Olten
Heitere Liebeswirren im Karneval

Vergnügliche musikalische Unterhaltung bot die Strauss-Operette «Eine Nacht in Venedig» im Stadttheater Olten.

Peter Kaufmann
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Vor den Gondeln in den Kanälen Venedigs und auf dem Markusplatz spielt sich ein charmantes Verwirr- und Verwechslungsspiel ab.

Vor den Gondeln in den Kanälen Venedigs und auf dem Markusplatz spielt sich ein charmantes Verwirr- und Verwechslungsspiel ab.

BRUNO KISSLING

Heutzutage übernachten jährlich über acht Millionen Touristen in Venedig. Vor einem Vierteljahrtausend war dem noch nicht so: Grosse Aufregung herrscht jedenfalls, weil der Herzog von Urbino eine Nacht in Venedig verbringen möchte. Der edle Herr gilt als Frauenheld und auch die Ankündigung, dass er einen Verwalterposten zu besetzen habe, sorgt für Aufregung in der guten Gesellschaft. An einem Maskenball zu Beginn des Karnevals will der Herzog endlich die hübsche Ehefrau eines Senators verführen, die er seit einem Jahr nicht vergessen kann. Doch im Karnevalstrubel ist es nicht leicht, hinter den Masken die richtige Person zu entdecken. Ein heiteres Verwirr-, Verwechslungs- und Verkleidungsspiel beginnt: Rund um den illustren Venedigbesucher kreisen zwei schöne Frauen aus dem Volk, die sich als Senatorengattin ausgeben, deren eifersüchtige Liebhaber, leicht vertrottelte Politiker und viele andere Karnevalsbesucher, die sich einfach auf Kosten des Herzogs vergnügen wollen.

«Wie so herrlich zu schaun»

Fast ein Jahrzehnt nach seinem Welterfolg «Die Fledermaus» komponierte der Wiener Operettenkönig Johann Strauss (Sohn) nach einer französischen Theatervorlage die komödiantische Operette «Eine Nacht in Venedig», die 1883 in der Wiener Zweitinszenierung zum Erfolg wurde. Wie in seinem Meisterwerk setzt sich der «Fledermaus»-Komponist in der «Nacht in Venedig» kritisch mit Adelsdünkel und Standesunterschieden auseinander, legt aber allen Hauptrollen vorwiegend poesievolle Liebeslieder in den Mund: «Komm in die Gondel, mein Liebchen» oder auch «Wie so herrlich zu schaun».

Im Stadttheater Olten war die Strauss-Operette in der Tournee-Inszenierung des in seiner Sparte renommierten Operettentheaters Salzburg zu sehen: Ein paar Versatzstücke aus der Lagunenstadt – Torbögen, eine kleine Brücke, eine halbe Gondel – und dazu geschmackvolle Kostüme sorgten für das nötige südliche Kolorit. Neue Zwischentexte und die sorgsame Personenführung der erfahrenen, weltweit tätigen Regisseurin Lucia Meschwitz stützten die Handlung dieser traditionellen, klassischen und durchaus witzigen Einstudierung, die dem überaus zahlreich erschienenen Publikum sicht- und hörbar viel Vergnügen bereitete. Dazu bei trug auch das Tourneeorchester, das der Wiener Kapellmeister Christian Pollack leitete, der sich auch von ein paar wenigen Patzern der Bläser nicht aus der Ruhe bringen liess.

Ausgezeichnete Solistenleistung

Eine klassische Operetteninszenierung braucht gute Sänger/-innen und Darsteller/-innen, damit sie zu begeistern vermag. Aus dem Ensemble herausragend war in der Rolle des herzenbrechenden Herzogs der Luzerner Sangeskünstler Daniel Zihlmann, der mit seiner kräftigen Tenorstimme sehr textverständlich sang und auch sein komödiantisches Können voll einsetzen durfte. Überzeugend besetzt waren auch die wichtigsten Frauenrollen: Eva Maria Kumpfmüller als gewitztes Fischermädchen, Elisabeth Fruhmann als Köchin und die Senatorengatinnen Angelika Ratej, Franziska Stanner und Brigitte Wegenberger. Für Witz und Tempo sorgten auch Martin Fösel als Diener Caramello und Marcel Kraml als Makkaroni- respektive Spaghettikoch. Sechs Mitglieder des Dortmunder Ballettensembles Illo Tempore brachten zu den orchestralen Walzern sogar mit Spitzentanz heitere Stimmung aus Venedig – oder doch aus Wien? – in den Oltner Theatersaal.