Patrick Käser hat den Fischverkaufsladen am Klosterplatz geschlossen; mit dieser Zeitung hat er im Vorfeld über den in seinen Ferien gefällten Entscheid gesprochen.
Seit gut sechs Jahren sei er jetzt unterwegs, sagt er. Und: «Einmal muss ein Schlussstrich gezogen sein.» Patrick Käser, in der Stadt Olten eigentlich fast besser bekannt als Fischfritz, fährt mit der Hand flüchtig durchs Haar. «Die Sache ging immer so knapp auf», erklärt er. Und damit meint er den wirtschaftlichen Aspekt seines Fischverkaufsladens am Klosterplatz.
Leben von der Hand in den Mund, wie man so schön sagt; ohne Ferien. Die habe er schon vermisst, sagt Käser. Dass er erst an der Ziegelfeldstrasse firmierte, aber nur wenig später in die Altstadt zog, näher zu den Leuten halt, hat ihm nicht viel gebracht. «Klar, ich wurde bekannter», resümiert er. Aber bekannt sein ist nicht alles. Er nickt. Eben nur wenn die Bekanntheit auch Kunden in den Laden bringt. Käser lacht. Und dem war nicht so. Oder jedenfalls bloss teilweise.
Jetzt hat sich Käser endgültig entschieden, das Fischbusiness aufzugeben, nachdem die Geschäftsaufgabe erst ruchbar, dann widerrufen und jetzt doch bestätigt wurde. Offen ist, was Käser künftig tun will. «Arbeit suchen», meint er unsentimental. Gleiches gilt für die Zukunft des Verkaufsladens am Klosterplatz. Vielleicht bleibt dieser in irgendeiner Form der Stadt erhalten. Käser zuckt mit den Schultern.
Fisch ist ein leicht verderbliches Gut und gehört längst nicht zum gefälligen Standard der Bewohner einer mittelländischen Kleinstadt wie Olten. Das hat Käser erfahren müssen. «Vielleicht bin ich mit meiner Idee der Zeit ein paar Jahre voraus», sinniert Fischfritz. Fischfritz – ein absoluter Bombenname eigentlich, der von einem Grafikerkollegen Käsers stammt. «Der Name ist gut, das stimmt», sagt Käser. Aber mit dem Namen verhält es sich so wie mit der Bekanntheit.
Dennoch: Käser konnte auf eine recht grosse Stammkundschaft zählen. «Vielleicht waren es an die 60 Personen. Und die Mehrzahl von ihnen kam nicht aus der Stadt.» Käser blickt um sich. Ja, woher dann? «Es war zu 80 Prozent eigentlich eine überregionale Kundschaft, aber viele kamen aus Lostorf», reicht er nach. Auch welche aus dem Bern- und Baselbiet, dem Luzernischen und dem Aargau. Der Kontakt mit den Kunden habe ihm gefallen, sagt Käser. Und die Beratungstätigkeit ebenfalls. «Aber wissen Sie, vielleicht legt das Gros der Kunden gar keinen Wert auf diesen Aspekt des Einkaufs», mutmasst er.
Dabei hatte er zu Beginn seiner Gewerblerkarriere noch mit dem Gedanken gespielt, neben seinem Stammladen eine Filiale eröffnen zu können. «He nu», sagt Käser, der sich selbst als echtes Oltner Gewächs bezeichnet und der jetzt, mit 45 Jahren, nach neuen Perspektiven umschauen muss. «Ich hab die Situation wohl falsch eingeschätzt.»
Dabei: Der Mittvierziger hat immer wieder sinniert, wie er das Fischgeschäft hätte hochbringen können. Mit einer Küche, um Take-away-Waren über die Gasse verkaufen zu können. «Das wär was geworden», mutmasst er. Und warum wurde die Idee nicht umgesetzt? Käser schweigt, und reibt stoisch Zeigefinger an Daumen. «Wer hat so viel Pinke-Pinke...» hiess doch der Song der späten 1940er-Jahre.
«Vielleicht bin ich auch kein Geschäftsmann.» Käser blickt auf. Natürlich sei sein Entscheid mit einem gewissen Bedauern verbunden. «Und vor allem zu Beginn nagt das Ganze auch am Selbstwert», gesteht der gelernte Landschaftsgärtner, der im Engadin mit dem Fliegenfischen vertraut und später eben zum Fischfritz wurde.
Die Natur liege ihm am Herzen. Und deshalb beobachte er auch mit grosser Besorgnis das Schwinden der Fischbestände. Weltweit. «Ich weiss nicht, ob das alles gut kommt», sagt Käser, der erst vor kurzem ein Firmenschild oberhalb des Eingangs anbringen liess. Da war die Welt noch in Ordnung gewesen.