Franz Hohler und Michael Erni waren am Donnerstag als Gäste an der Oltner Buchmesse.
Die Buchmesse Olten feiert dieses Jahr ihr 10-Jahr-Jubiläum. So finden sich im diesjährigen Programm denn auch ganz spezielle Höhepunkte. Als einen solchen darf man auch den Donnerstagabend bezeichnen. Das Publikum kam in den Genuss der Darbietung eines ganz besonderen Duos.
Franz Hohler und Michael Erni sind in ihren Sparten Grössen, die man in Olten nicht mehr näher vorstellen muss. Hohler, eigentliches Urgestein der Oltner Literaten, Erni, wohl einer der bekanntesten klassischen Gitarristen der Schweiz. Jeder in seinem Genre ein sicherer Wert also. Als Duo sind die beiden eine Entdeckung.
Franz Hohler stellte sein neues Buch «Ein Feuer im Garten» vor. Dies beinhaltet Kurz- und Kürzestgeschichten. Michael Erni eröffnete den Abend mit einem Stück von Isaac Albéniz. Er entführte das Publikum nach Spanien, seine Finger tanzten über die Saiten.
Und: So wie Erni sein Instrument beherrscht, so beherrscht Hohler die Sprache. Die Geschichte, die dem Buch den Titel gab, zeugt von der Fantasie der Kinder. Bevor die Dichterin die Geschichte überhaupt erzählen kann, rennt ein Kind begeistert in den Garten, es sieht und spürt das Feuer.
Erni spielte nicht nur fremde Werke; eine Eigenkomposition widmet sich der versunkenen Kirche im Reschensee. Dieser Mann versteht etwas von seinem Handwerk: Rauschend und gurgelnd meint man das Wasser zu hören.
Im Buch von Franz Hohler finden sich auch autobiografische Texte, so bei «Seewen». Hohler ist in Biel geboren und in Seewen aufgewachsen. Für sich blieb er ein Bieler, obwohl er doch «e Seebner» war, wie man im Schwarzbubenland zu sagen pflegt. Aber was ist Heimat, wo sind wir zu Hause? Was bedeutet die Schweiz für uns, für ihn? An diesen Fragen reibt sich Hohler. Er ist bekannt dafür, auch immer wieder dezidiert Stellung zu nehmen.
So präsentiert er einen Gegenvorschlag zur Ausschaffungsinitiative, in der sich die Eidgenossenschaft explizit bei all den Ausländern bedankt, die in Spitälern, auf Baustellen oder bei der Müllabfuhr arbeiten. In einem längeren Text äussert er sich satirisch zum «Haus zum Schweizerdegen». Aber bei allem Aufreiben, bei aller Kritik, endet der Beitrag versöhnlich mit den Worten: «Im Übrigen liebe ich dieses Haus.».
Es war Thomas Knapp ein grosses Anliegen, dass Hohler an der Jubiläumsausgabe der Buchmesse auftritt. Und dass dieser nicht nur lesen sollte, sondern musikalisch begleitet werden musste, war ihm auch wichtig. So lag es nahe, dass man einen Oltner Musiker fragen würde.
Die Gestaltung des Abends lag ganz in den Händen der beiden Künstler. So kam es, dass Erni nicht nur die Texte umrahmte. Er schrieb eigens eine Komposition zum Text «Am Himmelsrand». Hohler las über Bergtouren und Erni untermalte den Text. Man spürte förmlich den «feindlichen Graupelschauer». Aber auch den Aufgang der Sonne, der «durch ein rosarotes Geschenkband angekündigt» wird.
So ergab sich ein Wechselspiel von Musik und Text, von Noten und Worten, von Melodie und Geschichte, dem man noch gerne länger zugehört hätte. Als letzte Zugabe war der kürzeste Text «Frauen» zu hören, der von Erni mit wenigen Tönen markant umgesetzt wurde. Das Experiment «Duo Hohler – Erni» darf ohne Wenn und Aber als gelungen bezeichnet werden.