Das Geschäft Antiquitäten am Zielemp feiert das 30-Jahr-Jubiläum. Im Jubiläumsjahr ein Neustart vor Augen.
Der Name des Betriebs passte ausgezeichnet zum architektonischen Cachet seines Standorts: Antiquitäten am Zielemp: 30 Jahre lang. 1982 nämlich eröffneten Silvia und Markus Borner an derZielempgasse 17 in Olten ihr Verkaufs- und Ausstellungsgeschäft, zogen aber nur wenige Jahre später an die Hauptgasse 10, ins Kornhaus. «Aus Platzgründen», wie sich Markus Borner erinnert. Hier wie da galt ein Blick ins Ladeninnere als Augenschmaus für Passanten. Drei Jahrzehnte lang offenbarte der Blick durchs Schaufenster die Affinität der Ladenbesitzer für Stilsicheres, Gehaltvolles, Wahres aus der Abteilung gutbürgerliches Schweizer Mobiliar des 18. und 19. Jahrhunderts.
So nämlich beschreibt Borner jenes Segment, in welchem er als Käufer und Verkäufer von Antiquitäten tätig ist. Und das erst noch mit Auflagen: «Ich kaufe nur, was mir gefällt», so sein Leitsatz, der für die Restaurationsarbeiten allerdings nicht gilt: «Wir führen selbstverständlich auch Auftragsrestaurationen für Möbel aus allen andern Zeiträumen durch», sagt er. Aufträge dieser Art seien ein wichtiges Standbein in Ergänzung zum Handel. Nicht zuletzt darum wurde «Antiquitäten am Zielemp» als Begriff ein solcher für alle.
Laufkundschaft von einst
In den letzten 30 Jahren hat sich vieles verändert. «Ich entsinne mich, dass wir in den Anfangsjahren sehr viel Laufkundschaft bedienen durften», blendet Borner , der gelernte Kunstdrechsler, Möbelschreiner und Restaurator mit Zusatzausbildungen zurück. Kundschaft aus der Stadt und der Region. Borners Geschäft liess die Altstadt am Charme des Traditionellen, des Eingesessenen, des Gepflegten teilhaben, vermittelte so etwas wie Standesbewusstsein.
Vermittelte? Das Präteritum passt exakt. Vor wenigen Tagen nämlich ist Borner ausgezogen, hat im Jubiläumsjahr den angestammten Standort verlassen, betreibt das Geschäft zwischenzeitlich in Rickenbach weiter, wo sich schon immer Atelier und Lager befunden haben. Den Umzug begründet er mit betrieblichen Umständen. «Für die Kundschaft ändert sich dadurch nichts», sagt er. Telefone und andere Kontakte laufen über die gewohnten Kanäle, lediglich auf Ausstellungstücke in gediegener Umgebung muss der Kunde derzeit verzichten. Aber Borner wäre nicht Borner , hätte er mittelfristig nicht eine wahre Alternative bereit. Im Auge hat der knapp 60-Jährige ein Projekt in Obergösgen. Ein Hochstudhaus aus dem späten 17. Jahrhundert soll die neue Bleibe für Borners Antiquitäten am Zielemp werden. Optimistisch gerechnet könnte dies bereits in einem guten Jahr der Fall sein. «Vielleicht», sagt der Restaurator.
Ein Blick zurück
Wer auf 30 Betriebsjahre in der Antiquitätenbranche zurückblicken kann, gehört zum Establishment der Szene. Das lässt sich für Antiquitäten am Zielemp getrost sagen. Borner erfüllte Aufträge für den Kanton, restaurierte Mobiliar vom Schloss Waldegg, solches von Neu-Bechburg. Derlei Herausforderungen hätten die Firma mit besonderem Stolz erfüllt, hätten bislang zu den Höhepunkten der beruflichen Karriere gehört. «Parallel dazu durften wir immer auch hochwertige Aufträge von Privatkunden ausführen», schiebt Borner nach.
Punktuell noch immer gefragt
Mittlerweile regieren in der Antiquitätenbranche etwas ruhigere Zeiten. Borner macht diesen Umstand an den eher nüchternen Wohnstilen fest. Wobei die Nachfrage nach antiken Möbelstücken immer wieder aufblitzt. «Punktuell sind sie noch immer gefragt. Aber funktional und qualitativ top müssen sie sein.» Er glaubt auch festgestellt zu haben, dass die Wohntrends kippen, wieder mehr Textiles und Klassisches Einzug hält. Die Zahl der Antiquariate hingegen habe abgenommen. «So viele von uns gibts tatsächlich nicht mehr», sagt er und zählt die Betriebe schier an einer Hand ab. Da muss es also einen Schlüssel für so viel Kontinuität bei Antiquitäten am Zielemp geben.
Neben seriösem Wirken und Fachkenntnissen in der Formensprache der Epochen zählt der Restaurator und Antiquar auch die Teilnahme an der «Fine Art» in Zürich zu den Erfolgsschlüsseln seines Wirkens. «Die lückenlose Präsenz der letzten 30 Jahre dort hat ermöglicht, unsern Namen in potenziellen Kundenkreisen zu etablieren.» Heute stammen zwei Drittel der Kunden aus dem Grossraum Zürich. Eine spezielle Erinnerung Borners an die «Fine Art»? «Die Neunzigerjahre waren die goldenen. Ein Auszugstisch mit 12 Stühlen, Directoire, eine dem Klassizismus zuzuordnende Stilrichtung – das waren Schlager. Kombinationen dieser Art waren abends weg», sagt er.
Vom Oltner Zielemp aus hat Borner also quasi die Schweiz erobert: mithilfe einer guten Nase, Fachkenntnissen und seriösem Wirken. Unverzichtbar dabei: seine «treuen, verlässlichen und aufmerksamen Mitarbeitenden», wie Bornersie nennt. «Als Team sind wir die Basis für alles», sagt er. Eine Erkenntnis, die nicht erst nach 30-jähriger Berufserfahrung auftaucht. Das hat Borner schon von allem Anfang an gewusst.