Olten
Grüne der Region sagen Nein zum Hooligan-Konkordat

Die 22. Generalversammlung der Grünen Region Olten blickt aufs ein erfolgreiches Wahljahr zurück. Neben dem Hooligan-Konkordat wurde auch über Fremdes diskutiert. Dafür wurde Islamwissenschaftlerin Amira Hafner-Al-Jabaji eingeladen.

Urs Amacher
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Referentin Amira Hafner-Al-Jabaji umrahmt vom Vorstand (v.l.) Siv Lehmann, Iris Schelbert, Paul Edel, Amira Hafner-Al-Jabaji, Anna Engeler, Jonas Himmelreich, Beate Hasspacher (es fehlt Myriam Frey).

Referentin Amira Hafner-Al-Jabaji umrahmt vom Vorstand (v.l.) Siv Lehmann, Iris Schelbert, Paul Edel, Amira Hafner-Al-Jabaji, Anna Engeler, Jonas Himmelreich, Beate Hasspacher (es fehlt Myriam Frey).

Urs Amacher

Es waren die Wahlen in die städtischen Behörden, welche das vergangene Jahr prägten, und sie nahmen im Jahresbericht des Präsidiums, den Siv Lehmann vortrug, denn auch den grössten Raum ein. Nachdem Iris Schelbert am 3. März 2013 bereits im ersten Wahlgang den Einzug in die Oltner Exekutive schaffte und dabei das beste Resultat vor allen andern neun Stadtratskandidaten erreichte, trat sie für das Amt des Stadtoberhaupts an.

Damit kandidierte erstmals eine grüne Politikerin für das Oltner Stadtpräsidium. Sie führte einen intensiven Wahlkampf. Unter dem Motto «Mit Iris reden» luden die Grünen alle Einwohnerinnen und Einwohner der Eisenbahnstadt zu verschiedenen Aktivitäten ein, so beispielsweise zu einem Fürobe-Bier auf der Alten Brücke. Zwar war nach anderthalb Jahrhunderten die Zeit der FdP abgelaufen, aber schliesslich doch noch nicht reif für ein grünes Stadtpräsidium.

Origineller Wahlkampf

Parallel dazu standen Gemeinderatswahlen an. Die Grünen warben an originellen und gut besuchten Anlässen um die Gunst der Stimmenden. In einer Tour d’Olten beispielsweise zeigten sie zu behebende Schwachstellen bei den Oltner Velorouten auf. Die Bilanz: Alle sechs Wiederkandidierenden wurden gewählt, der siebte Sitz im Stadtparlament ging allerdings verloren.

Ein Meilenstein in der Chronik der Grünen war das Präsidium im Gemeinderat. Anna Engeler als jüngste Parlamentspräsidentin leitete für ein Jahr die Ratssitzungen umsichtig, kompetent und immer freundlich, so Siv Lehmann in ihrem Jahresbericht.

Die Versammlung, die erneut im Quartierzentrum Cultibo stattfand, bestätigte den Vorstand ebenso wie die beiden Co-Präsidentinnen. Die Sitze der zurücktretenden Paul Edel (Kassier) und Jonas Himmelreich (Sekretär) bleiben vorerst vakant. Der Vorstand setzt sich also wie folgt zusammen: Myriam Frey und Siv Lehmann (CoPräsidium) sowie Anna Engeler, Beate Hasspacher und Iris Schelbert.

Schliesslich beantragte Julian Frey, die Nein-Parole zum geplanten Hooligan-Konkordat zu fassen. Julian Frey ist Fan des EHC Olten und Mitglied des Referendums-Komitees. Er kritisierte, dass mit dem Hooligan-Konkordat die Zuschauer in den Sportstadien kriminalisiert werden. «Repression gegen gewaltbereite Fans ist nicht zielführend», ist Frey überzeugt. Deshalb seien die beiden Basel dem Konkordat nicht beigetreten und setzten auf Fanarbeit. Die Grünen Region Olten folgten ihm mit 9 zu 2 Stimmen bei einigen Enthaltungen und beschlossen für die kommende kantonale Urnenabstimmung die Nein-Parole zum Hooligan-Konkordat.

Amira Hafner-Al-Jabaji zu Gast

Für den zweiten Teil des Abends hatten die Grünen die Islamwissenschafterin Amira Hafner-Al-Jabaji eingeladen, um mit ihr über die Frage «Warum haben wir Angst vor dem Fremden?» zu diskutieren. Angst generell erfüllt eine Schutzfunktion; sie hilft uns, Gefahren zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Zuviel Angst führt jedoch zur Blockade (Starre). Auch das Fremde ist zuerst einmal bloss neu und anders. Banal gesagt: Die Pizza ist fremd. Sie aber kennen wir. Wir fürchten wir uns vor dem Fremden, wenn es droht, uns etwas wegzunehmen oder gar Überhand zu gewinnen. Unterfüttert ist das Unbehagen gegenüber Zugewanderte durch die Entsolidarisierung in unserer Gesellschaft (wird etwa ein Arbeitsplatz unsicher, weil Ausländer kommen oder weil das Management bloss billige Arbeitskräfte holt?) Bedrohlich besonders ist das Fremde, das man nicht kennt. Deshalb braucht es Brückenbauer auf beiden Seiten.