Lehrerkonferenz
Es gilt, die Balance zu finden: Gesamtschulleiter zieht Zwischenbilanz

An der Oltner Gesamtlehrerkonferenz ging es um Visionen für die künftige Bildung. Gesamtschulleiter Thomas Küng, seit zehn Monaten im Amt, zog zudem eine erste Bilanz.

Jürg Salvisberg
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Seit rund zehn Monaten ist Thomas Küng Gesamtschulleiter von Olten.

Seit rund zehn Monaten ist Thomas Küng Gesamtschulleiter von Olten.

Jürg Salvisberg

Seit rund zehn Monaten hat Olten einen neuen Gesamtschulleiter. Thomas Küng nützte die Gesamtlehrerkonferenz für eine Zwischenbilanz und das Ankündigen erster Marksteine. Die Lehrpersonen müssten nicht mit einer Kritikflut rechnen, könnten sich aber auch nicht auf Lorbeeren ausruhen. «Wir wollen die Prozesse und Veränderungen verstehen und daraus Kräfte entwickeln», sagte der 48-jährige Luzerner. Dabei gelte es auch in der Bildung die Balance zwischen Tradition und Innovation zu finden.

In welche Richtung die Reise führen könnte, versuchte in der Schützi Zukunftsforscher Stefan Pabst aufzuzeigen. Der Projektleiter am Zürcher Think Tank W.I.R.E riet den Lehrpersonen zwar, sich mit Veränderungen anzufreunden, gab aber auch zu verstehen, dass viele nach dem Beispiel der selbstfahrenden Autos möglicherweise weniger schnell in den Alltag finden als auch schon angekündigt. Dennoch müssten wir mit gesundem Menschenverstand einen Umgang mit den Megatrends finden. Dazu zählten die steigende Lebenserwartung, die allein schon zu stetem Lernen verpflichte, die Individualisierung, die Urbanisierung, das zunehmende Gesundheitsbewusstsein und die Digitalisierung.

Der studierte Philosoph und Physiker lotete anhand verschiedener digitaler Applikationen aus, in welchen Bereichen die Digitalisierung tatsächlich sinnvollerweise Schule machen könnte. Diverse Lernplattformen, eine neue Lernarchitektur und virtuelle Welten könnten tatsächlich die Bildung perfektionieren und auch demokratisieren. Stefan Pabst wies aber auch deutlich auf die Ambivalenzen hin: Mehr Gestaltungsraum heisse auch mehr Komplexität, mehr Individualisierung bedeute mehr Isolierung, mehr Effizienz ziehe mehr Angleichung nach sich, mehr Sicherheit führe zu stärkerem Kontrollverlust, mehr Spezialisierung zum Verlust der Gesamtschau. E-Learning und virtuelle Stoffvermittlung werden laut Pabst fester Bestandteil der Lehre, doch diese müssten auf einer soliden Allgemeinbildung aufbauen und könnten das kritische Denken nicht ersetzen.

«Digitale Bildung ist extrem teuer», gab Pabst auf dem Platz Olten ausserdem zu bedenken. Thomas Küng, nach der Budgetkrise in Finanzfragen schon routiniert, sieht für seine Schule trotzdem Gestaltungsraum. Mit einem erkennbaren roten Faden und einer konkreten Mehrjahresplanung möchte der Gesamtschulleiter den Herausforderungen einer unsicheren und komplexen Welt begegnen und im politischen Prozess erfolgreich bestehen. Mit einem gemeinsamen Verständnis und einer Vision ergebe sich die nötige Klarheit im Handeln an der Basis. Wo die Partizipation und das Engagement der Lehrkräfte gefragt sind, will der neue Gesamtschulleiter an Teamevents im November zur Diskussion stellen.