Die Swisscom richtet in Olten ein Glasfasernetz ein. Das Übertragungsmedium zur Datenkommunikation hätten einige Protagonisten aber lieber aus der Hand der Stadt offeriert gesehen.
Wie diese Zeitung am Samstag berichtete, installiert Swisscom in Olten derzeit ein Glasfasernetz. «Die Einwohnerinnen und Einwohner erhalten damit Zugang zum modernsten Netz der Schweiz. Bereits im April 2017 wird mit dem Ausbau der neusten Glasfasertechnologien Fibre to the Street (FTTS) und Fibre to the Building (FTTB) begonnen», so die Mitteilung. Internet, Telefonie, Fernsehen: schnellgemacht.
Dies sehen nicht alle in Olten gleichermassen begeistert. Mahner treten auf den Plan. Als störend wird empfunden, dass nicht die Stadt eine solche Infrastruktur schafft und damit möglichst vielen Anbietern den Markt öffnet. So wie dies derzeit etwa in St. Gallen geschieht.
Die Hauptstadt der Ostschweiz installiert derzeit ein offenes Netz in städtischem Besitz, über welches alle Anbieter Dienstleistungen zur Verfügung stellen können. Kostenpunkt für die Stadt: Rund 78 Millionen Franken, wie die St. Galler Stadtwerke bestätigen. Die Swisscom ist Kooperationspartner, zahlt die übrigen 60 Prozent der auflaufenden Kosten und sichert sich damit ein Netznutzungsrecht, aber kein ausschliessliches.
Einer dieser Mahner ist Christian Ginsig, Grünliberale-Parlamentarier im Oltner Gemeindeparlament. In seinem Blog «olteneinfach.ch» schreibt Ginsig, die Stadt Olten verpasse eine Chance für freien Wettbewerb und Anbieterwahl. «Damit ich richtig verstanden werde: Was die Swisscom macht, ist absolut in Ordnung und zeugt von deren Innovationsgeist», räumt Ginsig auf Anfrage ein. Damit entstehe unbestritten ein Mehrwert für die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt, auch wenn für die meisten Haushaltungen der Standard FTTS zur Anwendung komme und nicht jener des FTTB. Letzteres gilt lediglich für grössere Liegenschaften, wie die Medienmitteilung erklärt. Der weit häufigere Standard FTTS dagegen wird von den Mahnern als «Light-Lösung» bezeichnet, weil die Glasfaserverbindung an einem Quartierverteilkasten endet und die Distanz zwischen diesem und der einzelnen Haushaltung via bestehender Kupferkabel überbrückt wird.
«Mit ihrem Engagement sichert sich die Swisscom über Jahrzehnte hinweg eine Monopolstellung», bilanziert Ginsig und moniert gleichzeitig, dass Olten ohne Digital-Strategie dastehe. «Hätten etwa die Stadt oder der Verwaltungsrat des Energieversorgers a.en rechtzeitig Gegensteuer gegeben, so könnte die Bevölkerung künftig in einem freien Netz surfen und ihren Internetanbieter selbst aussuchen.» Stichwort freier Markt. So aber bestimme die Swisscom über die Netznutzungsgebühren die Preise wesentlich mit. «Das kann für einen Haushalt leicht mehrere hundert Franken pro Jahr ausmachen», sagt Ginsig. Ein Engagement der Stadt Olten hätte zwar einiges gekostet; das weiss auch Ginsig, Aber er sagt: «Solche Investitionssummen muss man in Relation zu einem weiten Zeithorizont sehen. In St. Gallen rechnet man mit fünf Jahren, dann ist die Gewinnschwelle erreicht.» Und in 25 Jahren sollen die gesamten Investitionen dort refinanziert sein. Im kommenden Jahr ist das Netz in St. Gallen fertig gebaut.
Wie Beat Erne, Medienverantwortlicher der a.en, auf Anfrage betont, sei ein flächendeckendes Glasfasernetz zur Zeit nicht geplant. «Wir verlegen und nutzen Glasfaserkabel zu eigenen Zwecken, so etwa für den Informationsaustausch für die Netzführung Strom/Gas/Wasser oder Kommunikation mit smart meters sowie in engem Rahmen für Dritte, zum Beispiel die Vernetzung von Aussenstandorten, oder das Projekt ‹Schulen ans Netz›». Es scheint also, als würde sich der regionale Energieanbieter nicht auf eine Diversifikation in die Breitbandkommunikation einlassen. «Wir haben entschieden, uns auf das Kerngeschäft der Energieversorgung zu konzentrieren», so Stadtrat Thomas Marbet, Verwaltungsratsmitglied der a.en.