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10 Stockwerke und damit 31 Meter hoch soll eine neues Wohn- und Geschäftshaus auf dem früheren Turuvani-Areal gleich neben den Bahngeleisen werden. Bei der Mitwirkung wird dieser Punkt am häufigsten kritisiert.
Das Gebäude soll einen «städtebaulichen Akzent» setzen an einer der zentralsten Lagen von Olten gleich beim Bahnhof, sagte Verwaltungsratspräsident Reto Bernasconi vor knapp drei Jahren gegenüber dieser Zeitung. Damals stellte seine Immobilienfirma das geplante Projekt Wohn- und Geschäftshaus auf dem Turuvani-Areal der Öffentlichkeit vor. Das Gebäude, das vom Zug aus gut sichtbar sein wird, soll «ein neues Einfahrtstor zur Stadt Olten darstellen». 10 Stockwerke und 31 Meter hoch ist die Liegenschaft geplant. Just diese Dimensionen werden nun im Mitwirkungsbericht bei mehreren Eingaben kritisiert, wie die Stadtkanzlei gestern mitteilt.
50 Wohnungen sowie Büro- und Gewerbeflächen sollen in der Überbauung an der Tannwaldstrasse 18 realisiert werden. Das Investitionsvolumen beträgt 14 Millionen Franken. Bauherrin ist die Oltner Immobilienfirma Bernasconi
Liegenschaften AG.
So monieren Mieter der Rosengasse, dass der geplante Bau auf die Wohn- und Lebensqualität «verheerende Folgen» hätte durch seine «wuchtige Ausgestaltung in Breite und Höhe» und daher nicht quartierverträglich wäre. Das Gebäude würde die anderen bestehenden Liegenschaften «schier erdrücken». Dazu käme noch der Schattenwurf. Den gleichen Punkt bemängelt auch die Firma CCB Management AG aus Baar ZG, die an der Rosengasse Liegenschaften besitzt. Bezweifelt wird, dass «ein Hochhaus mit den vorgesehenen Ausmassen im geplanten Perimeter funktional und ästhetisch in Einklang mit dem bestehenden historischen Quartier zu bringen ist». Auch die Grünen, welche sich als einzige Partei während der Mitwirkung vergangenen Juni geäussert haben, regen «eine Höhe von sechs Geschossen» an. Verwiesen wird bei den verschiedenen Eingaben auch darauf, dass die Eisenbahner-Häuser an der Rosengasse im Inventar schützenswerter Ortsbilder der Schweiz aufgeführt sind.
Die Stellungnahme der Oltner Baudirektion fällt auf den Einwand immer gleich aus. Die Frage der Gebäudehöhe sei Bestandteil des durchgeführten Projektwettbewerbs gewesen. Alle zehn beteiligten Architekturbüros seien «unabhängig voneinander» zum Schluss gekommen, «dass ein höheres Gebäude mit zehn Geschossen den gleissseitigen, prägenden Auftakt der Blockrandbebauung markieren soll».
Im Mitwirkungsbericht heisst es weiter, dass die Fachleute «die im Projekt dargestellte Höhe als eine städtebaulich überzeugende Lösung beurteilen». Zudem würde das Projekt den Vorgaben des Raumplanungsgesetzes entsprechen im Sinne einer «qualitativ hochwertigen, mit dem Verkehr abgestimmten Innenentwicklung». Das Inventar schützenswerter Ortsbilder, in dem die Rosengasse verzeichnet ist, hätte zudem keine Rechtskraft. Gemäss dem gültigen Gestaltungsplan aus dem Jahr 2004 sind die Eisenbahnerhäuschen an der Rosengasse nicht vor dem Abriss geschützt.
Die geplante Überbauung auf dem Turuvani-Areal liegt in der Kernrandzone, wo bisher eine Höhe von maximal vier Geschossen oder 13,5 Meter erlaubt sind. Damit wäre das Gebäude mehr als doppelt so hoch als bisher erlaubt. Der Gestaltungsplan inklusive Sonderbauvorschriften ist derzeit beim Kanton in der Vorprüfung, was bis zu sechs Monaten dauern kann. Danach soll die öffentliche Auflage geschehen. «Wir erwarten vom Kanton eine klare Aussage, ob dort so hoch gebaut werden darf», sagt Artur Bucher, der Architekt der Stadt Olten, auf Anfrage.
Als weiterer wichtiger Punkt neben der Gebäudehöhe wird der Verkehr bei den Eingaben thematisiert. Statt über die Neuhardstrasse und Rosengasse, wie es die Stadt sieht, soll das Gebäude nur über die südliche Tannwaldstrasse erschlossen werden. Die Baudirektion lehnt diesen Vorschlag indes ab, weil dadurch das vor wenigen Jahren eingeführte Verkehrsregime aufgegeben würde, welches den Schleichverkehr durchs Quartier, namentlich zum Einkaufszentrum Sälipark, eindämmt.
Auch eine völlig autofreie Siedlung findet bei der Behörde keinen Anklang. Schon jetzt seien für die Überbauung nur 30 Parkplätze vorgesehen. Deren 10 brauche es auch bei einer autofreien Liegenschaft, nämlich für die Gewerbekunden und die Besucher. Die Stadt rechnet mit 10 bis 31 Fahrten Mehrverkehr während der Abendspitzenstunde und spricht von einer «geringen Mehrbelastung».
Ein weiterer Kritikpunkt, der häufiger genannt wird, betrifft den zu kleinen Innenhof, welcher «als Begegnungsraum nicht ausreichend» sei.