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Seit mehr als 30 Jahren erleben sie einen regelrechten Boom, die Gartenrestaurants. Ohne sie geht im Sommer gar nichts, sagen die Gastronomen. Eine kleine Tour durch die Szene in der Region Olten-Niederamt.
«Ja, mega!», ruft Jeannette Wyss. Und zwar als Antwort auf die Frage, ob das Gartenrestaurant der «Linde» in Kappel für den Betrieb wichtig sei. Die Wirtin lässt daran keinen Zweifel; ebenso wenig die vier andern Gastrovertreter der Region. Gar «überlebensnotwendig» sei ein Gartenrestaurant, meint Nicolas Castillo, Gastgeber in der «Schlosserei Genussfabrik» in Olten.
Und Donatella Gmati vom «Wilerhof» in Starrkirch-Wil und Herbert Balz vom Obergösger «Kreuz» erklären unisono: «Gartenbeiz: sehr wichtig.» Auch Stefanie Bader, Geschäftsführerin des «Lungomare» in Olten gibt zu verstehen, es dränge die Gäste im Sommer regelrecht nach draussen. «Jedenfalls bei gutem Wetter.» Gar so sehr, dass bei Anfragen nach Tischen der Gast zur Bedingung macht, dieser müsse auf der Terrasse sein, sonst komme er erst gar nicht vorbei.
Also sind Stubenhocker, die drinnen bleiben wollen, die Ausnahme? «Ihr Anteil ist verschwindend gering», bemerkt Herbert Balz, während Donatella Gmati die Sache auf den Punkt bringt: «Drinnen leer, draussen voll.» Aber natürlich gibt’s auch jene Gäste, die «überhaupt noch nie in der Gartenwirtschaft Platz genommen haben», weiss Jeannette Wyss. Das sei auch kein Problem; man könne sein Bier auch in und nicht nur vor der «Linde» trinken.
Ähnlich pragmatisch geht man mit Indoorgästen im «Lungomare» um: «Wenn’s wirklich heiss wird, haben etwa ältere Gäste vielleicht Mühe. Dann ist die Atmosphäre drinnen fast behaglicher», so Stefanie Bader. Mit solchen Phänomenen ist man im «Kreuz» oder im «Wilerhof» nicht wirklich konfrontiert. In beiden Gastrobetrieben wartet eine eigentliche Naturterrasse auf die Gäste. «Im Schatten der Bäume kann der Temperaturunterschied im Hochsommer schnell fünf, sechs Grad betragen», sagt Balz. Das sei deutlich angenehmer als unter Sonnenschirmen und Storen.
Den Drang nach draussen erklären sich die Gastgeber eigentlich alle auf dieselbe Weise. Im Winter sei man genug drinnen. «Es gibt Gäste, die meinen jeweils, wir hätten stadtweit die schönste Terrasse direkt an der Aare», so die Gastgeberin im «Lungomare». Das sorge für Ferienfeeling. Und was städtische Attribute angeht, kann auch Nicolas Castillo mit einem Trumpf aufwarten. «Ich glaub’, die Schlosserei ist der einzige Gastrobetrieb der Stadt mit einer echten Gartenwirtschaft.»
Das würden die Leute mögen, etwas diskret das Essen und gleichzeitig die Oltner Kulisse geniessen. In etwas stadtferneren Kappel stammt das Publikum meist aus dem Dorf oder der näheren Umgebung. «Die obere Gartenwirtschaft ist immer gut besucht und die Gäste freuen sich am üppigen Blumenschmuck, während sich die untere, eher rustikale Wirtschaft für grössere Gesellschaften eignet», führt Jeannette Wyss aus.
Gartenwirtschaften haben meist nur kurz Saison, die bestenfalls gut vier, Monate anhält. Denn schon ab Mitte August zieht’s etwa die «Linden»-Gäste wieder ins Gasthaus, wie Jeannette Wyss sagt. Im «Kreuz» haben sie vorgesorgt und die gut beschattete Terrasse durch ein sonnigeres Pendant ergänzt. Das mache schon einen Unterschied, weiss Herbert Balz. Im Schatten sei’s eben für viele rasch zu kühl.
Im «Wilerhof» dagegen ist Ende September grundsätzlich Schluss, im «Lungomare» und in der «Schlosserei» kann’s Oktober werden, bis die Gartenwirtschaft schliesst. «Ist halt wetterabhängig», so beide Gastgebenden.
Aber noch ist’s nicht so weit. Schliesslich sucht der Gast die Gartenwirtschaft nicht allein der Gartenwirtschaft wegen auf. Vier der fünf Gastrobetriebe bieten auch sommers das volle Küchenprogramm. «Ein eigentlicher Hit hat sich nicht herauskristallisiert; aber Fisch läuft grundsätzlich gut in der warmen Jahreszeit», sagt Stefanie Bader.
Und in Kappel mögen sie besonders die grosse Auswahl an Salaten und kalt aufgeschnittenes Rindfleisch, während Donatella Gmati im «Wilerhof» den heimlichen Dauerbrenner «Cordon bleu» hervorhebt, in verschiedenen Varianten zubereitet. «Der läuft einfach nur sehr gut», schiebt sie hinterher. Und bei Nicolas Castillo? «‹Gazpacho Andaluz›, die kalt servierte Suppe aus Südspanien ist sehr beliebt.»
Aber auch der mediterrane Kartoffelsalat werde häufig gewünscht. Für «Kreuz»-Wirt Herbert Balz ist vieles aus seinem Angebot erwähnenswert, obwohl auch er wie Stefanie Bader keinen eigentlichen Sommerhit ausmachen kann. «Es ist wirklich schwierig, zu sagen», meint er nach kurzem Überlegen. «Das Haus-Tatar läuft gut, aber auch der Pouletsalat mit Früchten stösst auf gutes Echo.» Wichtig auf jeden Fall, dass nichts von der Stange sei. «Und dass der Gast merkt, willkommen zu sein», gibt Jeannette Wyss noch zu verstehen.