Punktlandung des Oltner Fasnachtsumzugs: Kein Stau, keine Wartezeiten und ein Plakettengrossverkauf.
Eine Stunde und 17 Minuten. So lang sollte er dauern, der Oltner Fasnachtsumzug 2020. Dies jedenfalls hatte der Umzugsverantwortliche des Fuko, Raphael Schenker, in Aussicht gestellt. «Ich fress’ einen Besen, wenn’s nicht funktioniert», hatte er noch hinterhergeschickt. Vor zwei Jahren hatte der Umzug eine gefühlte Ewigkeit gedauert und war von zahllosen Staus begleitet. So etwas hallt nach.
So viel vorweg: Schenkers Prophezeiung wurde gestern wahr, fast auf die Minute genau. Die rund 1300 Umzugsteilnehmenden in 38 Nummern mit über 20 Wagen und Tausenden von Zaungästen kamen in den Genuss eines zügig verlaufenden Spektakels. Und erst noch bei milden Temperaturen. Hatten die ewigen Bedenkenträger noch vorausgesagt, an der Ecke Römerstrasse/Baslerstrasse würde es wegen einer Baustelle, notabene der einzigen auf der ganzen Strecke – zu grösseren Verkehrsstaus kommen: nada, null, nichtig. Selbst der grösste und längste Koloss im Umzugstross, jener der Fröscheweid-Zunft, fand den Rank. Ok, ein positioniertes Verkehrsschild musste ein bisschen verschoben werden, aber sonst. Alles paletti. Keine langwährenden Staus, keine Leerzeiten, ein kluges Platzmanagement auf den Kontermarschpassagen. Alles funktionierte tipptopp.
Das Gelbe vom Ei wollte sie sein, die Altstadtzunft und rief aus: «We are the yellow of the egg!» Da lässt sich gesunder Selbstwert nicht mit gutem Gewissen verneinen. Unbewusst hatten die Altstädter damit aber auch gleich den heurigen Fasnachtsumzugs umschrieben: keine Staus, keine Wartezeiten und ein Grossverkauf an Plaketten. «Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf des Umzugs», sagt Fuko-Präsident Beat Loosli. Alles sei unfall frei über die Bühne gegangen und der Plakettenverkauf ausserordentlich gut gelaufen. «Das haben wir schon gemerkt, dass der Rücklauf aus den Verkaufsstellen geringer ausfiel als sonst», weiss Loosli.
Wie Schenker schon gesagt hatte im Vorfeld des Umzug: Zweimeterfünfzig in der Breite, mehr liegt nicht drin. Und die Wagenbauer hielten sich offenkundig daran. Es gab überhaupt auffallend viele Fasnachtswagen. Zumindest eine der Zünfte glänzte mit einer Premiere. Die Banause sind jetzt auch unter die währschaften Wagenbauer gegangen und liessen bei der Premiere schon mal Greta Thunberg hochleben, die als Freiheitsstatue selbst einen Eisbär als Zugpferd für eine ökologischere Welt einspannt. Auch andere Zünfte übrigens liessen sich von der Diskussion um den Klimandel oder Naturphänomenen inspirieren: Die Glugger aus Trimbach etwa oder die Guggi Zunft: Robin Hood, der Wald ist nicht genug!
Es gab gar so viele Fasnachtswagen, dass die Kleingruppen schier untergingen. Es sei denn, sie würden sich so benehmen wie die Hexenschabernacktruppe aus dem zürcherischen Dietikon. Die Meister des Intrigierens am Strassenrand, fernab von zugeworfenen Orangen, Bonbons oder Guetzli. Die Hexentruppe versteht sich im Umschmeicheln und Umgarnen, ehe die Kilos Konfetti in den Kragen überraschter Zuschauer gestopft werden. Und weil’s Hexen sind, wagen sie sich nicht nur an Frauen, sondern auch an Männer heran. Sind sie dann abgezogen, wird verständlich, was der Begriff «staubfreie Konfetti» zu bedeuten hat. Andernfalls wird man am Strassenrand den Juckreizfall nicht mehr los.