Olten
Faszinierende Begegnung mit Stargeigerin Arabella im Konzertsaal

Ein grosses Publikum, das den Konzertsaal Olten am Mittwochabend einmal mehr bis auf den letzten Platz besetzt hatte, wollte sich die Begegnung mit der viel gerühmten deutschen Stargeigerin Arabella Steinbacher nicht entgehen lassen.

Kurt Heckendorn
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Arabella Steinbacher und die Festival Strings Lucerne gastierten vor vollen Rängen.

Arabella Steinbacher und die Festival Strings Lucerne gastierten vor vollen Rängen.

BRUNO KISSLING

Preisgekrönte CD-Aufnahmen sowie ausverkaufte Konzerte – wie neulich auch im berühmten «goldenen Saal» im Wiener Musikverein – haben weltweit zu ihrem Ruf als Ausnahmegeigerin beigetragen.

Begleitet wurde sie an diesem Abend von den Festival Strings Lucerne, die ihr unter der diskreten – aber aufmerksamen, inspirierenden – Leitung ihres Konzertmeisters Daniel Dodds zu ebenbürtigen Partnern wurden.

Intensiv und überraschend

Quasi als Ouvertüre erklang das vitale Concerto in Re, das Igor Strawinsky im Auftrag von Paul Sacher geschrieben hat und das am 21. Januar 1947 zum 20. Geburtstag des Basler Kammerorchesters unter der Leitung des Auftraggebers seine Uraufführung erlebt hatte.

Ohne Dirigent – aber sorgfältig koordiniert von Daniel Dodds – gelang den Streichern eine eindrückliche Interpretation der drei kurzen Sätze: Intensiv, durchpulst von markanten Rhythmen im eröffnenden Vivace; überraschend zärtlich in den Legato-Kantilenen des 2. Satzes (Arioso: Andantino) und von unwiderstehlicher Motorik im Finalsatz (Rondo: Allegro).

Für die beiden Violinkonzerte die Wolfgang Amadé Mozart wohl noch vornehmlich für seinen eigenen Gebrauch in der zweiten Hälfte des Jahres 1775 geschrieben hat, gesellten sich noch je zwei Oboen und Hörner zu den exzellenten Streichern.

Und dann erschien – vom Oltner Publikum freundlich begrüsst – in einem wunderschönen grünen Konzertkleid die bezaubernde Solistin Arabella Steinbacher.

In bestem Einvernehmen mit dem aufmerksam folgenden Orchester spielte sie auf ihrer sagenhaften Stradivari-Geige in schlichter, berührender Natürlichkeit die beiden Juwelen in D und A unter Mozarts Violinkonzerten.

Klar und lupenrein, mit berückendem Ton bis in die extremsten Lagen, mit makelloser Technik und elegant all die dynamischen und rhythmischen Vorgaben Mozarts ideal umsetzend. Wunderschön ihre innig leuchtenden Töne im Andante cantabile und massvoll graziös erklang das Thema im französisch angehauchten Rondeau des Konzertes KV 218.

Delikat eingeleitet vom Orchester nach der Pause das Konzert KV 219. Getragen von unendlicher Ruhe der erste Einsatz der fabelhaften Solistin. Schönheit pur – jedoch fern jeder übertriebenen Süsse – in den betörenden Tönen, die Arabella Steinbacher für das Adagio fand.

Köstlich das Rondeau-Thema im Stile eines höfischen Menuettos, fantasievoll immer wieder neu eingeleitet von der faszinierenden Solistin; und im eingeschobenen Moll-Teil durfte das vorzügliche Orchester sogar dämonische Akzente setzen.

Dank für Rosen und Beifall

Mit einem Satz aus der virtuosen 2. Solosonate von Eugène Ysaÿe, mit Motiven von J. S. Bach und einem Zitat des «Dies irae», dankte Arabella Steinbacher – auch etwas nachdenklich machend – für die Rosen und den herzlichen Beifall.

Den Schluss bildete Mozarts herrliche A-Dur Sinfonie KV 201, bei der das Orchester noch einmal seine vielen Qualitäten zeigen konnte: das samtene Fundament der Violoncelli und Bässe, die feinen Farben der Oboen und die (hier) auch prächtig differenziert aufspielenden beiden Hörner.

Eindrücklich gelangen der famosen Streichergruppe die von leiser Wehmut getragenen Töne im 2. Satz (Andante) und wirbelnd zog der Schlusssatz mit seinen überraschenden Auftakten vorbei. Auch das Orchester bedankte sich mit einer Zugabe: einem kurzen, entzückenden Finalsatz aus einer frühen Sinfonie in C von Mozart.