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Im Jahr 2017 kamen im Kanton Solothurn 2555 Kinder zur Welt, 204 davon in der Stadt Olten. Beim Öffnen ihrer Augen finden die Kinder sich in unterschiedlichsten Welten, Kulturen und Familienverhältnissen wieder.
Unabhängig von ihrem Hintergrund sehen sich jedoch alle Eltern mit ähnlichen Fragen konfrontiert: Was ist die richtige Ernährung für mein Kind? Entwickelt es sich richtig? Wie gehe ich mit den schlaflosen Nächten um? Was mache ich, wenn das Kind Fieber hat?
Rund 80 Prozent der frischgebackenen Eltern im Kanton suchen daher Rat und Unterstützung bei der Mütter- und Väterberatung, einer weiteren Fachstelle, die sich um das Wohlergehen von Familien, Müttern und Vätern kümmert. «Für jeden Beruf gibt es eine Ausbildung, nur für das Eltern-Sein nicht», sagt Regina Willener. Die 58-jährige Mütter- und Väterberaterin der Stiftung Arkadis in Olten besitzt über 30 Jahre Berufserfahrung und weiss, wo der Schuh bei den meisten frischgebackenen Eltern drückt. «Ab Geburt werden die Eltern 24 Stunden gefordert und kommen zum Teil fast nicht zur Ruhe. Das zehrt an den physischen sowie an psychischen Kräften und kann die Eltern an ihre Grenzen bringen», sagt sie. Zu Beginn der Elternschaft sei Schlaflosigkeit eines der Hauptthemen. «Gerade berufstätige Leute, die einen festen Tagesablauf gewohnt sind, kann die Zeit nach der Geburt aus der Bahn werfen.» Ihre Aufgabe als Beraterin sei es, in solchen Fällen die Eltern zu beruhigen und Entlastungsmöglichkeiten aus deren Umfeld zu finden.
«Ich habe festgestellt, dass heutzutage viele Eltern und Mütter auf sich allein gestellt sind», sagt Willener. Ihre Erfahrung zeigt, dass früher mehr Grossfamilien existiert haben. Gerade in stressigen Zeiten seien damals beispielsweise die Grosseltern in der Nähe gewesen, um Unterstützung zu bieten. Heute sei die Organisation der Kinderbetreuung ein grosses Problem. «Vielfach sind beide Eltern berufstätig. Mütter gehen ihrer Karriere nach oder müssen aus finanziellen Gründen auch arbeiten.»
Ohne zusätzliche Unterstützung sei es schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Besonders auch die traditionelle Familienform habe sich in vergangener Zeit verändert. Beratungsanfragen von alleinerziehenden Müttern, unverheirateten und binationalen Paaren gehörten zum Alltag. Wegen der kulturellen Unterschiede entstehen laut Willener neue Herausforderungen. «Vor allem im Bezug zur Kinderbetreuung herrschen verschiedene Ansichten. Die Meinungen gehen beispielsweise beim Schlafen auseinander: Manche Elternteile wollen das Kind im Elternbett, das Gegenüber jedoch nicht.»
Auch der Einfluss der Digitalisierung sei bei frischen Müttern bemerkbar: Google und bloggende Mütter wissen jede Menge Antworten auf Fragen der Säuglingsernährung und -erziehung. Ein aktuelles Beispiel dafür: die Debatte um die Masern-Impfung. «Die heutigen Eltern befassen sich sehr intensiv mit dem Eltern-Sein. Doch die Informationsflut verunsichert sie nur noch mehr», weiss die Beraterin. Sie liessen sich von äusseren Einflüssen leiten und vergässen dabei auf ihren intuitiven Mutterinstinkt zu hören, was oftmals das Richtige wäre. Früher hätte man sich häufiger auf das Bauchgefühl verlassen. «Ich versuche daher, den Eltern verständlich zu machen, dass jedes Kind individuell ist und dass sie am besten wissen, was ihr Kind braucht.» Nach 30 Jahren im Beruf weiss sie, wie essenziell Gelassenheit für das Aufziehen eines Kindes ist und legt das den Eltern auch sehr ans Herz.