Abendrot und diejenigen der Studer Immobilien Treuhand AG dem Fabrikareal-Projekt den Namen «freyraum» gegeben haben. «Er lässt alles offen», sagt Michael Studer, Leiter Projektentwicklung/Vermittlung der für die Vermietung zuständigen Unternehmung.

«Etwas Nachhaltiges im Entstehen»

Östlich des Fabrikgebäudes stehen der neuen Eigentümerin 5200 Quadratmeter für Neubauten zur Verfügung. Nachdem das am Fuss des Landes stehende, frühere Dekorationsgebäude von Kleider Frey abgebrannt war, bewilligte der Wangner Gemeinderat 2007 einen Gestaltungsplan mit gemischter Nutzung. Das Gebiet vorne an der Dorfstrasse wurde der Gewerbezone zugeteilt, dasjenige dahinter der Wohnzone. Nach Angaben von Istvan Akos ist die Stiftung Abendrot auch hier offen für Neues. «Wohnungen mit Ateliers, im Stockwerkeigentum, das Land oder einen Teil davon einer Genossenschaft im Baurecht abgeben - wir können uns alles vorstellen.»

Als Nächstes will die Stiftung Abendrot zusammen mit einem Architekten «schauen, was es braucht, um das Gebäude zu erhalten», so Akos. Die Priorität liegt auf der Sicherung der bestehenden Infrastruktur. Das Ganze - zwei Hallen, mehrere Büroräumlichkeiten, eine Autowerkstatt und ein früher als Autoeinstellhalle verwendeter Teil im Untergeschoss - soll erst einmal «in Ordnung» gebracht werden, um «ein anständiges Bild herzustellen», fügt Michael Studer an.

«Wir starten jetzt einmal, werfen das Netz aus und schauen, wer darin hängen bleibt», sagt Istvan Akos.
Man darf gespannt sein, wie sich das Projekt «freyraum» in den kommenden Monaten und Jahren entwickelt. Gemeindepräsident Beat Frey zeigte sich an der Medienorientierung am Dienstagnachmittag jedenfalls schon einmal erfreut über die Pläne der Stiftung Abendrot. «Sie stimmen mich zuversichtlich, dass hier etwas Nachhaltiges entsteht.»