Mittelgäu
Gäupark per Bus: Halbstündlich aussteigen in der Pampa

Für Heidi Hug aus Kappel ist die direkte Busverbindung zum Gäupark trotz Halbstundentakt eine Zumutung.

Urs Huber
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Bruno Kissling

Ach, so ein Fahrplanwechsel hat seine Tücken; so einer geht nämlich fast nie ohne Gewinner und Verlierer über die Bühne. Heidi Hug (76) aus Kappel zählt sich zu Letzteren. Und nicht nur sich, sondern alle älteren Nutzer, die sich zum Gäupark befördern lassen wollen. «Wissen Sie, im Alter ist man nicht mehr so beweglich, nicht selten gehen Menschen dann am Stock. Sie sind darauf angewiesen, möglichst ortsnah aussteigen zu können.» Das kann man verstehen.
Mit der Buslinie 507, die seit Dezember 2018 unter anderem Kappel mit dem Gäupark verbindet, kann sie sich deshalb nicht so richtig anfreunden. Grund: Die Line führt nicht mehr unmittelbar zum Gäupark, sondern bedient das Einkaufszentrum nur noch peripher. Der Ort des Aus- und Einsteigens ist, etwas moderat ausgedrückt, kein Schöner. Die Reise endet für jene Fahrgäste, die zum Gäupark wollen, im Niemandsland; etwas despektierlich ausgedrückt – in der Pampa. Das stimmt. Verkehrsintensiv ohnehin und wahnsinnig sicher ist das ganze Setting auch nicht. «Schauen Sie sich den Verkehr an», sagt Heidi Hug. Die Strasse zu queren sei für betagtere Menschen nicht einfach. Vielleicht auch aus psychologischen Gründen. Nicht alle Automobilisten nämlich bringen die Geduld auf, erst mal hinter dem auf der Fahrbahn anhaltenden Bus zu warten und dann dem Langsamverkehr grosszügig noch den Vortritt zu überlassen. Manch einer trommelt nervös und ungeduldig mit den Fingerkuppen auf sein Lenkrad. Das setzt Senioren zuweilen unter Druck.

Schlecht signalisiert

Was Heidi Hug auch noch ärgert: Die Haltestellen sind schlecht markiert. Und: Es fehlen die Wartehäuschen. Die Nutzenden der 507 aus dem Mittelgäu sind der Witterung erbarmungslos ausgeliefert: Wind, Regen, Hitze. Heidi Hug zieht an ihrer Zigarette. «Es war früher schon viel bequemer und einfacher, zum Gäupark zu gelangen. Denn wissen Sie, das Einkaufszentrum ist auch so etwas wie ein sozialer Treffpunkt. Hier begegnet man sich zuweilen und dann geht man gemeinsam auf einen Kaffee.» Nun sei die Sache doch etwas umständlicher geworden.
Es gibt für Kappeler aber auch die Möglichkeit, den Gäupark direkt anzufahren. Allerdings muss man dafür den Umweg über Hägendorf in Kauf nehmen und dort auch umsteigen. «Zeit dafür hat man sicher genug», sagt die Rentnerin. Aber auch hier gilt: umständlich, nicht ungefährlich. Wenigstens lässt sich das Billett zum Gäupark schon in Kappel lösen», sagt sie. Und etwas gereizt erklärt sie auch, die halbstündliche Verbindung zum Einkaufszentrum bringe ihrer Ansicht nach nichts: «Ich war zufrieden mit dem einstündigen Taktangebot, welches dafür direkt vor dem Gäupark endete.»

Problem erkannt: Wer löst’s?

Das Problem der Bushaltestellen sei bekannt, sagt Toni von Arx, Geschäftsführer des Busbetrieb Olten Gösgen Gäu (BOGG) auf Anfrage. Immerhin, so betont er, «verbindet die Linie 507 das Mittelgäu mit dem Gäupark jetzt halbstündlich.» Und mit der bereits erwähnten Alternativroute über Hägendorf sei die direkte Anfahrt zum Einkaufszentrum gewährleistet. Für den erwünschten Witterungsschutz sei allerdings nicht die BOGG zuständig, sondern die betreffende Gemeinde.» Also Egerkingen. Auf Nachfrage dort ist jedoch zu erfahren, dass die Gemeinde zumindest vorläufig auf die Einrichtung von Bushäuschen verzichtet. Nicht zuletzt darum, weil die Art der Verkehrsführung als nicht die definitive angesehen wird, wie Bauverwalter Markus Thommen auf Anfrage erklärt. Zudem seien die Platzverhältnisse äusserst knapp. Auf der Westseite des Gäupark, Richtung Industrie, würden Trottoir und Radweg gemeinsam verlaufen. «Und rückwärtig gibts gar keinen Spielraum», so Thommen. Nicht viel anders sieht's bei der Haltestelle im Norden des Einkaufszentrums aus. Auch hier sind die Platzverhältnisse äusserst bescheiden. «In Anbetracht der provisorischen Platzierung dieser Haltestellen hat sich die Gemeinde deshalb entschlossen, keine Wartehäuschen aufzustellen», bilanziert der Bauverwalter.

Egerkingen-Niedergösgen direkt

Die Linie 507 pendelt zwischen Egerkingen und Niedergösgen. Egerkingen soll als regionaler Verkehrsknoten gestärkt werden. Dadurch ergibt sich ein Fahrplan bedingter Druck auf die Verkehrszeiten, um die jeweiligen End-Anschlüsse zu bedienen. «Die Zeitfrage ist sicher eine Mitentscheidende», so das kantonale Amt für Verkehr und Tiefbau, Abteilung öffentlicher Verkehr, zur Frage, warum der Gäupark nicht mehr angefahren werde. Eine Zusatzschlaufe rund um den Park liegt nicht mehr drin. «Das bedeutet in der Konsequenz einen etwas längeren Fussweg für die Nutzenden der 507», meint das Amt auf Anfrage und verweist ebenfalls auf den neuen Halbstundentakt.
Im Übrigen aber sind die Entscheidungsträger überzeugt, dass die derzeitige Ausgestaltung der Linie lediglich eine Vorübergehende ist, wenn auch eine mit langer Verfalldauer. Nicht dass sich diese auf den kommenden Fahrplanwechsel im Dezember allenfalls ändern würde, wie sich Heidi Hug dies wünscht. Aber mit dem Gestaltungsplan Gäupark, welcher derzeit in Bearbeitung steht (wir berichteten), wird die definitive Linienführung angestrebt. Und zwar mit der Aussicht, dass dann sämtlich Kurse, die das Einkaufszentrum bedienen, dieses auch direkt anfahren. «Das kann innerhalb der nächsten drei, vier Jahre geschehen, allenfalls aber auch ein Jahrzehnt dauern», so das Amt für Verkehr und Tiefbau nüchtern. Schlechte Karten also für Heidi Hug.