Nach dem Aus der Interkulturellen Bibliothek in Olten erweitert die Jugendbibliothek den Bestand mit fremdsprachigen Büchern.
Anfang Juli musste die Interkulturelle Bibliothek Olten (Ikubo) ihre Tore an der Aarauerstrasse 74 endgültig schliessen. Die Finanzierung konnte nicht mehr gewährleistet werden, nachdem die Stadt den bisherigen Beitrag strich.
Der Verein ist jedoch darum besorgt, dass sein Angebot nach wie vor bestehen kann, wenn auch in einer anderen Form und an einem anderen Ort. Dank der Zusammenarbeit des Vereins mit der Jugendbibliothek Olten, wird das Angebot für fremdsprachige trotzdem weiterhin fortgeführt. Denn die Bibliothek nimmt anstelle der Ikubo Medien in verschiedenen Sprachen in ihren Bestand auf. Diese werden nach den Herbstferien bei der Jugendbibliothek erhältlich sein.
Die Schliessung der Ikubo drohte bereits seit dem letzten Jahr, als die Stadt die Finanzierung strich. Kurzfristig konnte der Engpass dank einer Spende des gemeinnützigen Frauenvereins Olten zwar überwunden werden, für den definitiven Weiterbestand der interkulturellen Bibliothek hat es jedoch leider nicht gereicht. Nachdem der Bibliothek das Wasser monatelang bis zum Hals stand, ging sie schliesslich definitiv unter.
Glücklicherweise fand der Verein in der Jugendbibliothek Unterstützung. Ikubo-Präsident Yabgu R. Balkaç ist überzeugt, mit dieser neuen Lösung einen guten Weg gefunden zu haben. Nun könne sich der Verein darauf konzentrieren, gemeinsam mit der Jugendbibliothek Synergien zu nutzen.
Einige der bisher rund 4000 Büchern in 25 Sprachen habe der Verein zum Teil in Lagerräumen gelagert. Diese sollen weiterhin verwendet werden. Weitere Bücher sind wieder zurück in der Bibliomedia in Solothurn, von welcher sie ursprünglich erworben wurden. «Das ist sozusagen eine Bibliothek für Bibliotheken», erklärt Roland Hochstrasser, Leiter der Jugendbibliothek. Auch diese werde künftig Bücher aus der Bibliomedia beziehen.
Für Balkaç ist zudem wichtig, dass das Angebot für fremdsprachige Bücher nach wie vor erhalten bleibt, egal in welcher Form. «Die Kinder sollen nicht unter der Entscheidung der Stadt leiden müssen», meint der Präsident. Aus diesem Grund haben intensive Gespräche mit der Jugendbibliothek Olten stattgefunden.
Hochstrasser bestätigt, dass sie das fremdsprachige Angebot erweitern werden. Er hofft, dass rund 500 Jugend- und Kinderbücher in Armenisch, Arabisch und in weiteren Sprachen nach den Herbstferien erhältlich sind. Auch er findet es wichtig, das bisherige Angebot der Ikubo irgendwie weiterführen zu können. «Es ist doch schade, wenn die Kinder ihren Eltern nicht mehr erzählen können, was sie in der Schule erlebt haben», sagt Hochstrasser. Deshalb ist es essenziell, beide Sprachen aktiv pflegen zu können. Die Muttersprache und die Standardsprache Deutsch.
Und genau aus diesem Grund habe die Zusammenarbeit stattgefunden. Hochstrasser hält jedoch fest: «Wir haben mit dem Verein nichts zu tun. Wir schauen einfach, dass wir fremdsprachige Bücher anbieten können.» Andere Projekte der Ikubo wie Geschichts- oder Vorlesestunden könne das Personal der Jugendbibliothek nicht abhalten. «Dafür fehlt uns einfach das nötige Fachwissen», bemerkt Hochstrasser.
Balkaç ist jedoch darum bemüht, auch dieses Angebot nach wie vor möglich zu machen. «Die freiwilligen Helfer der Ikubo werden Lesestunden nach Möglichkeit in der Jugendbibliothek abhalten», verrät der Präsident. Der Verein bliebe schliesslich trotz der Einstellung des Bibliothekbetriebs erhalten. «Eigentlich haben wir einfach keine Räumlichkeiten mehr», sagt Balkaç zudem.
An der Neuausrichtung der Ikubo wird gearbeitet. Wobei Neuausrichtung laut Balkaç das falsche Wort sei: «Ikubo bleibt Ikubo, daran ändert sich nichts.» Am 20. September wird eine ausserordentliche Generalversammlung stattfinden, wo über die Weiterführung des Vereins diskutiert wird.
Dafür wird ein neues Konzept vorgestellt, das momentan noch ausgearbeitet wird. Eine Option könnte jedoch sein, dass die Nutzer und Nutzerinnen nicht mehr zu der Ikubo gehen, sondern diese die Lesungen zu den Nutzern nach Hause bringt. «Der Mensch kommt dann nicht mehr zum Buch, sondern das Buch zum Menschen», meint Balkaç und lacht.
Seit dem 1. September hat das Begegnungszentrum Cultibo die Räumlichkeiten der Ikubo übernommen. «Wir haben den Raum gemietet. Dieser ist aber offen und kann von anderen genutzt werden», sagt Cultibo-Leiter Christoph Wüthrich. Wie dies aber genau aussieht, wird sich im Verlaufe dieses Monats zeigen. Ob eine Zusammenarbeit mit der Ikubo zustande kommt, ist aus deshalb noch unsicher.